
Volkshilfe zum Tag der Arbeitslosen: Bei Arbeitslosen zu sparen, ist verkehrt!
Fenninger: „Unterstützen, weiterbilden, qualifizieren statt sparen – vor allem bei Langzeitarbeitslosgen, Älteren und MigrantInnen!“
Wien (OTS) – „Es gibt keinen Grund, beim Kampf gegen Arbeitslosigkeit nachzulassen.“, sagt Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich anlässlich des Tages der Arbeitslosen am 30. April. Zwar zeigt die Statistik, dass im März 2018 um 9,1 Prozent weniger Personen arbeitslos waren als im Vorjahr. Und auch bei der Langzeitarbeitslosigkeit gibt es einen Rückgang um fast 11 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist aber immer noch auf einem hohen Niveau, verglichen mit der Zeit vor der Finanzkrise 2008. „Eine Arbeitslosenquote von 8 Prozent ist in einem Land wie Österreich kein Anlass zum Jubeln. Im Gegenteil: Die positiven Entwicklungen sowie die gute Budgetlage müssten genutzt werden, um Strukturreformen umzusetzen. Dass die Bundesregierung stattdessen den Sparstift ansetzen will, ist ein Schritt in eine Zukunft mit weniger Chancen für Benachteiligte und trägt letztlich zu einer negativen Entwicklung der gesamten Gesellschaft bei.“
Geringer Rückgang der Arbeitslosigkeit in Generation 50+
Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr sind vor allem Jugendliche und Personen im Haupterwerbsalter betroffen. Geringer fällt der Rückgang für Personen ab 50 Jahren aus: „Beinahe 102.000 Personen über 50 sind arbeitslos. Das sind 5.800 weniger als im Vorjahr. Trotzdem ist die Arbeitslosigkeit bei diesen Personen weniger gesunken als insgesamt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
Es gibt immer mehr ältere Menschen, die auch vermehrt noch am Arbeitsmarkt aktiv sind. Zusätzlich ist diese Altersgruppe aber auch überproportional von verfestigter Arbeitslosigkeit betroffen.“, sagt der Direktor.
Langzeitarbeitslose Menschen unterstützen
Langzeitarbeitslosigkeit betrifft häufig Menschen, die wenig beschäftigungsfähig und in vielen Fällen mehrfach benachteiligt sind. „Häufig betroffen sind Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, benachteiligte Personen oder, wie erwähnt, ältere Personen. Sie stecken ganz oft in einem Teufelskreis.“ Einerseits weist ein Großteil der Betroffenen Eigenschaften auf, die eine Integration in den Arbeitsmarkt ohnehin schwer ermöglichen. Andererseits wirkt auch die Dauer der Arbeitslosigkeit als zusätzlich erschwerend. „Eine lange Dauer der Arbeitslosigkeit führt zu Dequalifizierung, gesundheitlichen Beeinträchtigungen und auch zur Demotivation, womit sich die Wiedereingliederungschancen – selbst bei vorhandenen Arbeitsplätzen – reduzieren. Hinzu kommt ein diskriminierendes Verhalten von Unternehmen gegenüber Langzeitarbeitslosen und speziell gegenüber Älteren.“
Mehr statt weniger Mittel!
Wie die letzten Monate gezeigt haben, lohnen sich Investitionen in der Arbeitsmarktpolitik, so der Direktor: „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei den Über-50-Jährigen ist unter anderem eine Auswirkung der Aktion 20.000 – wenngleich dieser bei der erwähnten Personengruppe niedriger ist als insgesamt. Wir halten die vorzeitige Beendigung der Aktion deshalb für einen großen Fehler.“. Darüber hinaus die AMS-Förderungen zu kürzen, würde sich dramatisch auswirken, meint er fortführend: „Von den Auswirkungen werden genau jene betroffen sein, die besonders schützenswert sind, weil sie schon jetzt von überdurchschnittlicher Benachteiligung betroffen sind:
Ältere, Langzeitarbeitslose und MigrantInnen. Zudem werden zahlreiche weitere Jobs wegfallen wie beispielsweise jene von DeutschtrainerInnen.“
Statt Kürzungen brauche es einen Ausbau, um den Trend der rückwirkenden Arbeitslosigkeit fortzusetzen: „Mit öffentlichen Investitionen in den Ausbau der Sozial- und Bildungsinfrastruktur kann die Anzahl an Langzeitarbeitslosen sowie die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit langfristig gesenkt werden. In Kombination dazu braucht es eine aktive Arbeitsmarktpolitik, die es ermöglicht, Zeiten der Arbeitslosigkeit sinnvoll für Weiterbildung und Qualifizierung zu nutzen.“.
Es geht um Menschen!
Nicht zuletzt ruft Erich Fenninger in Erinnerung, dass Arbeit mehr als Geld verdienen bedeutet: „Wer den Job verliert, dem bzw. der droht die gesellschaftliche Isolation. Arbeitslosigkeit belastet die Psyche und wird zur Gefahr für die Gesundheit. Sogar prekäre Arbeitsverhältnisse wirken sich langfristig aus.“ Das gelte es nicht zu vergessen. Zudem würde ein gut ausgebauter Sozialstaat Chancen für alle eröffnen – sowohl auf individueller, als auch auf gesamtgesellschaftlicher und auf wirtschaftlicher Ebene: „Staatliche Transfer- und Versicherungsleistungen verringern die Zahl der Armutsgefährdeten von potentiellen 3,8 Millionen Menschen auf 1,2 Millionen. Nochmals höher werden die Umverteilungseffekte, wenn öffentliche Sachleistungen mitberücksichtigt werden. Sozialstaatliche Transferleistungen und Investitionen in soziale und öffentliche Infrastruktur tragen somit dazu bei, Ungleichheiten teilweise auszugleichen – und davon profitieren letztlich alle Menschen“, so Fenninger abschließend.
Volkshilfe Österreich
Melanie Rami, MA
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