Erstmals in Österreich: Expertenstatement Neurodermitis

Expertengremium stellt Leitfaden für die Diagnose und Behandlung der häufigsten chronisch entzündlichen Hauterkrankung vor

Wien (OTS) – „Um das Bewusstsein für Neurodermitis bei
Ärztinnen und Ärzten zu schärfen, haben Pädiater und Dermatologen erstmals in Österreich ein Expertenpapier zu Neurodermitis erstellt“, erklärte Univ. Prof. Dr. Klemens Rappersberger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) bei der Präsentation des Expertenstatements am 17. September 2019 in Wien.

Bei Neurodermitis handelt es sich um eine chronische, genetisch bedingte Erkrankung. Rund 20 Prozent aller Kinder im ersten Lebensjahr sind davon betroffen. Neurodermitis kann aber auch im Erwachsenenalter auftreten, wo sie besonders schwierig zu diagnostizieren ist.

Das Expertenstatement soll bestehende Leitlinien nicht ersetzen. „Es stellt vielmehr eine praktische Grundlage dar, damit sich Ärztinnen und Ärzte auf den neuesten Stand bringen und ihr Wissen auffrischen können“, wie Rappersberger betont. Aber auch Eltern und Betroffene finden im Expertenstatement gesicherte Informationen, wie man am besten mit Neurodermitis umgeht.

Das Expertenstatement Neurodermitis gibt einen Überblick über die Erkrankung: von der Definition über die Entstehung, das klinische Erscheinungsbild, die diagnostischen Möglichkeiten bis hin zu den verfügbaren Therapien. Das Spektrum der Behandlungsoptionen bei Neurodermitis erweitert sich stetig. So steht etwa eine neue Therapieoption für Patienten mit schwerer Neurodermitis zur Verfügung; außerdem zeigen klinische Studien mit einer neuen Substanz aus der Gruppe der „JAK-Inhibitoren“ gute Ergebnisse.

Insgesamt zehn Expertinnen und Experten aus Österreich aus den Gebieten Dermatologie und Pädiatrie haben an der Erstellung des Expertenstatements mitgearbeitet, das den „State-of-the-Art der aktuellen Therapie und Diagnostik zusammenfasst“, betont Univ. Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer, Leiterin der Arbeitsgruppe Pädiatrische Dermatologie der ÖGDV.

Der chronisch phasenhafte Verlauf stellt eine besondere Herausforderung dar: Phasen mit starker Entzündung und Juckreiz wechseln – oft auch spontan – mit Phasen der leichten oder deutlichen Besserung, in denen manche Betroffene hauptsächlich an trockener Haut leiden. „Das Wichtigste bei der Behandlung der Neurodermitis ist die Basistherapie“, so Volc-Platzer. Daneben konnte in mehreren Studien auch der positive Effekt von strukturierten Schulungsprogrammen nachgewiesen werden. „Die Neurodermitis-Schulung dient dem Patienten-Empowerment.“

Dr. Christine Bangert, Oberärztin an der Universitätsklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität Wien, unterstreicht, dass „bei allen atopischen Erkrankungen Allergien eine wesentliche Rolle spielen“. Bei Kindern müssen vor allem Nahrungsmittelallergien abgeklärt werden, denn sie betreffen rund ein Viertel aller Kinder mit Neurodermitis. Bei Erwachsenen spielen inhalative Allergene wie Birkenpollen oder Hausstaubmilben eine größere Rolle. „Eine generelle Neurodermitis-Diät gibt es aber nicht“, sagt Bangert.

Einen Fokus auf die Eltern, die oft Schuldgefühle haben, legt Univ. Prof. Dr. Zsolt Szépfalusi von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Wien, „Eltern haben per se nichts falsch gemacht, wenn ihr Kind Neurodermitis entwickelt.“ In vielen Fällen kommt es über die Jahre hinweg zu einer Spontan-Remission oder Spontan-Teilremission, sodass letztlich „im Erwachsenenalter nur noch drei Prozent der Bevölkerung von Neurodermitis betroffen sind“.

Verlagshaus der Ärzte
Dr. Agnes M. Mühlgassner
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