vwbf-Exkursion nach München: Lehren aus der Wohnungskrise

Wien (OTS) – In München herrscht akute Wohnungsnot. Die Miet- und Wohnungspreise sind in den letzten Jahren explodiert und machen München heute zur teuersten Stadt Deutschlands. Gleichzeitig hat sich das Angebot an Sozialwohnungen drastisch reduziert. Zuletzt ist es sogar zu Demonstrationen gegen den Wohnungsmangel gekommen. Im Rahmen einer Exkursion nach München machte sich der Verein für Wohnbauförderung (vwbf) jüngst ein Bild über die Wohnungskrise und ihren Ursachen und erkundigte sich über Strategien der Stadtverwaltung zur Verbesserung der Wohnungsversorgung. vwbf-Obmann Michael Gehbauer zieht Bilanz: „Die Stadt München bemüht sich nach Kräften. Was fehlt, ist ein starker und aktiver gemeinnütziger Wohnungssektor.“

Die Delegation des vwbf, die sozialdemokratische Interessengemeinschaft im Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen, besuchte von 9. bis 11. Oktober die bayrische Landeshauptstadt. Dort traf sie mit zahlreichen Vertretern der Münchner Stadtverwaltung und Stadtpolitik zusammen und besichtigte innovative Projekte von kommunalen Wohnungsgesellschaften. Im Mittelpunkt dabei: wohnungs-und stadtentwicklungspolitischen Modelle zur Bekämpfung der starken Mietpreissteigerungen und Ankurbelung des leistbaren Wohnungsbaus.

Alleine zwischen 2015 und 2018 sind die Erstbezugsmieten im privaten Wohnungssegment in München um 20 Prozent auf 19,9 Euro/m2/Monat in die Höhe geklettert. Zum Vergleich: In Wien macht die Erstbezugsmiete mit 10,2 Euro/m2/Monat um die Hälfte weniger aus. Während in München die durchschnittliche Miete 10,8 Euro/m2/Monat beträgt, beläuft sie sich in Wien auf nur 5,8 Euro/m2/Monat. vwbf-Obmann Gehbauer: „Das höhere Mietniveau in München hat wesentlich mit dem geringeren Stellenwert des kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsbaus zu tun“. Er liegt aktuell bei einem Anteil von nur 8 Prozent. In Wien ist er demgegenüber mit deutlich über 40 Prozent eine tragende Säule des leistbaren Wohnens, der damit auch wirksam das Mietniveau am gesamten Wohnungsmarkt dämpft.

München steht vor der Situation, dass jährlich mehr geförderte Wohnungen aus der Sozialbindung fallen und damit dem preisgeschützten Wohnungssegment verloren gehen, als durch die Fertigstellungen neuer geförderter Wohnungen hinzukommen. Nicht so in Wien: Hier sind die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) mit 4.500 neuen Wohnungen für rund 40% der Wohnungsproduktion verantwortlich. „Gemeinnützige Mietwohnungen bleiben – im Gegensatz zu privaten, gewerblichen Wohnungen – auch nach Ablauf der Förderung mit einer Grundmiete von nur 1,8 Euro/m2/Monat sozial gebunden auch nächsten Bewohnergenerationen erhalten“, erklärt der vwbf-Obmann, der weiters betont: „In Zeiten des grassierenden Wohnungsmangels rächt es sich in Deutschland nun bitter, dass Ende der 1980er Jahre die Wohnungsgemeinnützigkeit abgeschafft wurde.“ Gerade der preisgünstige, auf Dauer preisgeschützte Wohnungsbestand der gemeinnützigen Wohnungsunternehmen und deren aktive und enge Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand bei der Stadtentwicklung, wie sie sie Wien auszeichnet, fehlt aktuell besonders.

Wie in Wien gilt auch in München die Verfügbarkeit von Grundstücken zu angemessenen Preisen als zentrale Herausforderung für leistbaren Wohnungsbau. Mit der SoBoN (Sozialgerechte Bodennutzung) und mehreren Modellen, die bestimmte Quoten auf städtischen und privaten Flächen für den geförderten Wohnbau vorsehen, versucht die Stadt München mehr leistbares Wohnungsangebot zu schaffen. Ein auch in Deutschland viel beachtetes Bodenmobilisierungsinstrument in Wien ist demgegenüber die Widmungskategorie für den geförderten Wohnbau, die bei neu auszuweisenden Flächen eine Grundstückspreisobergrenze von 188 Euro/m2 und einen Anteil von zwei Drittel für den geförderten Wohnbau vorsieht.

„Insgesamt zeigt der Lokalaugenschein in München, wie wichtig unser ausgeklügeltes Wohnbausystem aus einer starken gemeinnützigen Wohnungswirtschaft mit ihrem sozial gebundenen Mietwohnungsbestand, eine bedarfsorientierte Wohnbauförderung und eine enge Partnerschaft mit der öffentlichen Hand für einen funktionierenden Wohnungsmarkt ist“, erklärt vwbf-Obmann Gehbauer. Nach Jahren der Privatisierung von Wohnungsbeständen und Ausdünnung der Wohnbauförderung fehlt es in München an allen Ecken und Enden an erschwinglichen Mietwohnungen. Der vwbf-Obmann abschließend: „Gerade deshalb, sollten wir auch hierzulande größten Wert darauf legen, unseren gemeinnützigen Mietwohnungsbestand nicht durch eine gesetzlich verpflichtende Kaufoption zu schmälern, sondern durch neue Maßnahmen zu fördern.“

Mag. Artur Streimelweger
Verein für Wohnbauförderung
Tel.: 0699/12195304
Email: a.streimelweger@vwbf.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender