Kollektivvertragsverhandlungen im Sozialbereich

DÖJ ist strikt gegen die 35-Stunden Woche – Leidtragende wären die Kinder, die nicht in ihrer Familie aufwachsen können

Österreich (OTS) – Die österreichische Jugendhilfe betreut oder unterstützt laufend ca. 40.000 Kinder in schwierigen Lebenssituationen. Der Dachverband der Österreichischen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen (DÖJ) ist Teil der Sozialwirtschaft. 13.000 MitarbeiterInnen sind in der Jugendhilfe tätig, die von der Sozialwirtschaft in den Kollektivvertragsverhandlungen vertreten werden.
Zu den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen nehmen wir als Dachverband Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen wie folgt Stellung:

Der DÖJ spricht sich strikt gegen eine 35-Stunden Woche aus!

* Erziehung lässt sich nicht rationalisieren bzw. zeitlich verkürzen. Leidtragende einer Arbeitszeitverkürzung wären die Kinder und Jugendlichen, da sie sich auf noch mehr Bezugspersonen einstellen und einen noch häufigeren Beziehungswechsel erdulden müssten. Derzeit gibt es keinen gesellschaftlichen Konsens für eine weitere Verringerung der Wochenarbeitszeit. Wir fragen, warum genau jener Bereich eine Vorreiterrolle einnehmen soll, in dem die Dauer der Anwesenheit von Mitarbeitenden für die die Qualität der Arbeit (Erziehung ist Beziehungsgestaltung) eine wichtige Rolle spielt.

* Die Übernahme der Mehrkosten einer 35-Stundenwoche ist von den Ländern nicht abgesichert. Nur in wenigen Bundesländern werden die Ergebnisse der Kollektivvertragsverhandlungen zur Grundlage der Kostenerstattung an die privaten Jugendhilfeeinrichtungen gemacht. Es ist daher zu befürchten, dass diese Kosten von den Einrichtungen durch Qualitätsreduktion „erkauft“ werden müssen.

* Wir bezweifeln, dass die Attraktivität des Berufsstandes der Sozialpädagoginnen und SozialarbeiterInnen wesentlich durch Arbeitszeitverkürzung gehoben werden kann. Viel wichtiger sind der Betreuungsschlüssel, die Gruppengrößen, durchgehende Doppelbesetzungen und eine Unterstützung in belastenden Situationen, die im Falle einer Arbeitszeitverkürzung besonders gefährdet erscheinen.

Dachverband Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen
DSP Gerald Herowitsch-Trinkl
Obmann DÖJ
0699/11888019
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