Landau: Soziale Gerechtigkeit beim Thema Energie nicht vergessen!

Caritas Sozialberatung: Steigender Bedarf bei Energie und Wohnen. Heizen zu können und jederzeit das Licht einzuschalten ist nicht für alle Menschen in Österreich selbstverständlich.

Wien (OTS) – „Wohnen und Energie sind existentielle Bestandteile unseres täglichen Lebens. Doch die Wohnung heizen zu können und jederzeit das Licht einzuschalten ist nicht für alle Menschen in Österreich selbstverständlich und die starken Preissteigerungen, mit denen wir jetzt konfrontiert sind, treffen besonders jene, die ohnehin schon unter Druck stehen“, warnt Caritas Präsident Michael Landau anlässlich des Tages der sozialen Gerechtigkeit. „In den Caritas Sozialberatungen häufen sich in den vergangenen Monaten die Beobachtungen, dass sich immer mehr Menschen die Mieten und Energiekosten nicht mehr leisten können. Sie müssen sich oft durch Stundungen von Monat zu Monat retten und jedes Monat hoffen, in den kommenden Wochen noch Warmwasser zu haben oder kochen zu können. Und sie haben Sorge, dass Strom oder Gas abgedreht wird.“

Preissteigerungen treffen nicht alle gleich

Im Hinblick auf die Teuerungen, die vor allem im Energiesektor auf Haushalte zukommen, sorgt sich Landau besonders um jene Menschen, die bereits jetzt schon den Großteil ihres Einkommens für Wohnen und Energie ausgeben: „Steigende Energiepreise bei gleichen Einkommen treffen vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen besonders hart:
Menschen, die in Teilzeit arbeiten, Alleinerziehende, Mindestpensionist*innen und beispielsweise Bezieher*innen der Sozialhilfe NEU.“ In den Caritas Sozialberatungen zeigt sich, dass energiearme Haushalte schon jetzt mit Zahlungsrückständen und Abschaltungsdrohungen kämpfen. Die Ersparnisse sind aufgrund Arbeitslosigkeit durch die Pandemie oder lange Phasen der Kurzarbeit vielfach aufgebraucht, so Landau: „Die Schere zwischen Einkommen und Ausgaben droht nun durch die Teuerung noch weiter auseinanderzugehen“.

Die Bezahlbarkeit von steigenden Energiepreisen ist nur ein Teil der Problematik von Energiearmut, eine andere Herausforderung stellen schlecht ausgestattete Wohnungen und Häuser dar. „Während besserverdienende Menschen Einfluss auf ihre Wohnsituation nehmen können, sind Menschen mit niedrigeren Einkommen dazu gezwungen, die billigste Wohnung zu mieten. Während Wohnungseigentümer*innen ihr Heizsystem selbst wählen können, sind Mieter*innen von ihren Vermieter*innen abhängig“, so Landau. Die Auswirkungen machen sich dann wiederum finanziell bemerkbar: „Günstige Wohnungen sind häufig schlecht isoliert und verfügen zusätzlich über ein teures Heizsystem, was spätestens bei der Jahresabrechnung für böse Überraschungen sorgt.“

Einmalzahlungen kurzfristig hilfreich – Armutsbekämpfung
braucht langfristige Lösungen

„Der verdoppelte Teuerungsausgleich für Menschen mit niedrigen Einkommen ist nicht nur eine wichtige, sondern eine absolut notwendige Maßnahme“, begrüßt Landau den erhöhten Teuerungsausgleich, welcher vergangene Woche im Sozialausschuss beschlossen wurde. Noch nicht final beschlossen und ebenso dringlich ist für armutsbetroffene Menschen auch der von der Bundesregierung angekündigte Energiekostenausgleich in der Höhe von 150 Euro, um die steigenden Energiepreise abzufedern, so Landau: „Bislang konnten Einmalzahlungen an vielen Stellen Schlimmstes verhindern. Es ist daher wichtig, dass die Mittel jetzt rasch bei jenen Menschen ankommen, die sie so dringend brauchen.“

Einmalzahlungen sind keine langfristige Lösung für Sozialleistungen, die nicht armutsfest sind. Neben den Einmalzahlungen brauche es jetzt vor allem langfristige wirksame Reformen, so Landau weiter: „Wir sehen in unseren Sozialberatungsstellen, dass etwa die Sozialhilfe NEU Menschen verstärkt unter Druck bringt. Die Höhen sind österreichweit uneinheitlich und zu niedrig, um steigende Lebenserhaltungskosten abdecken zu können. Auch die aktuelle Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes verhindert Armut in vielen Fällen nicht und entspricht nicht den tatsächlichen Bedarfen. Wir weisen aus unseren Beobachtungen aus der tagtäglichen Praxis schon lange auf diese notwendigen Reformen hin. Ohne Reformen, die eine soziale Handschrift tragen, kann die Armutsspirale in Österreich nicht beendet werden.“ 1,22 Millionen Menschen in Österreich sind armutsgefährdet. Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, diese Zahl in dieser Legislaturperiode zu halbieren. Dafür braucht es langfristige Reformen bei den Sozial- und Familienleistungen, so Landau: „Klare Mindeststandards bei der Sozialhilfe NEU, eine Anpassung der Familienleistungen an tatsächliche Kinderkosten sowie eine Erhöhung der Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes auf ein existenzsicherndes Niveau – diese dringend notwendigen Reformen stehen aus und werden erfolgsentscheidend darüber sein, ob die Bundesregierung ihr selbstgestecktes Ziel erreichen wird.“

Caritas Österreich
Melanie Wenger-Rami
Pressesprecherin, Leitung Öffentlichkeitsarbeit
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