Nach der Influenza-Saison ist vor der Influenza-Saison

Europaweites Manifest fordert Maßnahmen zur Erhöhung der Durchimpfungsrate

Wien (OTS) – Die Influenza-Saison 2017/18 ist vorbei, nachdem sie das Land fast drei Monate lang im Griff gehabt hatte. Während in Österreich mehrheitlich ein B-Stamm in den Virusproben nachgewiesen wurde (B-Yamagata), stellte sich die Lage in den einzelnen Ländern Europas unterschiedlich dar. Die Durchimpfungsrate war – wie auch schon in den vergangenen Jahren – niedrig, auch im Europavergleich. Eine neu gegründete Initiative fordert nun auch auf europäischer Ebene Maßnahmen ein, um mehr Menschen zum Impfen zu bewegen.

Start der Influenzasaison zu Jahresbeginn

Der erste nachgewiesene Influenza-Fall in der Saison wurde in der Kalenderwoche 46 gemeldet. Die Grippewelle – also ein Ansteigen der Fallzahlen auf ein epidemiologisches Niveau – begann allerdings erst in der der ersten Jännerwoche 2018. Und dauerte bis Ende März an.[1] Am Höhepunkt, Anfang Februar, schätzte die AGES die Anzahl der Erkrankungsfälle auf 1.793 Grippe- und grippeähnliche Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Fast identisch (1.795 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) mit dem Vorjahr, nur der Zeitpunkt war anders. Letzte Saison war der Höhepunkt bereits Anfang Jänner erreicht. Besonders betroffen waren heuer kleine Kinder in der Altersgruppe zwischen 0 und 4 Jahren. In der schlimmsten Phase der Grippewelle waren knapp mehr als 4.000 Kinder pro 100.000 Einwohnern von Grippe- oder grippeähnlichen Erkrankungen betroffen.[2] Deutlich mehr als am Höhepunkt 2016/17.

B-Stamm in Österreich dominant, nicht jedoch in allen
europäischen Ländern

In den eingesendeten österreichischen Proben wurde zu über 70 Prozent der sogenannte B/Yamagata-Virusstamm nachgewiesen. Das letzte Mal sehr dominant war ein B-Stamm in der Saison 2015/2016, damals wurden in 54% der getesteten Proben Influenzaviren vom Typ B nachgewiesen. Europaweit stellte sich die Lage heuer eher heterogen dar. Anfang April war in einigen Ländern im Norden und Osten des Kontinents ein A-Stamm vorherrschend, in anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich oder Türkei, ebenfalls ein B-Stamm.[3] Während man früher angenommen hatte, dass B-Stämme schwächere Krankheitsverläufe mit sich bringen, wurde dies in der Zwischenzeit widerlegt. Wie man gerade in dieser Saison besonders gut erkennen kann, erkranken an B-Stämmen aber häufiger Kinder als Erwachsene. Und diese bewältigen die Erkrankung meist leichter als ältere Menschen. Aber Kinder sind auch der Motor der Influenza und stecken leicht Erwachsene (z.B. ihre Großeltern) an. Daher wurden auch die schweren Verläufe überwiegend vom B-Typ verursacht und betrafen hauptsächlich Personen über 15 Jahre.[4]

Niedrige Durchimpfungsrate

In einer vorläufigen Analyse zur Impfstoffwirksamkeit (Vaccine Effectiveness), in der fünf europäische Studien zusammengefasst wurden, wurde eine Schutzwirkung zwischen 25 und 52 % nachgewiesen.[5] Nicht vergessen werden darf aber nach wie vor, dass es bei der Influenza-Impfung ja vor allem darum geht, schwere Folgeerscheinungen wie Lungenentzündungen zu verhindern und den Krankheitsverlauf generell abzumildern. Und das funktioniert auch dann, wenn die Vaccine Effectiveness nicht so hoch ist. Dazu kommt, dass durch regelmäßiges Impfen auch eine gewisse Kreuzprotektivität gegen jene Influenza-Stämme entwickelt wird, die gerade nicht im Impfstoff enthalten sind. Daher sollten sich alle Risikogruppen – Kinder, Schwangere, ältere Menschen und chronisch Kranke – jedes Jahr impfen lassen. Derzeit ist das aber ganz und gar nicht der Fall. Die Durchimpfungsrate, errechnet auf Basis der abgegebenen Impfdosen beträgt auch dieses Jahr nur magere 6,4%*. Im Vergleich zum Vorjahr ist das zwar eine Steigerung von fast einem Prozent, insgesamt ist die Rate aber nach wie katastrophal. Bezogen auf alle Risikogruppen sollte sie laut EU-Empfehlung 75 Prozent betragen. In anderen europäischen Ländern sind die Durchimpfungsraten zwar ebenfalls nicht gut, aber immerhin besser. Eine Studie über mehrere Länder gerechnet weist im Durchschnitt 41,8 Prozent bei älteren Menschen, 50,3 Prozent bei Personen mit chronischen Erkrankungen, 23,6 Prozent bei schwangeren Frauen und 25,7 Prozent beim Gesundheitspersonal auf.[6]

Neue Initiative auf Europäischer Ebene

Aufgrund der niedrigen Durchimpfungsraten und der vielen Influenza-bedingten Todesfälle haben Experten aus den Bereichen Politik, Patientenorganisationen, Ärzte und Industrie zu Beginn des Jahres eine neue Initiative ins Leben gerufen: The EU Manifesto on Influenza Vaccination (Das EU-Manifest für die Influenzaimpfung). Diese wird auch von Vaccines Europe, dem Dachverband der Europäischen Impfstoffhersteller, unterstützt. Gefordert werden Maßnahmen zur Erhöhung der Durchimpfungsraten, um die Krankheitslast der Bevölkerung zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen. Dazu gehören beispielsweise das Monitoring der Krankheitsfälle und der Durchimpfungsraten, Kommunikations- und Trainingsmaßnahmen für das Gesundheitspersonal und ein verbesserter Austausch auf Europäischer Ebene. Als „Tochter“ von Vaccines Europe unterstützt der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller diese Initiative auf österreichischer Ebene.

Weitere Informationen unter [http://eufightingflu.com] (http://eufightingflu.com/)

Quellen:

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[1] Wöchentliche Meldungen des Diagnostischen Influenza-Netzwerks Österreichs (DINÖ)

[2] [https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/grippe/]
(https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/grippe/) zuletzt
abgerufen am 16.4.2018

[3] [http://flunewseurope.org/] (http://flunewseurope.org/) zuletzt abgerufen am 16.4.2018

[4] [http://flunewseurope.org/] (http://flunewseurope.org/) zuletzt abgerufen am 16.4.2018

[5] Rondi M., et.al., Interim 2017/18 influenza seasonal vaccine effectiveness: combined results from five European studies, Eurosurveillance, Volume 23, Issue 9, 01/Mar/2018

[6] ECDC, TECHNICAL REPORT Seasonal influenza vaccination in Europe Vaccination recommendations and coverage rates in the EU Member States for eight influenza seasons 2007–2008 to 2014–2015.

Mag. Uta Carstanjen
Fine Facts Health Communication
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Mag.a Renée Gallo-Daniel
Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller
Mobil: +43 664 544 62 90
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