
SPÖ-Enquete zur Zukunft der Lehre (2): ExpertInnen für verbesserte Ausbildung und mehr Durchlässigkeit zwischen Bildungslaufbahnen
Wien (OTS/SK) – Stärken, Schwächen und Herausforderungen für die duale Berufsausbildung aus Sicht der Bildungswissenschaft waren Inhalt von zwei Impulsreferaten bei der Enquete des SPÖ-Parlamentsklubs heute im Parlament. Universitätsprofessor Peter Schlögl, Bildungswissenschafter an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt, verwies auf die Stärken der dualen Ausbildung in Österreich: arbeitsmarktorientierte Berufsprofile, Erhalt einer betrieblichen Kultur von Jugendbeschäftigung, Lernen im Prozess der Arbeit, Interesse der Öffentlichkeit an berufsqualifizierender Ausbildung, Expertise durch die Sozialpartner und die Möglichkeit, über die Berufsreifeprüfung Zugang zum Hochschulsystem zu bekommen. Aus diesen Faktoren resultiere auch die hohe internationale Wertschätzung für unser System. ****
Herausforderungen sieht er durch das im internationalen Vergleich sehr niedrige Einstiegsalter in die Lehre, wachsenden Spezialisierungsdruck der Unternehmen, wenig berufspädagogisches Wissen in kleinen Unternehmen und die zunehmende Vielfalt der Lehrlinge, was Vorwissen und Leistungsfähigkeit betrifft. Schlögl plädierte deshalb u.a. für mehr sektorenübergreifende Zusammenarbeit. Außerdem brauche es eine Professionalisierung der Ausbildungspraxis und verpflichtende Weiterbildner der Ausbildner – „hier gibt es noch Luft nach oben“. Die Unterschiede in der Qualität der Ausbildung seien zwischen den Betrieben sehr hoch. So könnten die Betriebe vom pädagogischen Know-How der Schulen profitieren. Auch die Aus- und Weiterbildung der betrieblichen Ausbildner sollte intensiviert werden; Ausbildungsstandards müssten verbindlich umgesetzt werden. Die „Bringschuld“ für eine erfolgreiche Ausbildung könne ja nicht allein bei den Lehrlingen bei der Abschlussprüfung liegen.
Sandra Bohlinger, Professorin für Erwachsenenbildung an der TU Dresden, verwies in ihrem Impulsreferat auf den Zusammenhang zwischen einer stark verankerten Berufsausbildung in Theorie und Praxis mit geringen Quoten von Jugendarbeitslosigkeit in Staaten wie Österreich. Die frühe Einbindung von Lehrlingen in betriebliche Abläufe und die enge Kooperation der Akteure wie Staat, Sozialpartner und Betriebe seien die wesentlichen Säulen für den Erfolg der dualen Berufsausbildung und der Fachkräftesicherung. Neue Herausforderungen ergeben sich für Bohlinger u.a. durch die zunehmende „Abwanderung“ in den Hochschulbereich sowie neue Berufsbilder durch die Entwicklung zu „Industrie 4.0“. „Wie können wir junge Menschen auf Berufe vorbereiten, die es zum Teil noch gar nicht gibt?“ Als mögliche neue Ansätze für die Berufsausbildung nannte die Wissenschafterin u.a. die Steigerung der Attraktivität etwa durch Marketingmaßnahmen, stärkere Einbindung der Lehrbetriebe in die Forschung zur Sicherung der Ausbildungsqualität, mehr Durchlässigkeit zwischen den Systemen und zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung sowie bessere Anrechnung ausländischer Qualifikationen. (Schluss) mr/ah/mp
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