
Volkshilfe: Kinderarmut ist der Skandal der Gegenwart
EU-SILC Zahlen für 2017 zeigen: Armutslagen verfestigen sich – vor allem bei Kinder
Wien (OTS) – Es gibt immer mehr Menschen, die ihre Grundbedürfnisse nicht decken können. Das zeigen die heute präsentierten EU-SILC Zahlen, sagt Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich:
„Die Zahlen machen außerdem klar, dass es immer mehr Kinder gibt, deren Lebensbedingungen sich verschlechtert haben. Insbesondere gibt es noch mehr Kinder, welchen gesunde, ausgeglichene Ernährung verwehrt bleibt sowie neue Kleidung, wenn die alte abgenutzt ist. Noch mehr Kinder, die in Haushalten leben, welchen es finanziell nicht möglich ist, unerwartete Ausgaben zu tätigen und welche mit Zahlungen im Rückstand sind.“
In Zahlen sind es 324.000 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre die 2017 armutsgefährdet sind – 35.000 Kinder und Jugendliche mehr im Vergleich zu 2016. Gar 390.000 Kinder sind ausgrenzungs- und armutsgefährdet. Fenninger: „Die Auswirkungen sind nicht nur unmittelbar, sondern begleiten die betroffenen Kinder ihr Leben lang. Ihnen wird die Teilhabe an der Gesellschaft verwehrt und ihre Zukunftsperspektiven verkleinern sich auf ein Minimum.“
Leben die Kinder und Jugendlichen in Ein-Eltern-Haushalten oder in Mehrpersonenhaushalten mit mindestens drei Kindern steigt ihre Armutsgefährdung auf 35% bzw. auf 26%. Fenninger: „Der Anstieg von Armut in Mehrpersonenhaushalten ist eine mögliche Konsequenz aus Maßnahmen wie der Deckelung der Mindestsicherung. Die politisch Verantwortlichen müssen sich dem hohen Einfluss sozialpolitischer Maßnahmen bewusstwerden. Die Antwort auf Armut darf nicht eine weitere Zertrümmerung des Sozialstaats sein!“
Verfestigung von Armutslagen
4% der ÖsterreicherInnen sind von erheblicher Deprivation betroffen, so Erich Fenninger weiter: „Wir stellen fest, dass jene unter noch stärkeren Druck kommen, die ohnehin schon unter sehr schlechten Bedingungen leben mussten. Zusätzlich steigt die Anzahl der Menschen, die von dauerhafter Armutsgefährdung, d.h. im letzten Jahr und in mindestens zwei weiteren Jahren, betroffen sind.“
Während 2016 643.000 Menschen bzw. 8% von dauerhafter Armut betroffen waren, sind es 2017 730.000 bzw. 9%. Einen Rückgang verzeichnet mit rund 1,15 Millionen oder 14% die zeitweilige Betroffenheit.
Frauen stark von Altersarmut betroffen
Armut ist weiblich, das ist in Österreich immer noch traurige Tatsache, sagt Fenninger weiter: „Frauen sind besonders gefährdet, weil sie weniger verdienen als Männer, weil sie brüchigere Erwerbsbiographien haben und deshalb auch im Alter nicht entsprechend abgesichert sind, und weil sie mit Erwerbsarbeit und dem überwiegenden Teil der Betreuungs- und Sorgearbeit mehrfach belastet sind.“
Besonders von Altersarmut sind Frauen aktuell weit häufiger betroffen als Männer, zeigen die EU-SILC Zahlen: Von rund 200.000 armutsgefährdeten Menschen über 65 sind fast 140.000 Frauen – das entspricht 70%.
Sozialstaat ausbauen, statt zerschlagen!
Sozialleistungen reduzieren das Armutsgefährdungsrisiko um 22% und sichern somit Teilhabechancen, zeigt der Direktor abschließend auf:
„Ohne Pensionen und Sozialleistungen würde die Armutsgefährdungsquote statt bei 14% bei 43% liegen. Demnach verringert sich die Zahl der Armutsgefährdeten durch staatliche Transfer- und Versicherungsleistungen von rund 3,75 Millionen auf rund 1,25 Millionen Menschen. Die politisch Verantwortlichen sind dazu angehalten, sich dies vor Augen zu führen und Konsequenzen daraus zu ziehen. Andernfalls verfestigt sich der Eindruck, dass Armut bewusst in Kauf genommen wird.“
Volkshilfe Österreich
Melanie Rami, MA
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