
Thailands Philosophie der angemessenen Wirtschaftspolitik: Ansichtender Trainees
Bangkok (ots/PRNewswire) – Das thailändische Ministerium für
auswärtige Angelegenheiten stellt fest, dass sich Thailand aktiv an
der Förderung der Süd-Süd-Kooperation zur Entwicklung beteiligt. Seit
1992 hat Thailand technische Unterstützung für das Ausland
bereitgestellt und diese Maßnahmen noch ausgedehnt, um die
trilaterale Zusammenarbeit mit Entwicklungspartnern aus einem
Drittland zu ermöglichen. Als Thailand im Jahr 2016 den Vorsitz bei
der Gruppe der 77 innehatte, hat es die Sufficiency Economy
Philosophy (SEP; deutsch: Philosophie einer angemessenen
Wirtschaftspolitik) als einen alternativen Weg zur Erreichung der
nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) vorgeschlagen, denn im Land ist
man davon überzeugt, dass der Wert der SEP universell ist und überall
Anwendung finden kann.
Bevor Thailand von der Finanzkrise 1997 betroffen war, konnte man die
wirtschaftlichen Aussichten – oft mit jährlichen zweistelligen
Wachstumszahlen – als glänzend und vielversprechend beschreiben. Das
Ziel des Landes, einer der nächsten wirtschaftlichen Tigerstaaten
Asiens zu werden, schien in greifbarer Nähe zu sein. Als aber die
Wirtschaft zu schwächeln begann und Investoren in Panik gerieten,
nachdem diese Illusion zerplatzte, wurde die Nation von seiner
Hoheit, dem mittlerweile verstorbenen König Bhumibol Adulyadej, daran
erinnert, sich auf das Wesentliche zu besinnen und die richtige
Balance zwischen der Bewahrung des Wirtschaftswachstums und der
Entwicklung durch SEP zu finden.
Mit nunmehr über zwei Jahrzehnten Abstand hat die Zeit uns bewiesen,
dass das Wesen der SEP, in anderen Worten Mäßigung, Vernunft und
Besonnenheit, die essentiellen Elemente für die Geisteshaltung von
Menschen sind, um sie dazu zu ermutigen, ihre Stärken und Grenzen vor
dem Treffen von Entscheidungen sorgfältig zu prüfen. Aus diesem Grund
war das Land gegenüber äußeren Erschütterungen wie beispielsweise der
globalen Finanzkrise im Jahr 2007 relativ immun.
Was genau ist SEP und wie relevant ist es für die Entwicklung? Nach
Jahren des Engagements für diese Philosophie über Thailand hinaus und
der Organisation von Schulungskursen hat die Thailand International
Cooperation Agency (TICA) kürzlich einen Essay-Wettbewerb zur SEP
unter den TICA-Absolventen gestartet. Das Hauptziel dieses
Wettbewerbs unter dem Motto „Share it with TICA“ war die
Weiterverfolgung darüber, wie SEP verstanden und in verschiedenen
Kontexten angewandt wird. Die gesammelten Ansichten sind interessant
und spiegeln die praktische Umsetzbarkeit von SEP wider.
Heidi Inostroza, Freiwillige einer NGO-Organisation aus Chile, dachte
anfangs, dass SEP nur eine weitere Theorie sei. Nachdem sie jedoch
drei Schulungskurse der TICA in Thailand absolvierte, hat sie
schrittweise das Konzept der Mäßigung, Vernunft und Besonnenheit
besser verstanden, und es als einen Ansatz für die nachhaltige
Entwicklung begriffen. Anders als ein Entwicklungsmodell ist SEP
vielmehr eine Philosophie, an der sich die Lebensgrundlage der
Menschen auf allen Ebenen orientieren kann. Die grundsätzliche Idee
besteht darin, einen Lebensstil mit Maßhaltung zu verfolgen und es zu
vermeiden, andere Menschen oder die Umwelt auszunutzen. Es ist
gleichermaßen offensichtlich, dass SEP das zugrundeliegende Konzept
der nachhaltigen Entwicklung teilt.
Inostroza hat ihre Erfahrung mit SEP in einer indigenen
Dorfgemeinschaft in der Provinz Arauco in Chile gemacht, indem sie
Vieh-Banking mit Schafen und einen Bio-Bauernhof aufbaute. Das Ziel
war die Selbstversorgung und die Befähigung der Dorfbewohner in der
Gemeinschaft durch eine Reduzierung ihrer Kosten und gleichzeitiger
Steigerung ihres Einkommens auf Basis einer lokalen und vielfältigen
Erzeugung, aber auch durch die nachhaltige Nutzung der Umgebung, die
landwirtschaftliche Praktiken und die Zoneneinteilung des Lands
einschloss.
Diese Perspektive wird von Evaristo Makwaya, einer weiteren
TICA-Absolventin aus Sambia, gestützt, die der Ansicht ist, dass SEP
dazu beitragen kann, das Potenzial der lokalen Gemeinschaften zu
stärken, damit deren eigene, selbst identifizierten Bedürfnisse
erfüllt werden und damit sie weniger abhängig von einer
bürokratischen, zentralisierten Entwicklungsplanung sind.
Einige Tausend Kilometer entfernt von Chile hat Jephias Matunhu, ein
Professor für Entwicklungspolitik an der Midlands State University in
Simbabwe, damit begonnen, SEP in seine Unterrichtsmodule einzubinden.
Er besuchte ebenfalls einen Schulungskurs in SEP an der Naresuan
University im Jahr 2017.
Für Matunhu ist SEP eine Denkweise, die darauf abzielt, Entwicklung
durch die Anwendung der Prinzipien der Mäßigung, Vernunft und
Besonnenheit zu erreichen. SEP fordert zur Umsetzung von
Entwicklungsstrategien auf, die umweltorientiert, gesellschaftlich
und ökonomisch nachhaltig sind, während gleichzeitig die Moral bei
allen menschlichen Aktivitäten unterstrichen wird. In seinem Essay,
das mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde, weist er darauf hin,
dass SEP für die nachhaltigen Entwicklungsziele relevant ist, zum
Beispiel um die Bedeutung von Wasserressourcen anzuerkennen und bei
der Bekämpfung der Armut, indem die Eigenständigkeit von Gemeinden
gefördert wird.
Matunhu praktiziert SEP im Chivi District in Simbabwe, wo Armut die
Menschen dazu zwingt, mithilfe von schädigenden
Bewältigungsstrategien zu überleben, beispielsweise durch
Verringerung der Anzahl von Mahlzeiten und Portionen pro Tag, aber
auch durch Migration zu Nachbarländern. Der Plan lautet, den
Dorfbewohnern Wissen zu vermitteln und ihnen Zugang zu Informationen
zu verschaffen, zum Beispiel zu Wettermustern oder zu finanziellen
Sachverhalten. Er ist der Ansicht, dass SEP ein vielversprechendes
Narrativ für die nachhaltige Entwicklung ist und sowohl bei der
Entscheidungsfindung von Unternehmen als auch Behörden angewandt
werden könnte.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass SEP kein simples Handbuch
für Entwicklungsprojekte ist. Es handelt sich vielmehr um eine
Philosophie, die zum „Mittelweg“ und zur Eigenständigkeit auffordert,
was auf individueller, organisatorischer oder nationaler Ebene
gleichermaßen angewandt werden kann. Beispiele aus Simbabwe und Chile
haben gezeigt, dass SEP den Weg weisen kann, um ein Gleichgewicht
zwischen Menschen, Planet und Wohlstand zu finden. Wenn dieses
Gleichgewicht verwirklicht wird, ist auch die Nachhaltigkeit
sicherlich von Dauer.
Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Thailand
Tel.: +662-203-5000 ext. 22043
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