Diversität in der Europäischen Union – Testfall Roma in Europa

Podiumsdiskussion im Haus der Europäischen Union, Donnerstag, 8. November, 18.30 Uhr

Wien (OTS) – Um die Lebenssituation der Roma in Europa zu verbessern
und gleiche Rechte und Möglichkeiten für alle EU-Bürger*innen
sicherzustellen, hat die EU-Kommission 2011 eine Rahmenstrategie zur
Inklusion der Roma bis 2020 beschlossen. Darin wurden alle
Mitgliedsländer verpflichtet, eigene Strategien zur Inklusion von
Roma und Romnja zu entwickeln und umzusetzen. Die Verpflichtung
umfasst u.a. die Definition von nationalen Zielen, die Bereitstellung
der erforderlichen Mittel und die Einrichtung geeigneter
Monitoringmaßnahmen. Die Kommission definierte die Bereiche Bildung,
Beschäftigung, Gesundheit und Wohnen als zentral. Péter Niedermüller,
ungarischer Abgeordneter im Europa­parlament: „Leider muss ich sagen,
dass Roma in allen europäischen Ländern noch immer an den Rändern der
Gesellschaft leben. Natürlich gibt es erfolgreiche Karrieren, aber
diese Ausnahmen sind üblicherweise das Ergebnis außergewöhnlicher
persönlicher Anstrengung und familiärer Unter­stützung. Das Problem
ist nicht die ‚andere Kultur‘ der Roma, sondern die systematische
gesellschaftliche Diskriminierung, der sie ausgesetzt sind.“

Im Widerspruch zu den Ansätzen, die die EU mit der Rahmenstrategie
verfolgt, steht der Aufstieg populistischer und rechter Gruppierungen
in Europa innerhalb und außerhalb der EU. In der öffentlichen
Diskussion werden Migrant*innen, geflüchtete Personen, Angehörige
bestimmter Religionen oder Minderheiten wie Roma von rechten
politischen Parteien zu Sündenböcken erklärt. Sie werden für soziale
Probleme verantwortlich gemacht und zum Ziel verhetzender Reden und
rassistischer Gewalt.

Die aktuellen gewalttätigen Übergriffe auf Roma in der Ukraine,
bei denen ein Mann erstochen wurde, die Ermordung eines Roma-Mädchens
in Griechenland im Juni, die rassistische Prügelattacke gegen einen
Rom in der Slowakei, oder die romafeindlichen Aussagen des
italienischen Innenministers Salvini, der die Zählung und Deportation
von Roma ankündigte, sind nur ein paar Beispiele für diese
Entwicklung. Die Präsidentin der italienischen Roma- und
Sinti-Föderation, Dijana Pavlović sagt dazu: „Die Pläne zur Erfassung
haben mich nicht überrascht – so fangen alle Verfolgungen an! Die
Lega und die Fünf-Sterne-Bewegung haben im Wahlkampf unerfüllbare
Versprechen gemacht, jetzt klammern sie sich an die Frage der
Migration und das Roma-Thema.“

Zwei Jahre vor Abschluss der Roma-Strategie 2020, während der
Vorbereitungen für die nächste Programm-Periode 2020-2027, nehmen wir
die Österreichische Ratspräsidentschaft zum Anlass, die bisherigen
Ergebnisse der Strategie einer Bewertung zu unterziehen. Dabei gehen
wir auch der Frage nach, wie der weit verbreitete Antiziganismus den
Zugang zu gleichen Rechten und Chancen für Roma in Europa behindert.
Gabriela Hrabanova, Direktorin von ERGO-network, einem europaweiten
Zusammenschluss von Roma-Organisationen: „Ich denke, in der
zukünftigen EU-Rahmenstrategie sollten wir mehr auf die Ursachen der
Probleme abzielen und in erster Linie mehr in den Kampf gegen
Antiziganismus investieren. Zudem sollten die verantwortlichen
Institutionen den Dialog mit der Roma-Zivilgesellschaft fördern und
die Perspektive der Adressaten in die Planung und Realisierung der
Strategie einbinden.“

Zwtl.: Podiumsgäste:

Gabriela Hrabanova ist Direktorin von ERGO Network in Brüssel. Sie
ist Menschenrechtsaktivistin mit großer Erfahrung, den Schutz der
Rechte von Roma betreffend. Seit 2011 ist sie Vorstandsmitglied von
ERGO-network (European Roma Grassroots Organization), seit 2017
dessen Direktorin. Gabriela Hrabanova studierte Gesellschafts- und
Politikwissenschaften sowie Internationale Beziehungen und
Diplomatie. Sie gründete gemeinsam mit anderen Roma-Student*innen die
Roma-Studierenden­organisation Athinganoi. Hrabanova arbeitete als
Leiterin des Roma-Büros für den Rat der
Roma-Minderheitenangelegenheiten in Tschechien.

Sheena Keller ist für die FRA, die Menschenrechtsagentur der EU
tätig, wo sie im Bereich Integration von Roma- und Migrant*innen
arbeitet. Ihre Fachbereiche sind u.a. Inklusion von Roma, Integration
von Migrant*innen, Armut und soziale Ausgrenzung. Sheena Keller hat
einen Master-Abschluss der Norwegian School of Economics und
Bachelor-Abschlüsse in Wirtschaft und Internationale Beziehungen der
Tufts University.

Ciprian Cătălin Necula ist Wissenschafter und Roma-Aktivist, er
war Staatssekretär in der Regierung Ponta, leitete das Programm der
rumänischen Regierung S.P.E.R gegen Rassismus gegen Roma, war
Nationaler Koordinator für ROMED2/ROMACT (gemeinsame Programme der
Europäischen Kommission und des Europarats) in Rumänien, arbeitete
für die OSZE (ODHIR) in Warschau und für mehrere NGOs. Ciprian Necula
promovierte in Soziologie an der SNSPA in Bukarest.

Péter Niedermüller ist Abgeordneter zum Europäischen Parlament und
Vizepräsident sowie Schatz­meister der Progressiven Allianz der
Sozialdemokraten. Er ist Mitglied im [Ausschuss für bürgerliche
Freiheiten, Justiz und Inneres]
(https://www.ots.at/redirect/wikipedia2) (LIBE) wo er sich für Grund-
und Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Migration einsetzt. Péter
Niedermüller ist Universitätsprofessor und lehrte Ethnologie und
Kulturanthropologie an der Berliner Humboldt Universität.

Dijana Pavlović ist Päsidentin der Roma und Sinti Föderation in
Italien. Sie stammt aus Serbien, hat in Belgrad Schauspiel studiert
und lebt seit 1999 in Italien. Sie war Nationale Projektleiterin für
ROMED und ROMACT (gemeinsame Programme der Europäischen Kommission
und des Europarats).

Alfiaz Vaiya ist Koordinator von ARDI (Arbeitsgruppe Antirassismus
und Diversität) im Europäischen Parlament, zuvor arbeitete er für die
Arbeitsgruppe religiöse Freiheit und Toleranz. Alfiaz Vaiya studierte
Rechtswissenschaft in Leeds und hat einen Master in Internationalen
Beziehungen der Universität Birmingham.

Moderation:
Mirjam Karoly, Politologin, leitete bis August 2017 den OSZE
Kontaktpunkt zu Roma und Sinti-Fragen beim Büro für Menschenrechte
und Demokratisierung in Warschau. Davor war sie u.a. bei der
OSZE-Mission in Kosovo tätig und hat auch in Österreich zum Thema
Menschenrechte, Minderheiten und insbesondere Roma gearbeitet. Mirjam
Karoly ist Stellvertretende Vorsitzende des Volks­gruppen­beirats für
Roma in Österreich und Vorstandsmitglied von Romano Centro.

Veranstalter:
Romano Centro – Verein für Roma [http://www.romano-centro.org]
(http://www.romano-centro.org/)
Haus der Europäischen Union in Wien
[https://ec.europa.eu/austria/home_de]
(https://ec.europa.eu/austria/home_de)
ERGO Network [http://ergonetwork.org/] (http://ergonetwork.org/)

Bilder finden Sie ab ca. 20 Uhr hier [https://www.apa-fotoservice.at/galerie/16289]

Andrea Härle (Geschäftsführung Romano Centro): andrea.haerle@romano-centro.org; 069916040409

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