Allergie-Chip: Multiallergentest auch mit getrocknetem Blut möglich

Wien (OTS) – Mit Hilfe des an der MedUni Wien mitentwickelten
Allergie-Chips lassen sich frühzeitig allergische Sensibilisierungen
erkennen. Dazu ist normalerweise die Blutabnahme beim Arzt nötig und
eine anschließende Analyse in einem mit dem Chip ausgerüsteten Labor.
In Österreich ist die Versorgung ausgezeichnet, es gibt ausreichend
Laboratorien, die diesen neuen Test machen. Woanders sind es aber nur
ganz wenige pro Land – die Blutproben müssen daher meistens bestens
gesichert, aufwendig verpackt und gekühlt per Flugzeug zur Analyse
gebracht werden. Das ist teuer und kompliziert. Nun hat ein Team der
MedUni Wien rund um Studienleiter Rudolf Valenta vom Institut für
Pathophysiologie und Allergieforschung nachgewiesen, dass dieser
Multiallergentest mit getrocknetem Blut gleich gut funktioniert.
Dafür genügen wenige getrocknete Blutstropfen auf einen Streifen
Whatman-Papier, dem weltweit am häufigsten verwendeten, extrem
saugfähigen Blotting-Papier.

Die Inspiration zu dieser Entdeckung zogen die Wiener
ForscherInnen aus den Erfahrungen beim seit über 50 Jahren
eingesetzten Neugeborenenscreening an der Universitätsklinik für
Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien. Dabei wird den
Neugeborenen mit einem Stich in die Ferse etwas Blut abgenommen, auf
das Papier aufgetragen und die Babys damit auf zur Früherfassung auf
angeborene Erkrankungen hin untersucht. „Was hier sehr gut
funktioniert, sollte doch auch mit dem an der MedUni Wien
entwickelten Allergie-Screening möglich sein“, so Valenta und die
Erstautorin der Studie, Victoria Garib, zu ihrer These.

Zwtl.: Getrocknete Blutproben gleich aussagekräftig wie frisches
Serum

Das zentrale Ergebnis: Die getrockneten, von einem Arzt
abgenommenen, Blutproben zeigten das gleich Ergebnis wie eine Analyse
von frischem Serum. Und das, egal wie lange die getrocknete Probe in
einem Plastikumschlag bzw. mittels Brief unterwegs war und bei
welcher Temperatur sie aufgetragen worden war. Garib: „Wir haben das
bei Temperaturen von plus 37 Grad ebenso gemessen wie bei minus 20
oder plus vier Grad. Das Ergebnis war immer dasselbe.“ Dabei wird aus
dem Papier ein kleiner Teil herausgestanzt und in einem
Plastikhütchen mit einer Flüssigkeit versetzt, danach werden die
Antikörper in einer Zentrifuge herausgefiltert und auf den
Allergie-Chip aufgetragen.

„Damit geben wir allen Ärzten und Ärztinnen weltweit die
Möglichkeit, dass sie, auch wenn sie nur wenige Patienten mit
Verdacht auf Allergien haben und kein Labor in der Nähe ist, einfach
und schnell eine Analyse erhalten und damit den Betroffenen rasch
helfen können“, ergänzt Valenta, der auch klarstellt: „Private
Einsendungen von getrockneten Blutproben müssen die Labors natürlich
ablehnen. Ein Arzt muss vorher feststellen, ob der Test überhaupt
nötig ist und dann fachgerecht das Blut abnehmen und weiterschicken.“
Und zwar zum Preis einer normalen Briefsendung, also für einige
wenige Euros.

Zum Vergleich: Das Versenden einer gekühlten, richtig gesicherten
und verpackten Blutprobe per Air-Mail kostet zwischen 250 und 400
Euro. Gleichzeitig, so die Wiener ForscherInnen, ist es möglich, auch
mit den getrockneten Blutproben bzw. den daraus gewonnenen
Antikörpern die Wirksamkeit von allergiebedingten Behandlungen mit
Immuntherapie zu evaluieren und ein genaues Monitoring der Therapie
durchzuführen.

Zwtl.: Über den Allergie-Chip

Der Allergie-Chip, der an der MedUni Wien von der Arbeitsgruppe
Valenta mitentwickelt wurde, deckt mit Hilfe von
fluoreszenz-markierten Antikörpern mögliche Allergien auf – derzeit
kann das Serum auf mehr als 100 Allergene gleichzeitig getestet
werden, von Apfel bis Pollen, von Gräsern, Nahrungsmittelallergenen
und Bienenstich bis hin zu diversen, eigentlich harmlosen
Umweltstoffen wie Hausstaub. Vor allem bei Kindern ist die
frühzeitige Allergie-Erkennung immens wichtig, um spätere chronische
Erkrankungen wie etwa Asthma zu verhindern. Der Chip gilt
mittlerweile als weltweit sicherste Methode zur Früherkennung von
Allergien.

Zwtl.: Service: Journal of Allergy and Clinical Immunology

„Determination of IgE and IgG reactivity to more than 170 allergen
molecules in paper dried blood spots“. V. Garib, E. Rigler, F.
Gastager, R. Campana, Y. Dorofeeva, P. Gattinger, Y. Zhernov, M.
Khaitov, R. Valenta. DOI:
[https://doi.org/10.1016/j.jaci.2018.08.047]
(https://doi.org/10.1016/j.jaci.2018.08.047).

Die aktuelle Studie ist im Rahmen des internationalen
Universitäten-Netzwerks für Molekulare Allergie und Immunologie
([www.inunimai.org] (http://www.inunimai.org)) entstanden, an dem
derzeit zehn Länder beteiligt sind. Neben Österreich sind dies
Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Georgien, Kasachstan, Litauen,
Russland, Ukraine und Usbekistan. Die Studie wurde vom
österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanziell unterstützt
(http://www.allergy-research-program.at/cms/). Rudolf Valenta ist
auch Mitglied des Comprehensive Cancer Center Vienna von MedUni Wien
und AKH Wien.

Medizinische Universität Wien
Mag. Johannes Angerer
Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
+431 40160 – 11 501
Mobil: +43 664 800 16 11 501
johannes.angerer@meduniwien.ac.at
http://www.meduniwien.ac.at

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