
Migrationslage am Westbalkan weiter angespannt, aber unter Kontrolle
Situation wird laufend bewertet, Landespolizeidirektionen sind sensibilisiert
Wien (OTS) – Das Bundesministerium für Inneres achtet bei der Beobachtung von
Migrationsströmen derzeit besonders auf die Lage an der Grenze
zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Sollte es Migranten
gelingen, diese Grenze zu überwinden, droht eine Sogwirkung und eine
Bewegung auch Richtung Österreich. Die aktuellen Entwicklungen
zeigen, wie wichtig die neuerliche Verlängerung von Grenzkontrollen
zu Slowenien und Ungarn ist.
In den letzten Monaten kam es zu einer starken Verlagerung der
Migrationsströme weg von der zentralen Mittelmeerroute (Afrika –
Italien) hin zur westlichen Mittelmeerroute nach Spanien sowie zur
östlichen Route von der Türkei nach Griechenland und weiter über den
Westbalkan. Während es in Italien zu einem Rückgang der Anlandungen
um rund 80 Prozent kam, stiegen die Ankünfte in Griechenland um über
50 Prozent und bei den Anlandungen in Spanien kam es zu einem noch
deutlicheren Anstieg (über 150 Prozent). In absoluten Zahlen wurden
in Italien bis Ende Oktober über 22.000 Anlandungen registriert und
über 42.000 Migranten erreichten Griechenland, wobei es in der
Evros-Region fast zu einer Vervierfachung der Grenzübertritte kam.
Nahezu 20.000 Menschen sind derzeit auf den griechischen Inseln
aufhältig.
Als Folge dieser Entwicklung sind die Aufgriffe und Asylanträge in
den Ländern am Balkan stark gestiegen, wobei insbesondere
Bosnien-Herzegowina dabei außerordentlich belastet ist. Reisten im
Vorjahr insgesamt rund 1.100 Personen in Bosnien Herzegowina illegal
ein, so sind es seit Anfang des Jahres 2018 über 21.000 Personen –
von einer zusätzlichen Dunkelziffer nicht erfasster Migranten ist
auszugehen.
Die Situation in Bosnien-Herzegowina und hier insbesondere an der
Grenze zu Kroatien wird von europäischen Verbindungsbeamten als
weiterhin angespannt beschrieben, wobei aufgrund von gemeinsamen
Bemühungen die Lage zur Stunde unter Kontrolle ist. Eine größere
Gruppe von Migranten, die sich auf bosnischer Seite an der
bosnisch-kroatischen Grenze befand, wurde wieder ins Landesinnere
gebracht. Neuerliche Versuche, die Grenze zu überwinden, müssen
jedoch erwartet werden. Sollte dies gelingen, ist eine Sogwirkung auf
alle übrigen in Bosnien aufhältigen Migranten und darüber hinaus zu
befürchten. Die nach Kroatien gelangten Menschen würden sich zu einem
großen Anteil weiter Richtung Norden bewegen – nach Slowenien und
teilweise weiter Richtung österreichische Grenze.
Im Rahmen der im BMI regelmäßig stattfindenden
Situationsbewertungen und insbesondere der Ende Juni von der
Bundesregierung eingerichteten Task Force Migration werden die
Entwicklungen laufend bewertet und auch die notwendigen
Veranlassungen getroffen. Wesentliche Basis ist dafür die
Entscheidung, die Grenzkontrollen zu Ungarn und Slowenien ein
weiteres Mal zu verlängern. Überdies wurden insbesondere die von den
möglichen Migrationsbewegungen nach Österreich betroffenen
Landespolizeidirektionen Steiermark und Kärnten sensibilisiert.
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