
AK-Konjunkturumfrage: Eklatanter Anstieg bei Fachkräftemangel
Besorgniserregend ist die Einschätzung von 244 Betriebsräten, die stellvertretend für 55.000 Arbeitnehmer stehen, zum Facharbeitermangel: Hoher ungedeckter Bedarf an Facharbeitern.
Klagenfurt (OTS) – Die Beschäftigungszahlen steigen, die Wirtschaft
brummt, jedoch sticht eine Zahl hervor: 46 Prozent der BR sehen einen
großen Facharbeitermangel. Dies ist ein Anstieg von sieben Prozent
Punkten gegenüber dem Vorjahr. Es zeigt, dass angebotene und
nachgefragte Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt nicht im
Gleichgewicht sind. „Für die Ansiedlung von Unternehmen ist das
Angebot an qualifizierten Fachkräften entscheidend“, sagte
AK-Präsident Goach und forderte: „Es ist höchste Zeit für eine
Facharbeiteroffensive. Die betrieblichen und überbetrieblichen
Ausbildungseinrichtungen müssen ausgebaut und gefördert werden.
„Lehre mit Matura“ und „Matura mit Lehre“ müssen stärker forciert
werden.“ Als richtungsweisend bezeichnete Goach die kräftigen
Erhöhungen für Lehrlingsentschädigungen im Kollektivvertrag der
Metaller: „Um dem Facharbeitermangel entgegenzutreten, müssen
Lehrlinge entsprechend der guten Konjunkturlage entschädigt werden.“
Die Kürzung der Ausbildungsentschädigung für volljährige Lehrlinge
in überbetrieblichen Lehrwerkstätten sei, so Goach „eine Maßnahme die
besonders Lehrlinge trifft, die es am Arbeitsmarkt schwerer haben –
zugleich schadet sie der heimischen Wirtschaft“. Derzeit sind in
Kärnten 267 Lehrlinge in einer überbetrieblichen Lehrausbildung. 850
Jugendliche (361 Lehrstellensuchende und 489 Jugendliche in
AMS-Schulungen) stehen 430 offenen Lehrstellen gegenüber. „Die
überbetriebliche Ausbildung von Jugendlichen ist eine wichtige
Maßnahme gegen Jugendarbeitslosigkeit, weil nicht genügend
Lehrstellen verfügbar sind“, sagte Christoph Appé, Leiter des
AK-Lehrlingsreferates.
In der Erhebung wurde ebenfalls abgefragt, wie die Bereitschaft in
den Betrieben ist, Lehrlinge auszubilden: Mit 59 Prozent (2017: 60,4
Prozent) ist diese leicht gesunken. Die Branchen „Handel;
Instandhaltung u. Reparatur von Kfz“, „Bau“ und „Herstellung von
Waren“ zeichnen sich durch eine überdurchschnittliche
Ausbildungsbereitschaft von Lehrlingen aus. Diese liegt zwischen 72
und 78,9 Prozent.
Stimmungsbild zur Auftragslage
38,1 Prozent der befragten BR rechnen mit einer Verbesserung der
Auftragslage, 2017 waren es mit 40 Prozent nur geringfügig mehr. Der
Anteil jener, die mit einer Verschlechterung der Auftragslage
rechnen, liegt bei 9,4 Prozent. Der Großteil der BR erwartet mit 52,5
Prozent eine gleichbleibende Auftragslage.
„Der positive Trend ist auf die besonders dynamische Entwicklung
der Kärntner Konjunktur zurückzuführen, die im vergangenen Jahr im
Bundesländervergleich am stärksten gewachsen ist“, erklärte
AK-Wirtschaftsexperte Hans Pucker. Mit 4,2 Prozent liegt das reale
Wachstum der regionalen Bruttowertschöpfung auf Platz eins, gefolgt
von Oberösterreich (vier Prozent) und der Steiermark (3,7 Prozent).
Digitalisierungsoffensive – 1,7 Millionen jährlich für
Arbeitnehmer
Digitalisierung sei die aktuell größte Herausforderung für den
Arbeitsmarkt, sagte Goach: „Die Regierung macht den Fehler,
Digitalisierung nur als Herausforderung für Unternehmen und die
Industrie zu verstehen – die größte Herausforderung ist es aber für
jene, die mit den neuen Techniken arbeiten werden. Wir müssen die
Arbeitnehmer auf diesem Weg mitnehmen und unterstützen.“ Darum setzt
die AK Kärnten ab 2019 auf eine Digitalisierungsoffensive und
investiert jährlich 1,7 Millionen Euro in einen Qualifizierungs – und
Ausbildungsfonds. „In Summe sind 8,5 Millionen Euro für die nächsten
fünf Jahre reserviert – wenn das AK-Budget nicht von der Regierung
beschnitten wird“, erklärte Goach, der die Regierung und Betriebe
nicht aus der Verantwortung nimmt: „Alle Verantwortlichen müssen
ihren Beitrag zum erfolgreichen Bewältigen der Digitalisierung
leisten.“
Mehr Neueinstellungen – geringerer Personalabbau
Die positive Auftragslage deckt sich mit der Einschätzung der BR zu
den Beschäftigungsaussichten für das kommende Jahr: 51,6 Prozent
rechnen mit Neueinstellungen in den nächsten zwölf Monaten. Nur 13,9
Prozent erwarten einen Personalabbau.
Viele Kärntner Vorzeigebetriebe zeigen den Weg vor
Die Einschätzung zu Investitionstätigkeiten für die nächsten zwölf
Monate ist mit 73,8 Prozent um 2,8 Prozent höher als noch 2017. Bei
den Investitionsbereichen rechnen 44,4 Prozent der Betriebsräte mit
zukünftigen „baulichen Investitionen“. 38,6 Prozent geben an, dass im
Bereich der Maschinen und Anlagen investiert wird. Der Umweltschutz
gewinnt gegenüber dem Vorjahr leicht an Bedeutung: 17,1 Prozent
erwarten eine Investition bei Umweltschutzmaßnahmen. „In Kärnten gibt
es viele Vorzeigebetriebe, auf die wir stolz sein können. Sie
schaffen nicht nur direkt Arbeitsplätze, sondern sind wichtige
Auftraggeber für Zulieferer in den Regionen“, endet Goach.
Details zur Umfrage
Detailergebnisse zur Konjunkturumfrage, die im Befragungszeitraum
September 2018 bei 244 BR durchgeführt wurde, sind auf
[kaernten.arbeiterkammer.at/konjunktur]
(kaernten.arbeiterkammer.at/konjunktur2018)2018 zu finden.
Arbeiterkammer Kärnten
Ferdinand Hafner
050 477 – 2401
f.hafner@akktn.at
kaernten.arbeiterkammer.at
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