
Westbahn: Offener Brief an Hans-Peter Haselsteiner
Droh-Emails des Westbahn-Vorstandes verletzen Regeln des guten Anstandes
Wien (OTS) – Nach Bekanntwerden einer E-Mail von Westbahn-Vorstand
Erich Forster an die Belegschaft, wo aufgefordert wird nicht am
morgigen Warnstreik teilzunehmen, ist es aus Sicht der Gewerkschaft
vida an der Zeit, dass auch Westbahn-Eigentümer Hans-Peter
Haselsteiner zum unverschämten Vorgehens seines Managements Stellung
nimmt.
Nachfolgend der offene Brief im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Haselsteiner!
Wie Sie wissen verhandeln wir seit Monaten die Kollektivverträge
der Eisenbahnbranche neu. Mitten in den Verhandlungen wurden die
Arbeitszeitbestimmungen ohne Begutachtung und damit ohne einen
vernünftigen und in Österreich üblichen Prozess der politischen
Debatte ganz neu geregelt. Diese Vorgangsweise kann man getrost einen
politischen Überfall nennen.
Daher mussten die Verhandlungen unterbrochen werden, weil niemand
sicher sagen konnte, wie sich diese überfallsartige Maßnahme auf die
Menschen in Österreich auswirkt. Oftmals können Menschen in Branchen
mit sehr flexiblen Arbeitszeiten nur deshalb tätig sein, weil es ihre
Partner nicht müssen. Hat man Familien vor Augen, kann man die
Auswirkungen von derart starken Eingriffen in das Leben der Menschen
nicht allein aus einer Branche heraus beurteilen.
Das haben wir gemacht und mussten feststellen, dass die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Eisenbahnunternehmen sehr stark
von dieser Maßnahme betroffen sind.
Als Sie vor einigen Jahren das Projekt WESTbahn starteten, standen
sicherlich jene Werte ihrer Arbeit im Mittelpunkt, die sie zu einem
der erfolgreichsten Unternehmer in Österreich gemacht haben. Dabei
lässt sich Ihre humanistische und liberale Gesinnung sowohl in Ihren
Taten, als auch in Ihren Worten als Politiker oder als kritischer
Beobachter, immer wieder erkennen.
Um so mehr verwundert und erstaunt es uns, dass Ihr
Geschäftsführer der WESTbahn Herr Forster nun mit Drohgebärden
gegenüber Ihren Mitarbeitern absolut aus dem Rahmen fällt.
Es stimmt, dass auch die ÖBB versucht, mit derartigen
Einschüchterungsversuchen die Belegschaft zu manipulieren. Das ist
offensichtlich das neue Österreich. In sehr kurzer Zeit wurde in
Österreich aus einer liberalen Demokratie in weiten Teilen ein
Gebiet, auf dem wieder mehr das Recht des stärkeren zählt.
War es nicht Ihr Bestreben mit der WESTbahn zu zeigen, dass es
ganz anders gehen kann? War es nicht der ernsthafte Versuch, sowohl
den Kunden als auch die Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen?
Wie geht das mit Droh-Emails Ihrer Geschäftsführung an Ihre
Mitarbeiter zusammen?
Mit den Droh-Emails Ihres Geschäftsführers Forster wurden
jedenfalls mehr als nur die Regeln des guten Anstands verletzt. Hier
wird nach der goldenen Regel agiert, wer das Gold hat macht die
Regeln. Heißen Sie das wirklich gut?
Versetzen Sie sich in die Rolle der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter Ihres Unternehmen WEstbahn und überlegen Sie sich, wie
eine solche Email Ihres Chef auf Sie wirken würde. Derartig
widerwärtiges schafft ein Klima voll von Angst und Schrecken. Das
muss nicht sein und dafür standen Sie nie.
Humanismus und Solidarität darf nicht nur ein Wort sein, diese
Begriffe müssen mit Leben erfüllt werden. Darum fordern wir Sie auf,
ihren Geschäftsführer Erich Forster zurechtzuweisen und gegenüber
Ihren Mitarbeitern festzuhalten, dass humanistische Grundwerte anders
aussehen und sie keine Angst haben brauchen, wenn sie für ihre Rechte
einstehen!
Die Belegschaft hat sich eine derartige unverschämte
Vorgehensweise des WESTbahn Managments vor allem zu Beginn der
Adventszeit nicht verdient.
Mit freundlichen Grüßen
Roman Hebenstreit
Vorsitzender der Gewerkschaft vida
Gewerkschaft vida/Öffentlichkeitsarbeit
Mag.(FH) Yvonne Heuber
Tel.: 0664 / 614 57 51
E-Mail: yvonne.heuber@vida.at
Internet: www.vida.at
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