Moosbrugger: Dialogplattform für faire Geschäftspraktiken einrichten

Nach Selbstverpflichtung des Handels klare Taten gefordert

Wien (OTS) – „Die heute auf Initiative von Landwirtschaftsministerin
Elisabeth Köstinger unterzeichnete Selbstverpflichtung des
Lebensmittelhandels, künftig auf unlautere Geschäftspraktiken
verzichten zu wollen, ist ein erster notwendiger Schritt hin zu mehr
Fairness in der Wertschöpfungskette. Schlussendlich wird es aber auf
die Taten der Handelsketten ankommen. Es zählt, was bei den
Bäuerinnen und Bauern wirklich ankommt“, betont der Präsident der
Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger. Als wichtige
Einrichtung wertet er in diesem Zusammenhang das Whistleblower-System
der Bundeswettbewerbsbehörde, das jedoch für alle Fälle von unfairen
Geschäftspraktiken erweitert werden muss. Für entscheidend hält er
außerdem die Entwicklung einer Dialogplattform entlang der gesamten
Wertschöpfungskette.

Preise am heimischen Apfelmarkt als irritierendes Beispiel

„Es ist längst an der Zeit, dass unfaire Geschäftspraktiken wie
verspätete Zahlungen, Listungsgebühren, Stornierungen in letzter
Minute, einseitige, rückwirkende Vertragsänderungen, aufgezwungene,
nicht abgegoltene Qualitätsstandards etc. der Vergangenheit
angehören. Derartige Praktiken haben einen massiven negativen
Einfluss auf unsere Bäuerinnen und Bauern und in weiterer Folge auch
auf die Konsumentinnen und Konsumenten“, warnt Moosbrugger im
Hinblick auf Mehrleistungen der heimischen Landwirtschaft, wie
Umweltschutz, Landschaftspflege etc. „Beispielsweise unsere
Apfelproduzenten sind mehr als erzürnt, dass sie nicht einmal die
Hälfte der Vorjahreserlöse erhalten, obwohl ihre Ware im Handel zum
gleichen Preis wie 2017 angeboten wird. Solche irritierenden Zustände
gehören behoben“, stellt der Präsident fest.

Weitere Forderungen für faire Wertschöpfungskette

Fairness in der Wertschöpfungskette braucht aber darüber
hinausgehende Schritte. „Beispielsweise stehen wir gerne für
Qualitätsprogramme mit einem höheren Maß an Tierwohl oder ähnlichem
zur Verfügung. Neben einer fairen Abgeltung wäre es dabei allerdings
notwendig, die bäuerlichen Produzenten direkt in die
Programmerarbeitung einzubeziehen. Gemeinsam können praktikable
Bedingungen festgelegt werden, die für alle Seiten passen. Spätere
existenzgefährdende Probleme lassen sich somit bereits im Vorfeld
ausräumen“, unterstreicht Moosbrugger.

Praxistaugliche Regeln durch Einbeziehung der Bauernschaft

Als jüngstes Negativbeispiel nennt er die Vorschreibung einer
ganzjährigen Laufstall- bzw. Freilandhaltung für Milchvieh, die für
zahlreiche kleine Bergbauernhöfe mit massiven Investitionen verbunden
wäre und somit vielfach nicht umgesetzt werden kann. Auch der
einseitig vorgeschriebene Verzicht auf bewährte Pflanzenschutzmittel,
für die keine Alternativen bestehen, kann laut Moosbrugger dazu
führen, dass tonnenweise Erntegut vernichtet und erst recht durch
behandelte Ware aus dem Ausland ersetzt werden muss. „Um derartige
Anliegen konkret zur Sprache zu bringen, werden wir die wichtigsten
Handelspartner zu Gesprächen einladen. Die Entwicklung einer
Dialogplattform entlang der gesamten Wertschöpfungskette wäre von
entscheidender Bedeutung. Es gilt, aktuelle Probleme gemeinsam
anzupacken und Zukunftsstrategien zu erarbeiten“, betont der LK
Österreich-Präsident.

Anstrengungen auf nationaler und europäischer Ebene wichtig

„Parallel dazu befürworten wir alle Initiativen, die von
Landwirtschaftsministerin Köstinger auf nationaler und europäischer
Ebene vorangetrieben werden. Ein Beschluss der geplanten
EU-Richtlinie über unfaire Geschäftspraktiken noch unter
österreichischer Ratspräsidentschaft wäre ein großer Erfolg für alle
Bauern in Europa“, unterstreicht Moosbrugger.

Die LK Österreich begrüßt die Ankündigung der Einrichtung einer
Ombudsstelle – eine langjährige Forderung der land- und
forstwirtschaftlichen Interessenvertretung. „Wichtig wird sein, dass
in die Konzeption neben Handelsvertretern vor allem die
Verarbeitungswirtschaft und die Landwirtschaft eingebunden werden.
Der im Oktober von Köstinger zusammen mit der
Bundeswettbewerbsbehörde präsentierte und unter LKÖ-Beteiligung
erarbeitete österreichische ‚Fairnesskatalog für Unternehmen –
Standpunkt für unternehmerisches Wohlverhalten‘ stellt dafür eine
gute Basis dar“, so Moosbrugger. Auch das bereits erwähnte heimische
Whistleblower-System sei ein wesentliches Element und für alle Fälle
von unfairen Geschäftspraktiken auszubauen. (Schluss)

Landwirtschaftskammer Österreich
Dr. Josef Siffert
Schauflergasse 6, 1015 Wien
Tel.-Nr.: +43/1/53441-8521
E-Mail: j.siffert@lk-oe.at
www.lko.at

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