Rückkehr des Wolfes nach Österreich: Bundesländer sind kaum vorbereitet

| naturschutzbund | hat den Umsetzungsstand des Wolfmanagementplans überprüft

Salzburg/Wien (OTS) – Der Wolf ist zurück in Österreich. Bereits seit
Ende der 1990er Jahre – über 100 Jahre nach seiner Ausrottung –
ziehen regelmäßig Wölfe durch Österreich. Seit 2016 hat sich mit der
Ansiedlung von mittlerweile drei Rudeln die absehbare Zunahme des
Wolfsbestandes verdeutlicht. Sechs Jahre nach Erscheinen des
österreichischen Wolfsmanagementplans ist das Land allerdings völlig
unzureichend auf die weitere Entwicklung vorbereitet, wie ein
aktueller Vergleich des Wolfsmanagements der Bundesländer durch den
Naturschutzbund zeigt.

Wildtiermanagement hat die Aufgabe mit Hilfe von Strukturen und
Maßnahmen ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und
Wildtieren zu ermöglichen. Mit diesem Ziel wurden 2012 – von der
Koordinierungsstelle für Braunbären, Luchs und Wolf (KOST) –
Grundlagen und Empfehlungen zum Wolfsmanagement in Österreich unter
Beteiligung aller Länder- und Interessenvertreter erstellt. Das
Ergebnis ist ein von allen akzeptierter Maßnahmenkatalog für das
Zusammenleben mit Wölfen in Österreich. Angesichts der großen
Mobilität der Wölfe ist der bundesweite Rahmen dieses Managementplans
von hoher Bedeutung. Umsetzen müssen den Plan allerdings die
Bundesländer, sodass es für den Erfolg enge Abstimmung braucht.

Der Naturschutzbund hat nun untersucht, wie weit die Bundesländer
den Managementplan bereits umgesetzt haben. Das Ergebnis ist
ernüchternd: Aktuell tut das kein Bundesland ausreichend, um für ein
konfliktarmes Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf gut vorbereitet
zu sein. Insbesondere an der Umsetzung der drei Grundsäulen
Monitoring, Herdenschutz und Öffentlichkeitsarbeit mangelt es.
Stattdessen wird in vielen Regionen nach einer Tötung der Wölfe
gerufen – eine Maßnahme, die aufgrund der europäischen
Artenschutzrichtlinie verboten und lediglich in Einzelfällen legal
ist. Die teilweise geschürte Negativ-Debatte lenkt von der
Notwendigkeit ab, länderübergreifende Strukturen (z.B. einheitliche
Entschädigungen) zu schaffen und präventive Maßnahmen wie
Herdenschutz umzusetzen.

Zwtl.: Bundesländer im Vergleich

Zwar befinden sich mit Salzburg, Oberösterreich und Vorarlberg
drei Bundesländer durch einzelne Maßnahmen wie Herdenschutzförderung
(Salzburg), eine Dialogplattform (Oberösterreich) und
Aufklärungsarbeit (Vorarlberg) auf einem guten Weg. Diese halbwegs
positive Bilanz für die drei Bundesländer darf allerdings nicht
darüber hinwegtäuschen, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um
langfristig konfliktarm mit Wölfen in Österreich zu leben.

Tirol, Steiermark und Niederösterreich sind aus Sicht des
Naturschutzbundes unzureichend auf ein konfliktarmes Zusammenleben
mit Wölfen vorbereitet. Das ist besonders für Niederösterreich eine
bedenkliche Zwischenbilanz, beherbergt es doch bereits seit 2016 das
erste österreichische Wolfsrudel.

Burgenland und Kärnten sind aus Sicht des Naturschutzbundes kaum
auf die Rückkehr des Wolfes vorbereitet. Insbesondere die fachlich
fragwürdige und voreingenommene Information zum diesjährigen
Geschehen durch das Land Kärnten ist alarmierend.

Wien stellt eine Besonderheit dar. Die Wahrscheinlichkeit einer
Ansiedlung im städtischen Ballungsraum ist zwar sehr gering. Doch
zeigt das temporäre Auftreten von Wölfen an den äußeren Rändern von
Städten wie Rom, Berlin oder Hamburg, dass auch für Wien die
Umsetzung des Wolfsmanagements unerlässlich ist. Von einer engen
Zusammenarbeit mit Niederösterreich könnten beide Bundesländer
profitieren.

„Die Auswertung hat gezeigt, dass auch die engagiertesten
Bundesländer bisher lediglich einen Teil der dringend notwendigen
Maßnahmen umgesetzt haben. Das halte ich für einen äußerst
fahrlässigen Umgang mit diesem Thema, denn die Verantwortlichen
nehmen damit bewusst in Kauf, dass sich die Situation zuspitzt“, sagt
Lucas Ende, Wolf-Experte des Naturschutzbundes. „Der Naturschutzbund
hat bereits durch seine bisherige Dialogarbeit mit allen betroffenen
Gruppierungen sowie eine wissensbasierte Aufklärung der Bevölkerung
einen wichtigen Beitrag zum sachlichen Umgang mit dem Thema Wolf
geleistet. Dieses Engagement kann jedoch nur ein Impuls sein und muss
auf Dauer in seriöser Weise und umfassend von den Bundesländern
geleistet werden“, so Ende weiter.

Neben den Ländern ist auch der Bund gefordert: Denn die
Erkenntnisse dieser Recherche zeigen auf, dass sich das vom Bund
geplante Österreichzentrum für den Wolf rasch an die Arbeit machen
muss. Als Vorbild können ähnliche Strukturen dienen, wie sie etwa in
Deutschland vom Bundesamt für Naturschutz entwickelt wurden.

Detaillierte Ergebnisse der Untersuchung gibt es auf
[www.naturschutzbund.at] (http://www.naturschutzbund.at)

Naturschutzbund
Mag. Dagmar Breschar
Pressesprecherin
0662/642909-19
dagmar.breschar@naturschutzbund.at

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