Aids Hilfe Wien punktet 2018 mit zeitgemäßer HIV-Arbeit, Expertise und Vernetzung

Wien (OTS) – Bei der heutigen Pressekonferenz der Aids Hilfe Wien
informierte AHW-Obmann Wolfgang Wilhelm gemeinsam mit Bernhard Benka,
BMASGK, Kristina Hametner, Stadt Wien und dem HIV-Arzt und Experten
Horst Schalk anlässlich des Welt-AIDS Tages über nationale und
kommunale Bestrebungen im Kampf gegen HIV und AIDS.

Aids Hilfe Wien reagiert auf aktuelle Entwicklungen, neue Trends
und Bedarfslagen mit zielgerichtetem Präventions- und Testangebot

„Das Thema HIV und AIDS ist aktuell im Wandel. Wir haben auf der
einen Seite großartige medizinische Fortschritte, auf der anderen
Seite stehen wir aber vor neuen Herausforderungen und manch
altbekanntem Problem“, fasst Aids Hilfe Wien Obmann Wolfgang Wilhelm
die aktuelle Situation 2018 zusammen und führt aus:

1. PrEP: Aids Hilfe Wien fordert Kostenübernahme bei besonders hohem
Risiko


Seit elf Monaten ist die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zu
erschwinglichen Preisen in Wien verfügbar. Sie ist neben dem Kondom
eine hochwirksame HIV-Präventionsmethode. „Wir müssen aber unsere
Bemühungen verstärken, die PrEP dort einzusetzen, wo sie Sinn macht,
also vor allem bei Menschen mit hohem Risikoverhalten. Und wir
sollten darüber nachdenken, die PrEP für genau definierte
Personengruppen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Jedenfalls aber
braucht es die Übernahme der Kosten der notwendigen
Begleituntersuchungen durch die Krankenkassen. PrEP ist nicht nur
eine Tablette, PrEP ist ein komplexes Präventionsprogramm“, so
Wolfgang Wilhelm.

1. Aids Hilfe Wien fordert emanzipatorische Sexualpädagogik


HIV-Prävention ist ein wichtiges zielgruppenspezifisches Thema,
aber auch ein Thema der Jugend. Es gibt in Österreich viele
engagierte Projekte zur Sexualpädagogik, es gibt sie aber nicht
flächendeckend. „Daher fordert die Aids Hilfe Wien flächendeckende
emanzipatorische Sexualpädagogik, um Menschen aller Geschlechter in
die Lage zu versetzen, ihre Sexualität frei, aufgeklärt und
selbstbestimmt zu leben. Denn dies ist die Voraussetzung für
realistische Risikoeinschätzung, für die konsequente Anwendung von
Präventionsmaßnahmen und für partnerschaftliches Risikomanagement“,
so AHW-Obmann Wolfgang Wilhelm.

1. HIV-Tests: Selbsttests in österreichischen Apotheken


Seit Sommer 2018 sind HIV-Selbsttests in den österreichischen
Apotheken verfügbar. Die Aids Hilfe Wien hat über 200 ApothekerInnen
in Wien geschult und eine HIV-Selbsttest-Helpline unter der Tel. Nr.
0800-252 289 eingerichtet.

1. Soziales AIDS: Bekämpft AIDS, nicht Menschen mit AIDS


Das HIV-Outing von Conchita hat gezeigt, dass HIV zwar medizinisch
gesehen zur gut behandelbaren chronischen Infektion geworden ist,
aber HIV-infizierte Menschen nach wie vor Anfeindungen und
Diskriminierungen ausgesetzt sind. Antidiskriminierungsarbeit bleibt
daher weiterhin ein wesentlicher Teil von Aids Hilfe Arbeit.

1. Aids Hilfe Wien in Zahlen


2017 wurden im Aids Hilfe Haus Wien rund 11.000 Tests
durchgeführt, davon 7.584 HIV-Tests. Im Rahmen der Präventionsarbeit
wurden verschiedene Workshops, Info-Stände, Seminare und
Onlineberatung durchgeführt und dabei ca. 45.000 Personen nachhaltig
erreicht sowie 50.000 Kondome zur Promotion von Safer Sex verteilt.
Ihre Expertise bringt die Aids Hilfe Wien auch in zahlreiche
Kooperationsprojekte ein u.a. bei der Keith Haring Ausstellung der
Wiener Albertina, in Form von HIV-Teststationen beim Life Ball, bei
einem Themen-Wettbewerb an der Modeschule Hetzendorf, bei der
Europäischen HIV- Hepatitis Testwoche oder bei der am 1.12.
startenden Social Media Kampagne „Hosen Runter“, gemeinsam mit
Almdudler und dem Institut für Sexualpädagogik.

Zwtl.: Die Österreichische HIV-Kohorten-Studie liefert wichtige
epidemiologische Daten zur Bestimmung der „Treatment Cascade“

Erklärtes Ziel von UNAIDS ist es, dass bis zum Jahr 2020 90% aller
HIV-positiven Menschen ihren HIV-Status kennen, davon 90% eine
HIV-Therapie erhalten und dass von den therapierten Personen 90% eine
supprimierte Viruslast aufweisen. Als erster Schritt muss dafür der
Status quo bestimmt werden. „Für den Realitätscheck in Österreich –
wo man genau ansetzen muss, um die UNAIDS Ziele zu erreichen – ist
eine umfassende Datenlage über den Anteil der noch nicht
diagnostizierten Personen sowie Behandlung und Versorgungslage
HIV-positiver Menschen maßgeblich. Die Österreichische HIV-Kohorten
Studie liefert hier essentielles Datenmaterial“, sagt Bernhard Benka
von der Abteilung für übertragbare Krankheiten im Bundesministerium
für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz.

Die anonymisierte Zusammenführung und statistische Auswertung von
PatientInnen-Daten aus neun HIV-Behandlungszentren gibt Aufschluss
über Aspekte wie etwa das Durchschnittsalter, den Zeitraum zwischen
Infektion und Diagnose, Geschlechteraufteilung, Übertragungswege aber
auch medizinische Aspekte wie z.B. Komorbiditäten. Auf nationaler
Ebene kann aufgrund der Daten der Kohorte eine schematische
Darstellung des IST-Zustandes entsprechend der UNAIDS-Ziele,
definiert werden – eine sogenannte „Treatment Cascade“. So können
offene Problemfelder identifiziert und dadurch notwendige weitere
Schritte konkretisiert werden. Sie bildet somit u.a. die Grundlage
für die Arbeit der Österreichischen AIDS-Hilfen.

Zwtl.: Fast Track Cities – die Stadt Wien definiert konkrete
Handlungsfelder um die 90:90:90:0 Ziele zu erreichen

Wien ist seit 7. Juni 2017 Mitglied im Fast Track Cities Netzwerk.
Um das Ziel dieser globalen Initiative, die 90-90-90-0 Ziele von
UNAIDS, auf Stadtebene voranzutreiben, arbeitet die Stadt Wien eng
mit der Aids Hilfe Wien zusammen. Gemeinsam mit anderen relevanten
Stakeholdern aus dem medizinischen, sozialen und politischen Bereich
wurden Handlungsfelder definiert, die den Zugang zu Diagnose und
Therapie verbessern und HIV-bezogener Diskriminierung entgegenwirken
sollen. „Die Förderung und der Erhalt der sexuellen Gesundheit sind
auch Teil der Wiener Gesundheitsziele-Strategie. Wir haben in Wien
eine dichte Versorgungslandschaft, daher ist bei der Umsetzung der
Fast Track Cities Ziele der Fokus jedenfalls auf Prävention und
Früherkennung zu legen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf
vulnerablen Gruppen, wie zum Beispiel Männern und Frauen in der
Prostitution“, betont Kristina Hametner, Leiterin des Büros für
Frauengesundheit und Gesundheitsziele der Stadt Wien.

Zwtl.: Die HIV-Infektion – auf dem Weg zur gut behandelbaren
chronischen Infektionskrankheit

Fakt ist, dass optimal behandelte HIV-positive PatientInnen zum
einen nicht mehr an AIDS erkranken, zum anderen aber auch nicht mehr
infektiös sind. Dieser doppelte Gewinn für PatientInnen und die
Gesellschaft veranlasste die WHO die 90-90-90-0 Therapie-Empfehlung
für ihre Mitgliedsstaaten herauszugeben. Eine Voraussetzung um diese
Vorgaben zu erreichen, ist die frühe Diagnose der HIV-Infektion.
Erhebungen ergaben, dass die meisten Infektionen im
Krankenhausbereich oft spät diagnostiziert werden. „Eine Auswertung
von den in den letzten 12 Monaten neu aufgenommenen Patienten in
einer Wiener HIV-Schwerpunktpraxis ergab, dass von 82 Patienten
lediglich 5 (6,1%) bei niedergelassenen Ärzten diagnostiziert wurden
– Ziel ist es, diese Zahl deutlich anzuheben. Dies muss zum einen
durch die Sensibilisierung der Ärzteschaft erfolgen, aber auch die
Gesellschaft und die Sozialversicherungen haben dazu ihren Teil
beizutragen“, sagt HIV-Experte Horst Schalk.

Weitere Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass Personen, die
erste HIV-Symptome zeigen, bei ihren Hausärztinnen und Hausärzten
nicht die richtige Diagnose erhalten. Bedauerlicherweise werden auch
in Österreich zu viele HIV-PatientInnen sehr spät, oft auch erst im
Vollbild AIDS diagnostiziert. Häufig werden andere virale
Erkrankungen für die Symptome in der akuten Phase einer HIV-Infektion
verantwortlich gemacht (grippaler Infekt, infektiöse Mononukleose).
„Zu viele Menschen leben jahrelang mit dem Virus, ohne es zu wissen.
Dadurch werden wichtige Chancen vergeben! Die frühzeitige Diagnose
der HIV-Infektion ist von größter Bedeutung: sie ermöglicht den
rechtzeitigen Behandlungsbeginn und den Schutz der
SexualpartnerInnen. Vorurteile in der Bevölkerung und bürokratische
Hürden zur Durchführung eines HIV-Tests müssen daher endlich abgebaut
werden“, betont HIV-Experte Dr. Horst Schalk.

Links: [www.aids.at] (http://www.aids.at/) [www.weltaidstag.at]
(http://www.weltaidstag.at/)

Aids Hilfe Wien
Juliana Metyko-Papousek, BA
Tel.: +43(0)1/59937-82 /
metyko@aids-hilfe-wien.at

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