AK zur Lehrlingsförderung: Unternehmen müssen mehr für die Ausbildung tun

Regierungspaket für Fachkräfte erster Schritt, um auch Unternehmen in die Pflicht zu nehmen – aber Warnung vor Lohndruck durch Anwerbung im Ausland

Wien (OTS) – „Das ist ein wichtiger erster Schritt, um auch
Unternehmen bei der Fachkräfteausbildung in die Pflicht zu nehmen“,
lobt AK Präsidentin Renate Anderl das heute von der Bundesregierung
angekündigte Paket zur Lehrlingsförderung. „Dass die
Jugendarbeitslosigkeit bei uns vergleichsweise niedrig ist, haben wir
vor allem der öffentlich finanzierten überbetrieblichen
Lehrausbildung zu verdanken. Jetzt sieht auch die Regierung ein, dass
die Unternehmen mehr Verantwortung übernehmen müssen, statt ständig
über den angeblichen Fachkräftemangel zu jammern.“ Gleichzeitig warnt
Anderl davor, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben: „Das bringt
unseren Jugendlichen keine einzige zusätzliche Lehrstelle.

Grundsätzlich positiv sieht Anderl die Charta zur
Selbstverpflichtung von Unternehmen, Jugendlichen in der
überbetrieblichen Lehre Praktikumsplätze anzubieten: „Die
überbetriebliche Lehrausbildung wurde auf Basis einer
Sozialpartnereinigung für Jugendliche eingerichtet, die trotz Suche
in den Betrieben keine Lehrstelle bekommen haben.“ In Kooperation mit
dem Arbeitsmarktservice habe man auf diesem Wege erreicht, dass von
ursprünglich 22.500 Jugendlichen ohne Lehrstelle in einem Betrieb
15.600 einen Ausbildungsplatz haben oder in Schulung sind.

„Den Vorschlag der Regierung, Asylberechtigte und Arbeitslose auf
eine Lehre vorzubereiten, hält die AK Präsidentin für sinnvoll. Vor
dem Hintergrund der Schaffung neuer Berufsbilder erinnert Anderl
daran, dass diese erfolgreich von den Sozialpartnern ausverhandelt
wurden. „Ich denke, die Regierung wäre gut beraten, auch künftig auf
das Fach-wissen der Sozialpartner zu setzen“, betont Anderl.

Der geplanten Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland, kann
Anderl nichts abgewinnen: „Erstens haben wir in Österreich genug
Jugendliche und Arbeitssuchende, die von den Unternehmen nur
entsprechend ausgebildet werden müssen. Zweitens wissen wir aus
Erfahrung, dass diese Praxis den Druck auf die Löhne in Österreich
erhöht.“

Erklärungsbedarf gibt es laut Anderl bei der Ankündigung, die
Förderung für die Vermittlung von Lehrstellensuchenden von 10 auf 20
Millionen Euro aufzustocken. Bis jetzt ist nämlich völlig unklar,
wofür das Geld in diesem Fördertopf eigentlich verwendet wird.

Beim Thema Finanzierung der Lehrstellenförderung gibt es zwischen
Regierung und AK bisher ebenfalls keinen Konsens. Die bisherige
Finanzierung der Lehrstellenförderung soll ja laut Regierungsprogramm
abgeschafft werden. Bisher wurde diese Förderung aus
Arbeitgeberbeiträgen zum Insolvenzfonds gedeckt. Künftig soll dieser
Betrag aus der Arbeitslosenversicherung bezahlt werden. „Damit werden
schon wieder die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Kassa gebeten
werden, obwohl sie für den Lehrstellenmangel nicht verantwortlich
sind. Das lehnen wir ab.“

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