Gender-Medizin: Neues zur Aortenaneurysma-Therapie

Müssen Frauen in der Therapie des komplexen AAA anders als Männer behandelt werden? Studie des Wilhelminenspitals Wien zeigt erhöhtes Sterbe- & Herzinfarktrisiko bei Frauen

Wien (OTS) – Eine aktuelle Studie des Wilhelminenspitals Wien zeigt,
dass das Risiko für Frauen, nach einer Operation eines komplexen
Aortenaneurysmas an einem Herzinfarkt zu versterben, wesentlich höher
ist als bei Männern (Frauen 10 %, Männer 1,05 %). Selbst bei
einfachen Aneurysmen weisen Frauen ein erhöhtes Risiko für
Gefäßkomplikationen wie Probleme der Nierenfunktion sowie ein
erhöhtes Sterberisiko auf. Der Krankenhausaufenthalt ist bei Frauen
ebenfalls deutlich länger als bei Männern. Die Gefäßspezialisten
schließen daraus, dass Frauen vor einer Behandlung des
Aortenaneurysmas noch genauer als Männer auf Herzschäden untersucht
werden müssen, um während oder nach der OP einen Herzinfarkt zu
vermeiden.

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Bei einem Aortenaneurysma handelt es sich um eine krankhafte
Aussackung der Arterienwand, bei der es auf Dauer zur Gefäßruptur
kommen kann. In den meisten Fällen verläuft diese tödlich. Ein erster
wesentlicher Unterschied in der Behandlung ist, dass ein
Bauchaortenaneurysma bei Männern in der Regel ab 5,5 cm behandelt
werden sollte, bei Frauen aufgrund ihrer zarteren Gefäße bereits bei
5 cm. Es gibt zwei OP-Möglichkeiten: Die Aorta kann einerseits offen
über einen Bauchschnitt durch eine Gefäßprothese „ersetzt“ werden.

Eine andere Möglichkeit ist die „Schienung“ des Gefäßes von innen
mittels ummantelter Stents. Dadurch kann der Blutstrom keinen Druck
mehr auf die Aortenwand ausüben und die Rupturgefahr ist minimiert.
Diese „endovaskuläre Behandlung“ ist im Gegensatz zur offenen
Operation mit kleinen Schnitten in den Leisten durchführbar. Bei
manchen Patienten ist die Erweiterung auf mehrere Abschnitte der
Hauptschlagader im Bauch- und/oder Brustraum ausgedehnt. Dann
betrifft das sogenannte komplexe Aneurysma auch den Bereich, in dem
die Organarterien für die inneren Organe abzweigen.

Diese Aneurysmen können von innen mittels individuell für den
Patienten angefertigter Stentgrafts behandelt werden. Sie besitzen
kleine Löcher/Fenster an den Abzweigungsstellen der Organarterien und
werden deshalb „fenestriert“ genannt. Aktuell werden im
Wilhelminenspital etwa 40 Patienten pro Jahr mit so einer FEVAR
(Fenestrated Endovascular Aortic Repair) behandelt.

Zwtl.: Eingehende Herzuntersuchung

„Das Studienergebnis ist wichtig, um Frauen zukünftig sicherer zu
behandeln“, erklären Prim. PD Dr. Afshin Assadian, Vorstand
Gefäßchirurgie WSP Wien und Sprecher Gefäßforum Österreich, und
Studienautorin Dr. Miriam Kliewer. Vor einer solchen Operation
erhielten bisher alle Patienten – ob Mann oder Frau – die gleiche
standardisierte Evaluierung der Herzfunktion. Ergibt sich ein Hinweis
auf Herzkranzgefäßveränderungen, wird im Zweifelsfall auch eine
Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Als Konsequenz dieser Studie,
so Dr. Kliewer, müssen Frauen noch intensiver auf bestehende
Herzschäden untersucht werden, um einen Herzinfarkt während oder nach
der OP zu vermeiden – ein bestechendes Beispiel für den Nutzen und
Wert der Gendermedizin.

com.media PR, Mag. Dr. Karin Assadian
Tel.: 0676 33 63 568, karin.assadian@commedia.co.at
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