Karas: „Die Idee Europa ist mehr als ein Parteiprogramm“

Europagespräch in der Österreichischen Apothekerkammer zum Thema „Wie gesund ist Europa – Stehen wir vor der nächsten Krise?“

Wien (OTS) – Ein flammender Appell an die Politik für ein
glaubwürdigeres und politisch handlungsfähigeres Europa kommt von Dr.
Othmar Karas angesichts der schwierigen Situation, in der sich die
Europäische Union aktuell befindet.

Die „Idee Europa“ dürfe nicht „Opfer von Machtpolitik und
kurzfristigem Denken“ werden, warnte der Abgeordnete zum EU-Parlament
im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung mit Stakeholdern zum Thema
„Wie gesund ist Europa – Stehen wir vor der nächsten Krise?“, zu der
die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Mag. pharm. Dr.
Ulrike Mursch-Edlmayr, anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft
Österreichs in die Bibliothek der Österreichischen Apothekerkammer
geladen hatte.

Bedingt durch die zahlreichen Krisenherde, der sich die Union
derzeit gegenübersieht – Brexit, Russland/Ukraine, Migration,
Soziales und Gesundheit und andere – sei es nunmehr an den
Politikern, Europa „klar und unmissverständlich zu positionieren“.
„Die EU muss zur Sprecherin des Kontinents in der Welt werden“,
forderte Karas, der den Mangel an politischer Aufrichtigkeit und
Klarheit in den Mitgliedstaaten als derzeit größtes Problem der EU
bezeichnete. „Die Mitgliedsstaaten entscheiden bei allem mit und sind
trotzdem bei Schuldzuweisungen an die EU schneller als bei der
Argumentation für die EU“, erklärte der Europapolitiker, dies gelte
unter anderem auch im Vereinigten Königreich in der Brexit-Frage.

Zwtl.: Arzneimittelversorgung im Fokus

„Eine große Herausforderung in Zusammenhang mit dem BREXIT ist
einerseits der Umzug der europäischen Arzneimittelagentur EMA nach
Amsterdam und die Aufrechterhaltung der wichtigsten Prozesse, sowie
andererseits die EU-weite Sicherstellung der Versorgung mit
Arzneimitteln“, stellte DI Dr. Christa Wirthumer-Hoche, Vorsitzende
des EMA-Managementboard fest. „Die EMA und das EU-Netzwerk haben sich
sicherheitshalber auf einen Hard-Brexit eingestellt“, so
Wirthumer-Hoche. Zum Thema Arzneimittelversorgung findet diese Woche
auch ein „runder Tisch“ im BASG statt.

Auch im Falle eines derartigen „harten Brexit“ werde es vermutlich
keine Versorgungsprobleme mit Arzneimitteln geben, „höchstens
Lieferschwierigkeiten“, verlieh Dr. Andreas Windischbauer, Präsident
des Verbandes der Österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler Phago,
seiner Hoffnung Ausdruck. Im europäischen Vergleich funktioniere in
Österreich die Krisenkommunikation sehr gut.

Für den Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs Pharmig
sei der Brexit ein wichtiges Thema, stellte der Generalsekretär der
Organisation, Mag. Alexander Herzog, klar. „Die Pharmig wird in
Zukunft auf EU-Ebene verstärkt mitdiskutieren“, so die Ankündigung
Herzogs. Auch das Thema der Patente und damit der Schutz von
Innovationen liege der Pharmig am Herzen.

Die Befürchtung, das Vertrauen der Menschen in die EU schwinde,
äußerte Mag. Gottfried Bahr, stv. Aufsichtsratsvorsitzender der
Österreichischen Ärzte- und Apothekerbank. „Im Volk ist das Gefühl
für die EU nicht mehr vorhanden“, klagte Bahr.

Zwtl.: Herausforderungen Pflege und Armut

Zu den großen Herausforderungen der heimischen Gesundheitspolitik
nahm der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Dr. Thomas
Szekeres, Stellung: „Das Thema Pflege steht schon auf Grund der
demografischen Entwicklung ganz oben auf der Agenda.“ Das Gleiche
gelte für den Bereich Armut. „Vergessen wir nicht, dass 18 Prozent
der österreichischen Bevölkerung arm oder armutsgefährdet sind“,
mahnte der Ärztekammer-Präsident.

Verstärkte Investitionen in die digitale Infrastruktur im
Gesundheitsbereich forderte Dr. Clemens Martin Auer, Sektionschef im
Bundesministerium für Gesundheit: „Das Commitment zum weltweit so
wichtigen Thema Artificial Intelligence ist in der EU zwar politisch
vorhanden, praktisch fehlt in den Mitgliedstaaten dazu die
Basisstruktur, fehlen die Standards und die Formate. Im Vergleich
dazu ist Österreich mit ELGA sehr weit vorne.“

Zwtl.: Apothekerinnen und Apotheker brauchen „solides politisches
Fundament“

Gastgeberin Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr sprach in ihrem
Statement die zunehmend wichtige Rolle der Gesundheitsberufe Arzt und
Apotheker mit ihren insgesamt 700.000 Patientenkontakten pro Tag an.
„Beide Berufsgruppen sind direkt am Kunden. Die Apotheken sind die
erste Anlaufstelle im Gesundheitsbereich für die Bevölkerung“, so die
Apothekerkammer-Präsidentin. Damit das so bleibt, bedarf es eines
soliden politischen Fundamentes in Österreich und in der Europäischen
Union. Ich sehe die Dringlichkeit einer EU-Debatte auf allen Ebenen.
Die Apothekerkammer hat mit ihrem Europagespräch aktiv dazu
beigetragen. Ich danke Othmar Karas für seine politische Expertise“,
so Mursch-Edlmayr abschließend.

Zwtl.: Apotheken auf einen Blick

In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine wichtige
Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Stadt oder Land: Die
österreichischen Apotheken liefern Qualität auf höchstem Niveau.
Insgesamt beraten rund 6.000 akademisch ausgebildete Apothekerinnen
und Apotheker in etwa 1.400 Apotheken die Bevölkerung in
Gesundheitsfragen. Die Beratungskompetenz ist eine der zentralen
Leistungen der Apotheker. Zusätzlich erbringen über 350
Apothekerinnen und Apotheker wertvolle Versorgungs- und
Beratungsleistungen für die Patienten in den österreichischen
Krankenanstalten.

Österreichische Apothekerkammer
Presse und Kommunikation
Wolfgang Müller, MA, MSc
Tel.: 01/404 14 DW 600
E-Mail: presse@apothekerkammer.at

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