WWF warnt vor Aufweichung des Gewässerschutzes in Europa

Spitzentreffen in Wien: EU-Wasserdirektoren diskutieren über die Zukunft die Wasserrahmen-Richtlinie – Österreichs Ratsvorsitz besonders gefordert

Wien (OTS) – Am morgigen Donnerstag beschäftigen sich die
Wasserdirektoren aller EU-Mitgliedsländer bei ihrem informellen
Treffen in Wien mit der Zukunft des Wasserschutzes in Europa. Im
Rahmen dieser Konferenz soll ein äußerst bedenkliches Papier
vorgestellt werden, in dem eine Öffnung und Änderung der
Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vorgeschlagen wird. „Auf Druck von
Wirtschaft und Industrie wird bereits über eine Aufweichung der sehr
guten Richtlinie diskutiert, obwohl der laufende Fitness-Check noch
gar nicht abgeschlossen ist. Viele Mitgliedsländer wollen sich davor
drücken, sämtliche Gewässer in einen guten Zustand zu bringen und vor
Verschlechterungen zu schützen. Das ist der völlig falsche Weg und
geht auf Kosten von Mensch und Natur“, sagt WWF-Expertin Bettina
Urbanek.

Daher appelliert der WWF an die österreichische Ratspräsidentschaft,
jede Aufweichung dieser Richtlinie zu verhindern und stattdessen
überfällige Maßnahmen für mehr Gewässerschutz auf Schiene zu bringen.
„Wer unser Wasser nicht ausreichend schützt, gefährdet nicht nur den
Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten, sondern langfristig
auch das Grundwasser und damit die Trinkwasserqualität“, warnt
Urbanek vor weiterem Stillstand bei der Umsetzung der EU-Vorgaben.

Denn bisher haben die EU-Staaten viel zu wenig getan, um unsere
Gewässer und das Grundwasser zu schützen und zu sanieren. Auch in
Österreich ist der ökologische Zustand der Flüsse und Bäche
besorgniserregend: Laut EU-Bewertung sind gerade noch 15 Prozent
intakt. Beispielsweise sind bereits neun von zehn Alpenflüssen
beschädigt – hauptsächlich aufgrund von Wasserkraftwerken und
Flussbegradigungen. „Nur gesunde Flüsse sind genügend
widerstandsfähig, um mit den Extremen der Klimakrise wie heftigeren
Hochwassern oder längeren Trockenperioden fertig zu werden. Auch
zahlreiche Vogel-, Fisch-, Säugetier- und Insektenarten profitieren
von gesünderen Flüssen“, erläutert Wasser-Expertin Bettina Urbanek.

Eine aktuelle EU-weite Studie belegt die grundsätzliche Vereinbarkeit
der Schutzziele der Wasserrahmenrichtlinie mit Schifffahrt,
Wasserkraft und Landwirtschaft. Dennoch fordern mächtige Lobbys wie
der Verband Deutscher Industrie, dass schädliche Projekte in ganz
Europa viel leichter umgesetzt werden können oder wieder mehr
Chemikalien in die Flüsse eingeleitet werden dürfen. „Der Angriff auf
den Gewässerschutz läuft an vielen Fronten, gut getarnt über
Fristverlängerungen und diverse Aufweichungen. Die Öffentlichkeit
muss hier äußerst wachsam sein“, betont Urbanek.

Mehr als 100 Umweltorganisationen und Verbände, darunter der WWF,
rufen die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich aktiv für den Schutz
des Wassers einzusetzen. Bereits 147.000 Menschen unterstützen die
Initiative. Unter [www.wwf.at/wasser] (http://www.wwf.at/wasser) kann
der Appell für Österreich unterzeichnet werden. Dort steht auch die
Studie: „Bringing Life Back to Europe´s Waters – EU Water Law in
Action“ zum Download bereit.

Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at

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