
Die überbetriebliche Lehrausbildung (ÜBA) – ein Erfolg auf ganzer Linie
Aktuelle Zahlen verdeutlichen, dass die ÜBA ein absoluter Gewinn für die Wirtschaft, die öffentliche Hand und die Betroffenen selbst ist.
Wien (OTS) – „Wer behauptet, dass Lehrwerkstätten den Lehrlingsmangel
in Betrieben verschärfen und der Fachkräftemangel an den Jugendlichen
in der überbetrieblichen Ausbildung liege, verkennt die Situation –
und kennt vor allem die Zahlen nicht“, findet Michael Sturm,
Vorsitzender der Berufsvereinigung der Arbeitgeber privater
Bildungseinrichtungen (Babe) und Geschäftsführer des BFI Österreich,
klare Worte.
„Bei der überbetrieblichen Lehre einzusparen ist
wirtschaftspolitisch betrachtet schlicht unvernünftig“, so Reinhard
Weidinger, stv. Vorsitzender der Babe und Geschäftsführer von
Weidinger & Partner. „Die Unternehmen, die schon jetzt eng mit uns
kooperieren, profitieren von hervorragend vorbereiteten Jugendlichen.
Die öffentliche Hand verdient mit der ÜBA mehr als sie ausgibt. Und
jede einzelne Person, über die hier so plakativ diskutiert wird, darf
mit einer steigenden Lohnkurve rechnen“, erklärt Sturm mit Verweis
auf eine aktuelle Analyse von Synthesis Forschung, die die
Beschäftigungs- und Gehaltsverläufe der Lehranfänger der Jahre
2008/2009 untersuchte.
Zwtl.: Jobgarant ÜBA
So sind im Jahr 2013 – also knapp nach Ausbildungsende – bereits
5.265 von 7.434 Personen, die ihre „ÜBA-Lehrausbildung“ aufgenommen
haben, als junge qualifizierte Fachkräfte bei einem breiten Spektrum
von heimischen Betrieben untergekommen. „Es besteht kein
Wettbewerbsverhältnis zwischen den Lehrbetrieben und den
Bildungseinrichtungen, die überbetriebliche Ausbildungsplätze
anbieten. Einerseits wechselt die Hälfte aller unser Lehrlinge
innerhalb kurzer Zeit in eine betriebliche Lehre. Und andererseits
profitieren viele Unternehmen, die nicht selbst ausbilden können, von
den von uns ‚fertig‘ ausgebildeten Jugendlichen“, stellt Weidinger
klar.
Zwtl.: Realwirtschaft und Staat profitieren
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist jeder in die überbetriebliche
Lehre investierte Euro ein hervorragend investierter Euro, zeigen die
Zahlen deutlich: „Den für die überbetriebliche Ausbildung benötigten
BIP-Ressourcen von rund 69 Mio. Euro steht eine innerhalb von vier
Jahren zusätzlich erzielte Wertschöpfung von 97 Mio. Euro gegenüber“,
erklärt Michael Wagner-Pinter, wissenschaftlicher Leiter und
Gesellschafter bei Synthesis Forschung. Die Investition in die ÜBA
hat sich nicht nur bereits zu Beginn des vierten Jahres amortisiert,
sondern bringt in diesem Jahr realwirtschaftliche Erträge in der Höhe
von rund 28,4 Millionen Euro.
„Auch für die Budgets der öffentlichen Hand stellt sich die
Finanzierung der überbetrieblichen Ausbildung als budgetneutral
heraus“, so Wagner-Pinter weiter: Im Jahr der „ÜBA-Finanzierung“
betrug die Netto-Ausgabenlast 33,1 Mio. € – das entspricht bei einer
Aufwertung von 2% p.a. aus Sicht des Jahres 2017 einer Ausgabenlast
von rund 39,2 Mio. €. Die mit der höheren Wertschöpfung verbundenen
Mehreinnahmen des Staates erreichten über einen Zeitraum von vier
Jahren im Vergleich dazu rund 41,8 Mio. €.
Zwtl.: Lohnfaktor Ausbildung
Dass sich eine abgeschlossene Ausbildung in den überbetrieblichen
Lehrwerkstätten auch für die Protagonistinnen und Protagonisten
selbst „auszahlt“, verdeutlicht ein Vergleich der Einkommen im Jahr
2017: Mit dem Lehrabschluss in der Tasche verdienten die
ÜBA-Teilnehmer im Schnitt 22.175 € Jahresbrutto – ohne Lehrabschluss
lag der Wert bei 14.942 €. „Ein Drittel Unterschied im
Jahresbruttoeinkommen, spricht schon eine deutliche Sprache“, so
Weidinger.
Zwtl.: Es braucht mehr überbetriebliche Lehrwerkstätten, nicht
weniger
Angesichts der nun vorliegenden Zahlen erscheint die
Lehrlingsstatistik der letzten Jahre in neuem Licht: Während 2017 in
Wien in der gewerblichen Wirtschaft 3.774 Betriebe in Summe 10.821
Lehrlinge (64,2%) ausgebildet haben, waren 77 überbetriebliche
Lehrbetriebe für 4.045 Auszubildende (24%) verantwortlich – 600
sonstige Lehrberechtigte betreuten 1.980 Lehrlinge (11,8%). „Die
Lehrwerkstätten tragen also schon jetzt einen maßgeblichen Beitrag
zur Wertschöpfung des Landes bei“, ist Sturm überzeugt.
Trotz dieser Anstrengung seitens der ÜBA-Träger matchen sich aber
immer noch durchschnittlich 5,6 Lehrstellensuchende in der
Bundeshauptstadt um eine offene Stelle. „Die Situation ist paradox“,
findet Sturm klare Worte. „Die ÜBA soll abgeschafft werden, obwohl
immer weniger Betriebe Lehrlinge ausbilden. Dafür wird der Ruf nach
einer Ausweitung der Rot-weiß-rot-Card in diesem Zusammenhang immer
lauter. Dabei kann man die Zahlen der Studie nur so zusammenfassen:
Das Engagement in die überbetriebliche Lehre hat sich für alle
Beteiligten gelohnt: mittelfristig – und erst recht langfristig“.
Zwtl.: Über die Studie
Synthesis zog für seine Untersuchung jene Jugendlichen, die ihre
duale Ausbildung in einer überbetrieblichen Variante in den Jahren
2008/2009 aufgenommen haben und stellte deren Erwerbs- und
Einkommensverläufe all jenen Jugendlichen unter 18 gegenüber, die im
selben Zeitraum die „Standard“-Variante einer dualen Ausbildung
aufgenommen haben oder in eine Beschäftigung gewechselt sind, ohne
sich an einer weiterführenden Ausbildung zu beteiligen.
Berufsvereinigung der ArbeitgeberInnen privater Bildungseinrichtungen (BABE)
Mag. Reinhard Weidinger (Weidinger & Partner)
stv. Vorsitzender
T: (01) 524 33 06 – chit@weidinger.com
Synthesis Forschung
Univ.-Prof. Dr. Michael Wagner-Pinter
Gesellschafter und wissenschaftlicher Leiter
T: (01) 310 63 25 12 – mwp@synthesis.co.at
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