WIFO: Produktionsdelle in der Autoindustrie dämpft das Wachstum vor allem in Deutschland

Wien (OTS) – Der Rückstau der Abgastests zog in der deutschen
Autoindustrie einen erheblichen Lageraufbau und Produktionsausfälle
nach sich. Auch in Österreich verlangsamte sich das Wachstum der
Industrieproduktion. Diese Dämpfung ist aber nicht eindeutig auf die
Autozulieferindustrie zurückzuführen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt
verbesserte sich im November weiter. Die Verteuerung von Energie
dürfte im Oktober ihren Höhepunkt erreicht haben.

Seit September 2018 müssen Pkw für die Zulassung in der EU neue
Abgastests durchlaufen, die mehr Zeit in Anspruch nehmen. Deutsche
Hersteller hatten sich auf die Umstellung der Zertifizie­rung
offenbar unzureichend vorbereitet, im Sommer entstand ein Rückstau.
Angesichts des er­heblichen Lageraufbaues wurde die Pkw-Produktion in
Deutschland im III. Quartal 2018 gedros­selt. Zwar wurden im August,
begünstigt durch hohe Rabatte, noch viele Neuwagen verkauft, danach
brach der Absatz aber ein. Insgesamt ging der private Konsum zurück.
Auch in Öster­reich kühlte sich die Industriekonjunktur im III.
Quartal ab. Mögliche Zuliefereffekte sind aber nicht eindeutig
abzulesen, zumal der Warenexport insgesamt anhaltend robust
expandierte. Die Dämpfung des privaten Konsums fiel in Österreich
viel milder aus als in Deutschland, obwohl die Neuzulassungen von Pkw
stärker reagierten. Gegenüber der WIFO-Schnellschätzung wurde das
Wirtschaftswachstum in Österreich für das III. Quartal um 0,1
Prozentpunkt auf 0,4% (+0,3% laut Eurostat-Berechnungsmethode) nach
unten revidiert.

In der metallverarbeitenden Industrie einigten sich die
Tarifpartner auf eine Gehaltserhöhung, die nahe an der für heuer
prognostizierten Summe aus gesamtwirtschaftlichem
Produktivitäts­zuwachs und Verbraucherpreisinflation liegt. Die
Gehaltsverhandlungen erwiesen sich aber als schwierig, nicht zuletzt
da sich der Produktivitätszuwachs in der Industrie heuer stärker
beschleu­nigt als im Durchschnitt der Gesamtwirtschaft. Andererseits
ist für den Verbraucherpreisauftrieb nicht die Industrie bestimmend,
sondern vor allem die Dienstleistungsbranchen. Somit erzielten beide
Tarifparteien relative Verhandlungserfolge.

Die Preisentwicklung war in Österreich im Oktober wieder von
steigenden Energiekosten ge­prägt; diese trugen gut +0,7
Prozentpunkte zur Inflationsrate von 2,2% bei. Der Höhepunkt der
Energieverteuerung dürfte damit aber erreicht worden sein: Der
Rohölpreis, der seit Mitte 2017 kontinuierlich gestiegen war, geht
seit Anfang Oktober zurück und sank zuletzt unter 60 $ je Barrel, u.
a. weil sich die Erwartungen einer drastischen Angebotsverknappung in
Zusammen­hang mit den Sanktionen gegenüber dem Iran nicht erfüllten.

Konjunkturbedingt verbesserte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt
zuletzt weiter. Insgesamt war die Arbeitslosigkeit im November zwar
etwas höher als im Oktober, saisonbereinigt ergab sich aber ein
Rückgang; die Arbeitslosenquote betrug 7,6%. Sowohl das
Stellenangebot als auch die Beschäftigung expandierten anhaltend.

Zu den Definitionen siehe [„Methodische Hinweise und Kurzglossar“]
(https://www.ots.at/redirect/glossar).

Rückfragen bitte am Montag, dem 10. Dezember 2018, zwischen 10 und 15 Uhr an Stefan Schiman, MSc, Tel. (1) 798 26 01/234, stefan.schiman@wifo.ac.at

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