AK-Präsident Kalliauer: „Es ist höchste Zeit für eine gerechte Schulfinanzierung!“

Linz (OTS) – Ob ein Schulkind in Österreich im Unterricht gut
mitkommt oder nicht, hängt maßgeblich vom Bildungsabschluss seiner
Eltern ab. In der Schule ist oft nicht genügend Zeit, um zu
wiederholen, individuell zu fördern und den Lernstoff zu festigen –
deswegen sind Schülerinnen und Schüler auf die Unterstützung der
Eltern oder auf private Nachhilfe angewiesen. „Das ist ungerecht und
hier geht viel Potential verloren“, sagt AK-Präsident Dr. Johann
Kalliauer. Er sieht in der soeben beschlossenen Schulreform eine
Zuspitzung des Problems und fordert einen Ausbau des
Förderunterrichts sowie eine gerechtere Schulfinanzierung nach einem
von der AK entwickelten Chancenindex.

Ein Beispiel: Rebecca ist acht Jahre alt und besucht eine
Volksschule in einem kleinen Ort, die meisten Mitschüler/-innen
kommen ebenfalls aus dieser Gegend. Die Klasse ist relativ klein und
die Lehrerin hat daher viel Zeit, sich mit jedem einzelnen Kind
genauer zu beschäftigen. Der Unterricht kann unter diesen Bedingungen
sehr individuell gestaltet werden. Alle Schüler/-innen werden dort
abgeholt, wo sie stehen. Sie haben trotz unterschiedlicher
persönlicher Voraussetzungen etwa gleiche Lern- und Bildungschancen.

Das ist nicht an jeder Schule so: Es gibt Schulen, die viel größer
sind, wo die Klassen wesentlich größer und sehr bunt zusammengesetzt
sind. Die Kinder kommen aus unterschiedlichen Elternhäusern, haben
unterschiedliche Muttersprachen, bringen unterschiedlichste
Lernvoraussetzungen mit. Es ist für die Lehrer/-innen nicht einfach,
hier halbwegs gleiche Chancen herzustellen, damit alle Kinder
möglichst gut unterrichtet werden können. Diese Schulen benötigen
mehr Mittel als Schulen, wo die Rahmenbedingungen einfacher sind.

Die AK hat ein Modell für eine transparente und bedarfsorientierte
Schulfinanzierung entwickelt, das den Förderbedarf der Kinder an der
jeweiligen Schule zeigt: den Chancenindex. Damit könne die
Geldmittelzuteilung an Schulen gerechter erfolgen. Dieser sieht vor,
dass Schulen mit erschwerten Ausgangsbedingungen zusätzliche
Ressourcen erhalten, damit sie ihre Herausforderungen besser
bewältigen können und die Kinder auch dort so gute Bedingungen
vorfinden wie Rebecca im obigen Beispiel.

Laut einer Analyse von Statistik Austria im Auftrag der
Arbeiterkammer gibt es auch in Oberösterreich eine Reihe von Schulen
mit erhöhten Indexwerten: Schulen, die deutlich mehr Ressourcen
benötigen würden, um allen Kindern halbwegs gleiche Bildungschancen
zu bieten. Besonders stark betroffen sind Schulen in städtischen
Regionen.

Eltern, die es sich leisten können, greifen für den Schulerfolg
ihrer Kinder oft tief in die Tasche. In Oberösterreich erhält rund
jedes fünfte Kind Privatnachhilfe. Diese trägt allerdings zur
Erhöhung der Bildungsungleichheit bei, weil sich viele Familien die
teure Nachhilfe nicht leisten können – wie Langzeitstudien der
Arbeiterkammer zum Thema Nachhilfe schon seit Jahren aufzeigen. Eine
massive Ungerechtigkeit, die AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer scharf
kritisiert: „Jedes Kind in Österreich soll die gleichen Chancen in
der Schule haben – egal, wie arm oder reich, gut oder weniger gut
ausgebildet die Eltern sind!“

Auch das aktuell verabschiedete Pädagogik-Paket der
Bundesregierung trägt nicht zum Abbau ungleicher Bildungschancen bei
– im Gegenteil: Die Wiedereinführung von Leistungsgruppen, frühe
Klassenwiederholung und die Einführung von Ziffernnoten ab der
zweiten Schulstufe setzen mehr auf Selektion als auf Integration und
Förderung.

„Es ist höchste Zeit, für mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung
von Bildungschancen zu sorgen“, plädiert AK-Präsident Johann
Kalliauer für eine möglichst rasche Einführung der Schulfinanzierung
nach Chancenindex.

Arbeiterkammer Oberösterreich – Kommunikation
Ines Hafner, MA
+43 (0)50/6906-2178
ines.hafner@akooe.at
ooe.arbeiterkammer.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender