
ÖH Uni Wien kritisiert skandalöse Polizeiwillkür gegen Fußballfans
Wiener Polizei gefährdet über eintausend Rapid-Anhänger bei stundenlanger Anhaltung auf fraglicher Rechtsgrundlage
Wien (OTS) – Gestern Nachmittag wurden etwa 1.500 Rapid-Fans auf dem
Weg zum Wiener Stadtderby von der Polizei festgesetzt und bis zu 7
Stunden in einem Kessel angehalten. Dies fand auf einem schmalen
Trampelpfad direkt über der Autobahn A23 statt, der lediglich durch
einen niedrigen Zaun gesichert war. Nur durch das besonnene Verhalten
der Fans kam es nicht zu einer Massenpanik, die zum Absturz von
Personen hätte führen können. Die Polizei hatte die Situation zu
keiner Zeit unter Kontrolle und setzte keinerlei Maßnahmen, die große
Zahl an Fans aus dem Gefahrenbereich zu bringen.
Über Stunden wurden die Fußballfans weder ausreichend über die Gründe
der Anhaltung informiert, noch hatten sie Zugang zu sanitären
Einrichtungen oder Wasser. „Als ÖH an der Universität Wien
kritisieren wir diesen stundenlangen Freiheitsentzug aufs Schärfste.
Unter den Angehaltenen waren auch kleine Kinder, die ebenfalls bei
Minusgraden über Stunden festgehalten wurden. Auch Schwangere durften
den Kessel, in dem es keine Sitzmöglichkeiten gab, lange nicht
verlassen. Die Polizei hat hier eine Gefährdung der Gesundheit der
Fans in Kauf genommen, das ist untragbar!“, so Sandra Velebit (VSStÖ)
vom Vorsitzteam der ÖH Uni Wien.
Der Polizeikessel wurde teilweise mit Gittern abgeschlossen, auch
Hunde kamen zum Einsatz. Eine Person erlitt aufgrund der bedrängten
und bedrohlichen Situation eine Panikattacke. Von Betroffenen wurde
zudem berichtet, dass Personen aufgrund der langen Zeit in der Kälte
kollabiert sind. Mindestens drei Personen mussten von anderen Fans
aus dem Kessel getragen werden, da sie diesen nicht mehr
selbstständig verlassen konnten. Dennoch durften Sanitäter des
Vereins nicht in den Kessel, selbst ein Katastrophenzug der Wiener
Rettung wurde von der Polizei nicht zu den Angehaltenen vorgelassen,
sondern mit der falschen Information, es gäbe keine Verletzten,
wieder fortgeschickt. Darüber hinaus wurden kritische
Beobachter_innen und Journalist_innen vom Geschehen ferngehalten.
Die Polizei verbreitete per Twitter fragwürdige Meldungen, um den
Einsatz zu rechtfertigen: So wäre die Tangente wegen Bewurfs durch
die Fans gesperrt worden. Jedoch waren die Spuren beim Eintreffen der
Fans bereits abgesperrt. Auch die Anwesenheit des Verfassungsschutzes
weckt Befürchtungen, dass eine Anhaltung bereits im Vorfeld geplant
war. „Laut der Rechtshilfe Rapid wurde in der Sicherheitsbesprechung
zum Spiel gedroht, dass sie das Spiel nicht sehen werden. Die derart
große Zahl der Identitätsfeststellungen ist grundrechtlich
bedenklich. Von allen angehaltenen Personen wurden Portraitfotos
angefertigt. Ob es dafür eine ausreichende Rechtsgrundlage gab, ist
mehr als fraglich. Deswegen sollten Maßnahmenbeschwerden unbedingt
geprüft werden,“ so Lena Köhler (GRAS) vom Vorsitzteam.
Erneut hat die Polizei an Fußball-Fans repressive Strategien geübt,
die allzu oft später gegen politische Aktivist_innen angewendet
werden. So wurde etwa der äußerst unübliche
„Landfriedenbruch“-Paragraph vor wenigen Jahren erst bei Rapid-Fans
„getestet“ und wenig später gegen Teilnehmer_innen einer
antifaschistischen Demonstration angewandt. Seit Jahrzehnten gelten
Fußballfans europaweit als Experimentierfeld, auf dem Polizei und
Justiz Repressionsstrategien erproben. „Wir verurteilen den gestrigen
Polizeieinsatz und insbesondere die Gefährdung der Gesundheit der
Angehaltenen aufs Schärfste. Unsere Solidarität gilt den Betroffenen.
Dieser skandalöse Polizeieinsatz bedarf politischer wie juristischer
Aufarbeitung!“ so Magdalena Taxenbacher (KSV-LiLi) von der ÖH Uni
Wien.
ÖH Uni Wien – Referat für Öffentlichkeitsarbeit
+43 (0) 676 90 25 332
presse@oeh.univie.ac.at
http://www.oeh.univie.ac.at/
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender