Oö. Volksblatt: „Was ist gerecht?“ von Herbert SCHICHO)

Ausgabe vom 27. Februar 2019

Linz (OTS) – Es ist nun doch ein Eigentor geworden, das die Arbeiterkammer da den Arbeitnehmern geschossen hat. Schon bei der Urteilsverkündung vor fünf Wochen habe ich an derselben Stelle geschrieben, dass die AK wohl als „Zulagenstreicherin“ in die Geschichte eingehen wird. Nun hat also die Regierung den Karfreitag von der Feiertagsliste gestrichen und gönnt dafür den Arbeitnehmern einen „persönlichen Feiertag“ – aber das ist wohl eher bloßes Marketing. Denn sowohl die lange Vorlaufzeit als auch die letztlich möglichen dringenden betrieblichen Ausschließungsgründe machen aus dem Anspruch ein Ansprücherl. Aber – und das muss man anerkennen –gerechter ist die Neuregelung. Und vermutlich wird man auch nicht umhinkommen, die Sonderstellung des jüdischen Jom Kippur aus dem Generalkollektivvertrag zu streichen. Das ist der Nachteil dieser Form von Gerechtigkeit, die oft von Neid getrieben wird. Eines sollte aber auch jenen klar sein, die jetzt aus dem Krisengejammer direkt in die Jubelstimmung verfallen: Wenn ein kompletter Feiertag die Wirtschaft 600 Mio. Euro gekostet hätte, erspart sie sich nun rund 30 Mio. für den Wegfall des Feiertags bei Protestanten, Altkatholiken und Methodisten. Das ist eigentlich auch nicht wirklich gerecht.

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