
„Ein Stück Leben“ – „kreuz und quer“ beleuchtet das Thema Organspende in Österreich aus mehreren Blickwinkeln
Am 21. Mai ab 22.35 Uhr in ORF 2; danach: „Zu Hilfe – Warum helfen schwierig ist“
Wien (OTS) – Die Transplantationsmedizin eröffnet neue Möglichkeiten:
Sie kann Menschenleben retten und die Situation von Patientinnen und Patienten, die chronisch geschädigt sind, nachhaltig verbessern. Doch dem steigenden Bedarf steht ein Mangel an Spenderorganen gegenüber. „kreuz und quer“ zeigt dazu am Dienstag, dem 21. Mai 2019, um 22.35 Uhr in ORF 2 den Dokumentarfilm „Ein Stück Leben“ von Zoran Dobrić, der das Thema Organspende in Österreich aus mehreren Blickwinkeln betrachtet. Zu Wort kommen Lebendspender, Familienangehörige von Verstorbenen, Transplantierte, aber auch Mediziner/innen und Wissenschafter/innen aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden.
Die Frage der Solidarität ist im europäischen Raum präsent wie schon lange nicht. Die Europäer/innen wenden sich nicht nur auf der bilateralen Ebene immer mehr voneinander ab. Was können wir tun, um einander helfen zu dürfen und dabei immer noch genug für uns selbst behalten zu können? In „Zu Hilfe – Warum helfen schwierig ist“ geht Zoran Dobrić um 23.20 Uhr in ORF 2 der Frage nach, warum Helfen schwierig ist, und gibt Menschen, die sich als Profi-, ehrenamtliche oder Spontanhelfer/innenmit dem Thema auseinandergesetzt haben, Raum und Zeit. Es kommen auch jene zum Wort, die sich selbst nicht unbedingt als hilfsbereit bezeichnen wollen.
„Ein Stück Leben“ – Ein Film von Zoran Dobrić
„Niemand ist wegen mir gestorben. Ich bin glücklich, dass ich das Herz bekommen darf und habe deshalb keine Schuldgefühle“, sagt der Kärntner Ulf Scheriau nur wenige Stunden vor seiner Herztransplantation. Der 64-jährige Finanzjurist aus Klagenfurt ist nur einer von 826 Österreicher/innen, die aktuell auf ein Spenderorgan warten müssen. Nach einem schweren Herzinfarkt, den er während einer Großglockner-Tour 2010 erlitten hatte, wurden ihm bei einer Notoperation vier Bypässe eingesetzt. Doch 2015 ist Ulf Scheriaus Herz wieder so schwer beschädigt, dass ihm die Ärzte mit einer Herzpumpe nur noch vorübergehend das Leben retten können. Seit damals wartet er auf ein Spenderorgan.
Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 718 Organe von verstorbenen Menschen chronisch kranken Patientinnen und Patienten implantiert. Wie ist es möglich, die Körperorgane eines Verstorbenen zu entnehmen, diese stundenlang „lebendig“ zu halten, Tausende von Kilometer zu transportieren und dennoch rechtzeitig und erfolgreich davon abhängigen Menschen zu transplantieren? Und all dies so, dass die Betroffenen nach dem schweren chirurgischen Eingriff noch viele Jahre ein gutes Leben führen können? Wie und wann ist es möglich, einem Toten Organe zu entnehmen? Wann ist ein Mensch wirklich tot? „Wenn das Gehirn tot ist, ist auch der Mensch tot“, sagen Mediziner/innen und versuchen dies durch ein umfangreiches Verfahren zu belegen. Jeder Patient in Österreich, der eine massive irreversible Gehirnschädigung erlitten hat und an keinen weiteren schweren Krankheiten leidet, wird von Ärzten als potenzieller Organspender betrachtet, sofern er bzw. sie nicht zu Lebzeiten einer Organentnahme widersprochen und sich in das sogenannten Widerspruchsregister eingetragen hat. Bevor die Organentnahme erfolgt, muss der Tod der Patientin bzw. des Patienten durch zwei verschiedene, von den Transplantationsteams unabhängigen Neurologenteams festgestellt werden.
Was sagen Theologinnen und Theologen sowie Ethiker/innen zu dieser Regelung? Neben Medizinerinnen und Medizinern nimmt der renommierte Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff zu den ethischen Spannungsfeldern Stellung.
„Zu Hilfe – Warum helfen schwierig ist“ – Ein Film von Zoran Dobrić
Die Bereitschaft, dem Nächsten oder einem Fremden zu helfen, ist im Menschen angelegt und in allen Religionen der Welt tief verankert. Dennoch ist Helfen ein schwieriges Unterfangen. „Helfen hat Grenzen. Du musst zur Kenntnis nehmen, dass du nicht alles tun kannst, was du denkst“, meint der ehemalige Caritas-Präsident Franz Küberl, der sein Leben lang davon beseelt war, „dass es schon in dieser Welt mehr Gerechtigkeit geben soll – nicht erst in der Vollendung der Welt, wo wir es erwarten und erhoffen“.
Über die christliche Soziallehre wurden viele Schriften und Bücher verfasst. Was ist die wahre Hilfe, und wie sollen wir helfen? Die Antwort darauf findet der Theologe und Universitätsprofessor Clemens Sedmak im Gleichnis vom barmherzigen Samariter im Kapitel 10 des Lukas-Evangeliums: „Da geht es darum, dass man wahrnimmt und tätig wird. Ein Mensch, der in Not ist, möge von einem anderen Menschen gesehen und mit dem Herz und mit der Vernunft begleitet werden.“
2007 besuchte Regisseur Zoran Dobrić den damals 24-jährigen Wiener Florian Steurer im Wiener AKH. Er litt an einer Nierenschwäche und musste sich zweimal die Woche einer Blutwäsche unterziehen. Gerade hatte sein Vater beschlossen, ihm eine seiner beiden Nieren zu schenken, was Florian die Chance auf ein „normales“ Leben ermöglichen würde. Florian Steurer fiel es aber sehr schwer, die Niere seines Vaters anzunehmen: „Ja, das ist ein Teil von ihm, den ich dann habe. Er wird aufgeschnitten, so wie ich. Ich habe, glaube ich, eine größere Narbe, aber er muss auch eine Woche da liegen und hat auch noch mindestens fünf Tage lang Schmerzen. Es ist schon eine große Sache, finde ich.“
Als Dobrić 2018 bei den Dreharbeiten für „kreuz und quer“ Vater und Sohn besuchte, wurde ihm klar: Florian Steurer hatte in der Tat Jahre gebraucht, um das „große Geschenk“ seines Vaters akzeptieren zu können. „Wenn ich sage, ich schenke jemandem etwas, dann wäre ja die Idee eines Geschenks, dass keine Erwartungshaltung damit verknüpft ist“, sagt Clemens Sedmak: „Aber es ist natürlich eine Erwartungshaltung damit verknüpft, und sei es die, ich erwarte mir jetzt dafür Dankbarkeit. Und die meisten Menschen, die ich kenne – mich eingeschlossen –, empfinden das als anstrengend, ständig dankbar sein zu müssen.“ Viele Menschen sind eher bereit zu helfen als zuzugeben, dass sie selbst Hilfe brauchen, insbesondere in kleineren Ortschaften, wo „jeder jeden kennt“.
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