Frankfurter Rundschau: Kippatragen verteidigen

Frankfurt (ots) – Schon lange gibt es alarmierende Zeichen, was die Ausbreitung des Antisemitismus in Deutschland angeht. So hat die Bundesregierung jüngst verkündet, dass die Zahl antisemitischer Straftaten um ein Fünftel zugenommen hat. Da ist es von besonderer Bedeutung, wenn der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Juden davor warnt, überall in Deutschland die Kippa zu tragen. Vor dem Hintergrund der erwähnten Entwicklungen ist es sicher nachvollziehbar, Juden hierzulande davon abzuraten, sich erkennbar als Juden zu zeigen. Das Signal ist dennoch verheerend. Angemessener wäre es gewesen, die Zustände zu kritisieren. Es ist nötig, sich gegen Judenfeindlichkeit zu stellen und von Politik und Polizei zu fordern, mehr dagegen zu unternehmen. Doch wenn sich eine solche Warnung im Namen der Regierung verbreitet, klingt sie nach Resignation. Aufgeben aber darf die Politik in diesem Punkt nie. Es ist Deutschland, das sich dagegen wehren muss – und nicht die Juden, die sich verstecken müssen.

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