Allg. Zeitung Mainz: Mehr als Bilder / Kommentar von Markus Lachmann zu Trump und Kim

Mainz (ots) – Es sind symbolische Gesten, die den Menschen in Erinnerung bleiben und die tatsächlich die Welt verändert haben. Man denke an Willy Brandts Kniefall zu Warschau im Jahr 1970 oder das Foto von Kanzler Helmut Kohl mit Strickjacke, der 1990 mit Michael Gorbatschow und Hans-Dietrich Genscher an einem Baumstumpf im Kaukasus saß. Dass Trump nun Seit’ an Seit’ mit Diktator Kim Jong Un die Grenze von Südkorea nach Nordkorea überschritten hat, ist zweifelsohne ein starkes Bild. Kein US-Präsident hat das zuvor gemacht, auch nicht der von Liberalen vergötterte Barack Obama. Es ist ein wichtiges Zeichen, dass die USA und Nordkorea im Dialog bleiben. Doch Bilder reichen nicht, der US-Präsident muss endlich liefern. Die ersten beiden Treffen, die Trump mit dem Mann mit dem Undercut-Haarschnitt arrangiert hatte, waren schlampig vorbereitet und verliefen teils ergebnislos. Trump, so urteilten im Februar viele Kommentatoren, wurde Opfer seinen Politikstils, mit spontanen “Deals” statt mit zäher und langwieriger Diplomatie weiterzukommen. Womöglich war es auch Taktik – schon Ronald Reagan ließ in den 1980er Jahren Verhandlungen zur Atomwaffenkontrolle mit den Sowjets platzen, um dann im Nachgang größere Zugeständnisse zu erhalten. Mit Blick auf Nordkorea lauten die Forderungen des Westens weiterhin komplette Denuklearisierung, das heißt nicht nur Schließung einiger Atomanlagen, sondern aller. Im Gegenzug könnten die USAihre Sanktionen aufheben. Dann hätte sich das twitternde Raubein Trump tatsächlich zum erfolgreichen Diplomaten gemausert.

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