Allg. Zeitung Mainz: Ja, aber… / Kommentar von Reinhard Breidenbach zu Pflegekosten

Mainz (ots) – Zunächst klingt das gut: Kinder von Pflegebedürftigen werden finanziell entlastet, ebenso Eltern von pflegebedürftigen erwachsenen Kindern. Doch die Sache ist nicht ohne Tücken – zu denen allerdings die politische Motivation des SPD-Sozialministers Heil noch nicht zählt. Er will beim gepflegten Mittelstand punkten, bei denen, die nicht wirklich wohlhabend sind, aber doch ordentlich verdienen. Solche parteitaktischen Überlegungen sind legitim, zumal bei einem politischen Pflegefall wie der SPD, um es bösartig zu formulieren. Aber: Wenn das neue Gesetz kommt, müssen Pflegekosten, für die bislang Angehörige herangezogen wurden, anderweitig aufgebracht werden. Aus dem Steuertopf, oder durch höhere Beiträge zur Pflegeversicherung. Die Kommunen erwarten höhere Belastungen und könnten versucht sein, kostengünstige Heime zu bevorzugen. Ob das gut wäre, steht dahin. Auch könnte es geschehen, dass eine Familie sagt: Oma oder Opa kann jetzt ins Heim, es kostet uns ja nichts mehr. Ob Oma oder Opa das aber will, und ob es objektiv besser für sie ist als häusliche Pflege, weiß man nicht so genau, es hängt auch stark vom Einzelfall ab. Man muss die Dinge beobachten, wenn das Gesetz in Kraft getreten ist. Und lohnend ist es in jedem Fall, immer mal wieder an ein paar Grundpfeiler zu denken, auch unabhängig von Juristerei. Zum Beispiel daran, dass die Einführung der Pflegeversicherung, Stand jetzt, eine vernünftige Entscheidung war. Mehr noch aber daran, dass nur Solidarität, nicht zuletzt die zwischen den Generationen in beide Richtungen, eine Gesellschaft davor bewahrt, inhuman zu werden – zumal in Zeiten wie diesen, die immer grotesker werden.

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