Allgemeine Zeitung Mainz: Im Nebel // Sonja Werner zu Handfehlbildungen bei Neugeborenen

Mainz (ots) – Wie war das? Neugeborene mit fehlgebildeten Händen? Und gleich drei davon innerhalb kurzer Zeit in einer einzigen Klinik? Da schrillen sofort die Alarmglocken in der Republik. Schließlich geht es um die Verwundbarsten in der Gesellschaft und die Erinnerungen an den Contergan-Skandal sowie die Angst vor Umweltgiften sitzen tief. Bei aller Verunsicherung jedoch, bei allem Bauchgefühl und vagen Meldungen von weiteren Fällen, sollte man versuchen, das Thema nüchtern zu betrachten. Aktuell stochern eigentlich alle im Nebel herum. Die Frage, ob drei Fälle von Handfehlbildungen in einer Region in Nordrhein-Westfalen ein Warnsignal sind oder nicht, ist schwer zu beantworten. Und selbst die Mediziner, die erklären, dass alles ein Zufall sein kann, lassen sich eine Hintertür auf – denn wer weiß, ob es in den nächsten Wochen nicht doch weitere Hinweise und Fälle geben wird? Die Häufung in Gelsenkirchen ist auffällig, die Zahlen in anderen Regionen sind – soweit bekannt – eher nicht alarmierend. Die Datenbasis ist aber das Problem: Im Moment gibt es keinen Überblick darüber, wie es sich mit speziellen Fehlbildungen der Hände in Deutschland verhält. Eine genauere Erfassung solcher Missbildungen sollte daher in jedem Fall eingeführt werden, auch die Klinikabfragen der Länder sind wichtig. Ansonsten werden die Gen-Analysen der Charité weitere Aufschlüsse geben. In der Diagnostik sind wir im Vergleich zu 1960 ja glücklicherweise deutlich weiter, aber offenbar noch lange nicht am Endpunkt.

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