Was die Wildkatze für ein erfolgreiches Comeback braucht

Fachtagung aus Anlass 10 Jahre Koordinations- und Meldestelle sowie Plattform Wildkatze

Salzburg/Hardegg (OTS) – Seit zehn Jahren wird in Österreich nach der Europäischen Wildkatze gesucht. Zum Jubiläum gab es nun eine Fachtagung der „Plattform Wildkatze“, bei der die aktuelle Situation der Wildkatze in Österreich besprochen wurde. Als Ergebnis der Fachtagung präsentiert die „Plattform Wildkatze“ acht Punkte, deren Umsetzung für eine dauerhafte Rückkehr der Wildkatze nach Österreich unumgänglich ist.

Die Wildkatze ist eines der seltensten Säugetiere Österreichs. Die Rote Liste führt sie als regional ausgestorben bzw. verschollen. Dennoch gab es seit der Gründung der Wildkatzenmeldestelle 2009 immerhin 21 sichere Nachweise. Die meisten davon kommen aus dem nördlichen (Nationalpark Thayatal) und südlichen Waldviertel (Wachau) sowie aus Kärnten. Was schmerzlich fehlt, sind Wildkatzen-Nachweise zur Fortpflanzung hierzulande. Denn nur damit ist es möglich den Gefährdungsstatus zu ändern und nationale Schutzmaßnahmen zu erwirken.

Auch Expertinnen aus Deutschland und der Schweiz brachten sich bei der kürzlich stattgefundenen Fachtagung im Nationalpark Thayatal mit ihren Erfahrungen ein. So führte in Deutschland ein umfangreiches Bürgerbeteiligungsprojekt mit zahlreichen Ehrenamtlichen zu sehr vielen neuen Wildkatzennachweisen. In der Schweiz zeigt sich durch die Besenderung von Wildkatzen gerade, dass diese auch im deckungsreichen Offenland vorkommen, nicht nur im Wald – möglicherweise sind Wildkatzen anpassungsfähiger als bisher angenommen.

Was es mit der Hybridisierung auf sich hat, berichtete eine weitere Schweizer Expertin. Paaren sich Wildkatzen zu oft mit Hauskatzen, könnte das möglicherweise zum Verschwinden der Wildkatzen beitragen.

Experten, Naturschützer und Jäger erörterten auch das Spannungsfeld zwischen Jagd und Wildkatze, notwendige Schutzmaßnahmen sowie die Beteiligung Freiwilliger bei der Suche nach der seltenen Wildkatze. Ein Hauptaugenmerk lag auf der Zerschneidung ihrer Lebensräume, die im schlimmsten Fall für die Wildkatzen tödlich endet. Aufgrund der kleinen und wahrscheinlich isolierten österreichischen Vorkommen ist jedes Individuum wertvoll für die Überlebenschancen der Population.

Fazit der Fachtagung ist, dass der Wildkatze in ihrer Wiederausbreitung geholfen werden muss. Dazu braucht es

* viel mehr Wildkatzennachweise, besonders Nachweise für Fortpflanzung. Eine Möglichkeit dazu ist die Suche mit Freiwilligen.

* mehr finanzielle Mittel zur Erforschung der Wildkatze (z. B. Verbreitung in den Bundesländern, Wanderrouten etc.)

* die Absicherung von Lebensraum-Korridoren durch die Raumplanung

* wissenschaftliche Erhebung bestehender und möglicher Wildtierkorridore

* länderübergreifende Koordinierung dieses Korridornetzes

* Bewusstseinsbildung innerhalb der Jägerschaft über das Vorkommen und die Erkennungsmerkmale der Wildkatze sowie der Bedeutung dieser Tierart für die Biodiversität in Österreich

* Sensibilisierung der Bevölkerung über die unerwünschte Haus-und Wildkatzenvermischung: Freilaufende Hauskatzen müssen lt. Tierschutzgesetz sterilisiert/kastriert werden.

2009 wurden auf Initiative des Naturschutzbundes und der Österreichischen Bundesforste AG sowohl die Plattform Wildkatze als auch die Koordinations- und Meldestelle Wildkatze installiert. Die Plattform ist eine Kooperation aus den Trägerorganisationen Nationalpark Thayatal, Österreichische Bundesforste AG, Naturschutzbund Österreich, Naturhistorisches Museum Wien, JAGD ÖSTERREICH, Alpenzoo Innsbruck-Tirol und weiteren Experten.

Die Wildkatzen-Fachtagung wurde gefördert von der Österreichischen Bundesforste AG sowie aus Mitteln von Bund und Europäischer Union. Tatkräftige Unterstützung kam zudem vom Dachverband JAGD ÖSTERREICH.

Ingrid Hagenstein, Projektleitung Koordinations- und Meldestelle sowie Plattform Wildkatze
Tel.: +43-662/64 29 09-13, wildkatze@naturschutzbund.at

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