Coronavirus und Vereinbarkeit: Von der Notfalllösung zum nachhaltigen Modell

Frankfurt (ots) – Als globales Problem wirkt der Coronavirus auch in der Berufswelt. Arbeitgeber schicken ihre Beschäftigten derzeit nach Möglichkeit ins Home-Office oder splitten Teams auf und lassen sie auf Distanz zusammenarbeiten, um das Risiko von Totalausfällen zu minimieren. Die berufundfamilie Service GmbH, Think-Tank und Dienstleister im gleichnamigen Themenfeld, verweist darauf, dass eine Flexibilisierung des Arbeitsorts nicht ausreicht, um der Lebenswirklichkeit der Mitarbeitenden zu entsprechen. Gleichzeitig fordert sie Arbeitgeber und Arbeitnehmende auf, die Chancen alternativer Arbeitsmodelle jetzt zu nutzen und diese im weiteren Verlauf in die Unternehmenskultur zu überführen. In der Krise steckt ihrer Ansicht nach ein großes Potenzial für die Weiterentwicklung der familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik von Organisationen und damit für die nachhaltige Stärkung ihrer Arbeitgeberattraktivität.

Home-Office, Telearbeit bzw. Remote Work – das sind angesichts von COVID-19 die Mittel der Wahl von Arbeitgebern. Mit der Gesundheitskrise hat die Flexibilisierung von Arbeitsmodellen nach Beobachtung der berufundfamilie an Dynamik gewonnen. Allerdings: Organisationen agieren jetzt einerseits erfreulich schnell, andererseits lassen sie wichtige Optionen teilweise außer Acht. Neben der Flexibilisierung des Arbeitsorts sollte auch die Flexibilisierung der Arbeitszeit stärker in Betracht gezogen werden.

Oliver Schmitz, Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH, gibt zu bedenken: “Was ist mit Beschäftigten, deren Kinder aufgrund von Kita- oder Schulschließungen zu betreuen sind? Wie können Mitarbeitende mit pflegebedürftigen Angehörigen, die zu einer Hochrisikogruppe für eine Infektion mit dem Coronavirus zählen, zurechtkommen? Wir alle wissen, das berufliche und familiäre bzw. private Aufgaben nicht gleichzeitig bewältigt werden können. Beides braucht seine Zeit. Wenn Beschäftigte von zu Hause aus tätig sind und gleichzeitig Kinder betreuen müssen, die aktuell nicht in die Schule gehen können, braucht es erweiterte Lösungen. Entsprechend sollten Arbeitgeber sich jetzt mehr denn je alternativen Modellen der Arbeitszeit öffnen – z.B. auf Gleit- oder Vertrauensarbeitszeit umzustellen und es auch ermöglichen, dass Beschäftigte längere Pausen während eines Arbeitstags einlegen bzw. in den Abendstunden tätig sind, um sich zwischenzeitlich um Privates kümmern zu können. Allerdings gerät man da auch schnell an die Grenzen des Arbeitszeitgesetzes. Eine Kombination aus Arbeitsort- und Arbeitszeitflexibilisierung ist aktuell am zielführendsten – aber nicht nur jetzt.”

Acht Fragen für den Notfall und die Zukunft

Was derzeit als Notfalllösungen implementiert wird, kann zu nachhaltigen Modellen ausgebaut werden. Arbeitgeber sollten dafür die Chancen und Risiken ihrer aktuellen Lösungen überprüfen. Dabei helfen folgende acht Fragen:

1. Ist alternierende Telearbeit oder mobiles Arbeiten möglich?

2. Welche technische Ausstattung wird benötigt?

3. Ist bei alternierender Telearbeit der Heimarbeitsplatz angemessen und sicher gestaltet?

4. Wie kann der Datenschutz gewährleistet werden?

5. Müssen Dienstvereinbarungen aufgebrochen bzw. erstellt werden und müssen Arbeitsverträge angepasst werden?

6. Sind Regelungen bzgl. der Haftung/ Versicherungen zu treffen?

7. Wie funktioniert die Zeiterfassung oder die Leistungsbemessung?

8. Wie gelingt die Kommunikation zwischen Teammitgliedern und mit Führungskräften?

Oliver Schmitz motiviert Arbeitgeber: “Mit dem Coronavirus sind das Berufs- und das Privatleben noch näher beieinander. Das ist jetzt ein Härtetest, der die Aussicht auf ein gutes zukünftiges Risikomanagement von Arbeitgebern in sich birgt. Es muss nicht immer die globale Krise sein, die Arbeitsprozesse ins Wanken bringt. Es gibt auch im Kleinen – also bei einzelnen Beschäftigten in ihrer jeweiligen Lebensphase – private Notfälle, die aufgefangen werden müssen, damit der Laden weiterläuft. Die Kinderbetreuung kann schließlich jederzeit ausfallen und der zu pflegende Angehörige ad hoc intensive Hilfe benötigen. Spätestens dann müssen Arbeitgeber in der Lage sein, den Beschäftigten flexible Angebote machen zu können – wie etwa Telearbeit.”

Lösungen, die jetzt kurzfristig implementiert wurden, sind daher in die Kultur der Organisation zu überführen. Auf die Notfalltaktik muss die nachhaltige Strategie für die familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik folgen. Und die bringt einen umfassenden Nutzen mit sich: Beschäftigte danken Arbeitgebern eine systematische Vereinbarkeitspolitik mit einer höheren Motivation und Bindung. Vielfach ist zudem eine höhere Produktivität ablesbar. Der Gewinn für Arbeitgeberattraktivität wirkt sowohl nach innen als nach außen und erleichtert damit die Gewinnung von Beschäftigten.

Die berufundfamilie Service GmbH ist Dienstleister und der Think Tank im Themengebiet Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. Ihr zentrales Angebot ist das audit berufundfamilie/ audit familiengerechte hochschule, das von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung initiiert wurde.

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Silke Güttler
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