
SFU: Auch positive Auswirkungen der Krise werden langsam sichtbar
Psychotherapeut*innen berichten zunehmend auch über durchaus positive Lebenserfahrungen ihrer Klient*innen in der Krise
Wien (OTS) – Die Sigmund Freud PrivatUniversität sammelt erste Erkenntnisse über positive psychosoziale Auswirkungen der Corona-Krise aus der psychotherapeutischen Praxis.
Ähnlich wie viele andere Disziplinen war auch die Psychologie zunächst auf negative Aspekte wie Angstzustände, Depressionen oder Vereinsamung und deren Bewältigung fokussiert. Erste gegenläufige Befunde beschäftigten sich mit Phänomenen speziell im Bereich der sozialen Angststörungen, wo Patient*innen angesichts der Änderungen im Berufs- und Sozialleben über einen massiven Rückgang des Leidensdrucks berichteten. Potentiell positive psychosoziale Folgen der Krise reichen aber womöglich viel weiter, wie Mag. Maximilian Pritz, Leiter der Hochschulkommunikation der SFU und selbst Psychotherapeut und Psychoanalytiker, ausführt:
„Es wäre massiv zu kurz gegriffen, heilsame Aspekte der Krise nur im Bereich bestimmter sozialer Störungen zu suchen. Aus der psychotherapeutischen Praxis wissen wir, dass auch viele Menschen, die im klinischen Sinne als völlig gesund gelten, die Krise als Chance begreifen, für „danach“ neue Prioritäten zu setzen – sofern sie nicht durch Krankheit oder ökonomische Unsicherheit unmittelbar betroffen sind. Auf der ganz individuellen Ebene wird die Zäsur, die durch Corona erzwungen wurde, sicherlich zu einem tiefgreifenden Hinterfragen der bestehenden Bedürfnishierarchien führen. Interessant zu beobachten wird dann sein, ob diese Entwicklungen tatsächlich auch auf soziale Strukturen wie die Berufsethik oder das Konsumverhalten durchschlagen werden. Für gesicherte Befunde ist es zwar noch viel zu früh, aber im therapeutischen Alltag zeigt sich, dass beruflicher Erfolg und materielles Ansehen zugunsten etwa von unmittelbarer sozialer Erfahrung und Naturverbundenheit an Stellenwert verlieren könnten.“
An der SFU laufen parallel dazu auch mehrere sozialpsychologische und soziologische Forschungsprojekte zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Krise.
Mag. Dr. Dr. Manuel Jakab, manuel.jakab@sfu.ac.at, +43 660 1625166
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