Die Bundesliga kehrt zurück – in gewöhnungsbedürftigem Format

Einerseits ist das Aufatmen bei Spielern und Fans groß, andererseits hatte sich die Rückkehr der Bundesliga so keiner vorgestellt: Leere Tribünen, Sicherheitsvorkehrungen für Spieler und ein ganz neues Gerangel um die Übertragungsrechte, das die Ausstrahlung unsicher macht – so sieht der Rest der Fußballsaison 2019/2020 derzeit aus.


Am 16. Mai war es nach unerwartet langer Winterpause endlich wieder soweit: Die Bundesliga kehrte nach der durch die Corona Krise erzwungenen Auszeit zurück, wobei auch die derzeit Top-Platzierten, der FC Bayern München (64 Punkte), gefolgt vom BVB Dortmund (57 Punkte) auf dem Rasen standen und ihre Positionen verteidigen konnten. Dennoch war es ein ungewöhnliches und eher trauriges Fußballwochenende angesichts der „Geisterspiele“ die ohne Publikum stattfinden mussten.

Natürlich setzte die Situation besonders den Spielern selbst zu, die normalerweise von positiver Atmosphäre im Stadion angefeuert werden. Manuel Gulde vom FC Freiburg klagte gegenüber dem Stern: „Die Zuschauer fehlen extrem, das macht viel mehr Spaß, wenn es laut ist im Stadion.“ Auch auf Trainer-Seite wird mit der Situation gehadert, Uwe Rösler, Coach von Fortuna Düsseldorf: “Der Tag war schon komisch. Ich bin ein sehr emotionaler Trainer, der auch den körperlichen Kontakt braucht. Da musste ich mich schon oft maßregeln.”

Andere Spieler zeigten sich abgeklärter und waren froh, dass der Neustart der Bundesliga überhaupt Realität wurde, nach langen Diskussionen um die Sicherheit von Fans und Spielern: „Sie sagen es, sie tun es“ lobte AC Milan-Spieler Zlatan Ibrahimovic die Konsequenz der Bundesliga hinsichtlich des Entscheids weiterzuspielen.


Auch die Fans sind gespaltener Meinung, in der Mehrheit aber froh, dass der Fußball wenigstens auf ihre Bildschirme zurückkehrt. Eine aktuelle Umfrage von FanQ ergab: Eine Mehrheit von 66,2 % werteten den Neustart der Bundesliga ohne Zuschauer als Erfolg, 20,7 % teilweise als Erfolg und nur 9,4 % zeigten sich gänzlich enttäuscht und werteten das erste Spielwochenende als Misserfolg.


Größtenteils hält man das DFL-Gesundheitskonzept jedoch als verantwortungsbewusst und nötig, 45% finden die Vorgaben gut, 31,4% in Ordnung, 23,6% halten sie jedoch für schlecht. Auch wenn die Vernunft reagiert, sind viele treue Fußballfans von der Situation emotional belastet; „Finde, wo jetzt die BL wieder läuft, tut’s noch mehr weh, dass wir nicht ins Stadion gehen können. Vermisse das so und vermisse die Menschen“, beklagte ein Anhänger auf Twitter.


Neben für die Öffentlichkeit geschlossenen Stadien, die die Fans vor die Bildschirme zwingt, verwirrt auch die Situation hinsichtlich der Übertragungsrechte: Eurosport hatte diese für den Rest der Saison erworben, die Spiele sollten über DAZN laufen, die Montagspartien am 18. Mai wurden dann jedoch plötzlich über den Streaming-Service Amazon Prime ausgestrahlt, der ganz kurzfristig den Zuspruch kam. Bisher galt diese Regelung jedoch nur für eine Partie, die Zukunft hinsichtlich der Übertragung und ob der DAZN seine Lizenz verliert, ist noch ungewiss. Auch ein Datum für die Rückkehr der Fans ist derzeit nicht bekannt.

Mit Spannung wird auch die Rückkehr der österreichischen Bundesliga erwartet. Gesundheitsminister Anschober betonte, „In Österreich ist das ein bisschen entspannter vom Zeitdruck her” und erwähnte relativ unkonkret ein Neustart könnte nach Mitte Mai erfolgen – derzeit wird Anfang Juni diskutiert.