stern / Digitalrats-Mitglied Boos hat zu optimistische Angaben über die Lage seiner Firma gemacht

Hamburg (ots) – Der Unternehmer Hans-Christian Boos, der auch Mitglied des Digitalrats der Bundesregierung ist, hat in der Vergangenheit zu optimistische Aussagen über die Geschäftsentwicklung seiner Firma Arago gemacht. Das berichtet das Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe.

So antwortete Boos im Mai 2018 einem Branchendienst auf die Frage nach dem Umsatzwachstum: “Wir sind um rund 70 Prozent gewachsen”. Tatsächlich waren die Erlöse aber nur von 7,4 auf 10,3 Millionen Euro geklettert. Sie hatten damit wieder das Niveau aus dem Jahr 2014 erreicht. Boos sagt heute, er habe den “Software-Umsatz” gemeint. Dieser sei um 88 Prozent gestiegen.

Nach Gesprächen mit ihm vermeldeten Zeitungen wie die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” oder das “Handelsblatt” seit dem Jahr 2016, seine Firma mache dreistellige Millionenumsätze. In den später im Bundesanzeiger veröffentlichen Zahlen lag der Umsatz seit dem Jahr 2013 aber nie höher als bei 11,6 Millionen. Er habe sich “niemals zu Umsätzen geäußert”, lässt Boos dazu heute antworten.

Boos und Arago hatten überdies wiederholt erklärt, über “allgemeine künstliche Intelligenz” zu verfügen; Experten halten das für unmöglich. In einem Video im August 2018 erklärte Boos, man habe eine “allgemeine Lösung” für “alle Probleme”. Auf Fragen des stern räumte Arago jetzt ein, dass frühere Aussagen missverstanden werden könnten. Man spreche jetzt von “horizontaler” künstlicher Intelligenz.

Boos ließ in einigen weiteren Fällen bestätigen, dass über ihn kursierende Behauptungen falsch seien. So hatten er und seine Firma Arago nicht – wie von der Firma wiederholt erklärt – für die Dresdner Bank die europaweit erste Lösung für Online-Banking entwickelt. “Diese Aussage stammt nicht von Arago”, behauptete Boos jetzt. Auch war er nicht, wie von einer Zeitschrift behauptet, als Teenager im Jahr 1988 Sieger bei “Jugend forscht”, sondern nur Teilnehmer beim Regionalwettbewerb Südbaden/Südwürttemberg.

Boos bestätigte dem stern, dass der US-Investor KKR sich von Arago getrennt hat. Von 2014 bis 2017 hatte der US-Konzern schrittweise über 50 Prozent der Anteile übernommen. Diese kaufte Boos nun mit Vertrag vom 13. Mai zurück.

Boos wies überdies den Vorwurf zurück, er habe mit dem von ihm vertretenen Pepp-PT-Konsortium zur Entwicklung eines Softwaregerüsts für eine Corona-App eigene wirtschaftliche Ziele verfolgt. Er ließ aber einräumen, dass Arago “ein Angebot für den zukünftigen Betrieb einer Lösung gemacht” habe, die auf dem Modell eines zentralen Datenspeichers basierte. Dies wäre aber für die Firma “nicht kostendeckend” gewesen, so die Erklärung.

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