Farbe bekennen / Kommentar der Allgemeinen Zeitung Mainz zur katholischen Kirche
Mainz (ots) – Das Christentum steckt in Deutschland in einer tiefen Krise: Immer weniger Menschen bekennen sich zu ihrem evangelischen oder katholischen Glauben. Leere Kirchen – das bedeutet über kurz oder lang auch leere Kassen. Und irgendwann wird sich die Gretchenfrage stellen: Warum will Kirche an so vielen Stellen mitreden, wenn sie doch nur noch so wenigen Menschen etwas zu sagen hat? Als wäre diese Herausforderung nicht groß genug, kämpfen die Katholiken noch an einer zweiten Front – gegen ein verstaubtes patriarchales Verständnis von Kirche, in der nur unverheiratete geweihte Männer bestimmen. Dabei bleibt den deutschen Bistümern angesichts des Priestermangels gar keine andere Wahl, als Pfarreien zusammenzulegen. Und um die wenigen verbleibenden Pfarrer nicht in den Burnout zu treiben, müssen sie Verwaltungsaufgaben abtreten. Nach einem ersten Veto für den Trierer Bischof blockiert die Kurie nun in noch rüderen Worten den aus purer Not eingeschlagenen Weg. Das lässt die Empörung des Mainzer Bischofs Kohlgraf verstehen, der zu Recht davon ausgeht, dass kundige Laien es bald nicht mehr ertragen werden, für immer und ewig in die zweite Reihe verwiesen zu werden. Im August beraten die deutschen Bischöfe über die Weisung aus Rom: Spätestens dann müssen alle Oberhirten, denen an einer katholischen Kirche mitten in der Gesellschaft gelegen ist, Farbe bekennen. Ohne Laien in Führungspositionen und Frauen in Weiheämtern wird es bald keine lebendigen Gemeinden mehr geben. Die Leugner dieser Wahrheit sitzen übrigens nicht nur in Rom, sondern auch in den eigenen Reihen.
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