Architekturpreis geht nach Aachen: Anleihen aus der Vergangenheit / Bauherren Alice und Christoph Helmus verbinden alte Gestaltungselemente mit modernem Wohnen

Aachen (ots) – 1925 entstand im Norden Aachens ein kleines Reihenhausensemble mit 3er und 6er Hauszeilen. Damals achteten die Planer darauf, dass die einzelnen Häuser sich jeweils von den anderen unterscheiden. Die zugrunde liegende Gestaltungssatzung nahmen sich Architekt Christoph Helmus und seine Frau Alice jetzt als Vorlage für die Komplettsanierung ihres Mittelhauses und verbanden die alten Elemente mit den heutigen Anforderungen an das Wohnen – mit Erfolg: Das Bauprojekt der Familie Helmus gewann beim diesjährigen Wettbewerb “Das Goldene Haus” von Europas größter Bau- und Wohnzeitschrift Das Haus und LBS West einen Sonderpreis in Höhe von 2.000 Euro.

Alice und Christoph Helmus entschieden sich beim Umbau ihres Reihenmittelhauses für einen “größeren Eingriff”. Sie setzten deshalb nicht nur auf große Gauben und einen Anbau auf der Rückseite, sondern rekonstruierten auch die ursprünglichen Fassadendetails an der Frontansicht wieder. Die Fenster haben wieder eine klassische Sprossenaufteilung mit Kämpfer, die Öffnungen werden von weißen Faschen gerahmt und auch der ursprüngliche geziegelte Sockel wurde freigelegt.

“An-, auf- und ausgebaut – diese Sanierung von Grund auf zeigt, wie aus einem vorher einfachen, in die Jahre gekommenen Reihenhaus mit dem Gefühl für das Objekt und dem richtigen Know-how wieder ein zeitgemäßes und schönes Zuhause zum Wohlfühlen werden kann”, so LBS-Gebietsleiter Peter Kouchen.

Früher waren die Räume klein, verwinkelt und dunkel. Von den Wohnräumen gab es keinen direkten Zugang zum Garten. “Die Grundrissstruktur von vor 90 Jahren ließ sich nur durch große Eingriffe auf unsere Wünsche nach mehr Luft, Licht und Großzügigkeit anpassen”, erklärt Bauherr und Planer Christoph Helmus. Die Qualität der einst schlank dimensionierten

Holzdeckenkonstruktionen reichte für die neuen Anforderungen an die Tragfähigkeit, Steifigkeit und Raumhöhe nicht aus und musste durch eine Stahlträgerkonstruktion ersetzt werden. Auch der Grundriss wurde überarbeitet, bestehe Wände abgerissen und an anderer Stelle neu errichtet.

Anbau ermöglicht direkten Zugang aus der Küche zum Garten

Auf der Rückseite fügte der Architekt einen Anbau an, der einerseits die Küche aufnimmt und andererseits durch eine große Terrasse mit Holzbelag einen direkten Zugang zum Garten ermöglicht. Innen ließ die Familie die alte Treppe aufarbeiten. Sie ist heute der Blickfang im Eingangsbereich. Das Obergeschoss hat drei große Kinder- und ein Badezimmer. Das Dachgeschoss kann dank zweier großer Gauben jetzt voll genutzt werden und ist den Eltern vorbehalten.

Der Anbau und die beiden Gauben schafften 48 Quadratmeter mehr Grundfläche. Insgesamt 211 Quadratmeter steht der fünfköpfigen Familie jetzt zur Verfügung. Der zum Garten vollverglaste Anbau macht den Garten zu einem weiteren “Zimmer”.

Charakter des Hauses trotz Eingriff in die Struktur bewahrt

“Statt des derzeit üblichen Eichenparketts in Kombination mit schlichten weißen Wänden waren die Bauherren mutiger”, sagt Architekt und Jurymitglied Gunnar Brand aus der Das Haus-Redaktion. Der geschliffene sandfarbene Estrich im Erdgeschoss bekam einen schwarzen Zuschlag, der sich im anthrazitfarbenen mineralischen Putz an der Küchenwand und in der freistehenden Kücheninsel wiederfindet.

Dazu bildet das Rückbuffet der Küche aus massiver Eiche einen starken Kontrast und lässt das Holz viel stärker wirken, als vor einer weißen Wand. “Auch ein großer Eingriff in die Struktur, wenn gekonnt, verändert nicht den eigentlichen Charakter des Hauses”, so Brand.

Der diesjährige Wettbewerbsgedanke “Chance Altbau” von Das Haus und LBS sollte zukünftigen Sanierern und Renovierern zeigen, dass es zwar mitunter ein Abenteuer sein kann, ein in die Jahre gekommenes Haus auf einen neuen Stand zu bringen. Dass aber als Lohn ein besonderes Haus mit eigener Geschichte lockt.

“In vielen solcher Gebäude schlummern ungeahnte Möglichkeiten. Manchmal reichen schon kleine Veränderungen, Durchbrüche oder ein Tausch der Raumnutzung, Fenster zu vergrößern, Materialien und Farbe zu erneuern – und das Haus oder die Wohnung sieht schon ganz anders aus”, weiß Jurymitglied Gunnar Brand.

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