UBIT-Harl: Corona-Digitalisierungsboost bringt zahlreiche Businesschancen

Forderung nach raschem Glasfaserausbau – IT-Fachkräftemangel: 24.000 Experten fehlen – Kritik an EU-Verschlüsselungsverbot

Wien (OTS) – Die Pandemie und die daraus resultierenden Lockdowns, Ausgangssperren und Ladenschließungen haben 2020 die Umsatz- und Verkaufsprozesse vieler Unternehmen schlagartig ins Netz katapultiert. Zwar sind Österreichs Betriebe gut digitalisiert, dennoch wurde deutlich, dass es an vielen Stellen großen Handlungsbedarf gibt. Die Coronavirus-Krise führt bei etlichen Unternehmen zu teils radikalen Veränderungen in ihren Geschäfts- und Arbeitsprozessen, allen voran die Verbreitung von Homeoffice, Webshops und Videokonferenzen. „Für Betriebe ist es wesentlich, alte, analoge Prozesse in neue, flexible und digitale Prozesse umzuwandeln. Die Zeit nach Corona ist die Zeit, schlanke und vor allem flexible und robuste Prozesse zu etablieren“, unterstreicht Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Österreich muss diesen Digitalisierungsboost nutzen und die Businesschancen realisieren.“

Investitionen in IT-Infrastruktur und Cybersicherheit wichtig
wie nie

Dafür sind entsprechende Investitionen notwendig. „Die Coronavirus-Pandemie hat brutal gezeigt, wo noch Aufholbedarf herrscht. Gerade jetzt muss investiert werden: in Sicherheit, Infrastruktur und in Expertise“, sagt Harl. In Digitalisierung zu investieren ist auch bei Österreichs Unternehmen angekommen. So sind seit 1. September rund 58.000 Anträge in Höhe von rund 2,4 Milliarden für die Investitionsprämie des Wirtschaftsministeriums zur Unterstützung der österreichischen Wirtschaft in der Coronakrise eingegangen.

Glasfaser als Basis für verlässliche Infrastruktur

55 Prozent der österreichischen Unternehmen sehen die stärkere Nutzung digitaler Technologien als die wichtigste Langfristfolge von Covid-19 – dieser Trend erfordert eine robuste und ordentliche IT-Infrastruktur. Im Juni 2020 gab es, laut Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), in Österreich rund 12,3 Millionen Breitbandanschlüsse, um 109.000 mehr als noch zu Beginn des Jahres. „Das ist grundsätzlich eine gute Nachricht. Doch aus unserer Sicht muss das Breitbandnetz mit Glasfaser bis zu den Firmen und Haushalten so rasch wie möglich ausgebaut werden, besonders im ländlichen Bereich. Kupfer leistet das nicht mehr,“ betont Harl.

IT-Fachkräftemangel: Lage weiterhin prekär

Um den Digitalisierungsboost nützen zu können, benötigen Österreichs Unternehmen auch die richtige Manpower und Expertise. Doch an solcher fehlt es hierzulande immer mehr. In Österreich beläuft sich der Fachkräftemangel im IT-Bereich laut einer Studie des Industrie Wissenschaftliches Instituts (IWI) mittlerweile auf 24.000 Personen. Das bedeutet einen Wertschöpfungsverlust von rund 3,8 Milliarden Euro für den österreichischen Wirtschaftsstandort pro Wirtschaftsjahr. Unternehmen können ihre offenen internen IT-Positionen nur zu durchschnittlich 77 Prozent füllen. „Österreich gehört zu den negativen Spitzenreitern im EU-Vergleich. Unsere Unternehmen leiden enorm unter dem IT-Fachkräftemangel“, hält Martin Zandonella, Obmann-Stellvertreter des Fachverbands UBIT, fest. „Dabei fehlen die meisten Fachkräfte in den Bereichen, die Österreichs Wirtschaft jetzt am dringendsten benötigt: Software Engineering & Web Development und IT Security.“ In Oberösterreich fehlen laut IWI-Studie mit 7.200 IT-Spezialisten (30 Prozent des Gesamtbedarfs in Österreich) die meisten Fachkräfte, gefolgt von Wien (6.000; 25 Prozent), der Steiermark (4.400; 18 Prozent), Tirol und Vorarlberg (2.600; 11 Prozent), Niederösterreich (2.500, 10 Prozent) und Kärnten, Salzburg und das Burgenland (1.700; 7 Prozent). „Die IT-Kompetenzen, die das Bildungssystem vermittelt, reichen bei weitem nicht aus, um Österreich fit für die digitale Zukunft zu machen. Bleibt die Politik weiterhin untätig, ändert sich am Fachkräftemangel nichts, und das wird dem österreichischen Wirtschaftsstandort nachhaltig schaden“, ergänzt Zandonella.

EU-Verschlüsselungsverbot: Bedrohung der Softwaresicherheit
und der Privatsphäre

Neben der Cybersicherheit wird in Zeiten der steigenden Digitalisierung auch der Datenschutz immer wesentlicher. Dieser wird, so der Fachverband UBIT, immer weiter gefährdet, wie neue Trends, die den Zugriff auf verschlüsselte Daten vorsehen – etwa die neue Datenschutzrichtlinie von WhatsApp und die vom EU-Ministerrat beschlossene Resolution – zeigen. Das Verschlüsselungsverbot, das Harl als Bedrohung der Softwaresicherheit und der Privatsphäre sieht, sei nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch gefährlich: Die Verschlüsselung eines sicheren Systems aufzuheben, öffnet vor allem Hintertüren und hebelt eine sichere End-to-End-Verschlüsselung defacto aus. Sinnvoller ist es, in sichere, lokale Cloudlösungen wie die Ö-Cloud zu investieren und Serviceprovidern für diese Lösungen mit Steuererleichterungen entgegenzukommen. „Mit der Cloud aus Österreich gehen wir in die richtige Richtung. Sichere Kommunikation ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie. Diese still und heimlich auszuhebeln ist höchst bedenklich und muss lautstark hinterfragt werden. Die neue Regelung schafft sichere Software und Kommunikation de facto ab und das lehnen wir strikt ab“, schließt Harl. (PWK009/ES)

Der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT
(UBIT)

Mit mehr als 73.000 Mitgliedern gehört der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) zu den größten und dynamischsten Fachverbänden der Wirtschaftskammer Österreich. Er nimmt die Interessen der Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Bereichen Unternehmensberatung, Buchhaltung und

Informationstechnologie wahr. Ziel ist es, berufsrelevante Rahmenbedingungen zu optimieren und dem Markt die Leistungen der Berufsgruppen zu kommunizieren. Mitglieder können umfangreiche Beratungs- und Serviceleistungen in Anspruch nehmen. Informationen unter [http://www.ubit.at]
(http://www.ubit.at/)//[http://www.beratertag.at]
(http://www.beratertag.at/) //[https://ubit-oesterreich.at] (https://ubit-oesterreich.at/)

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