AK zu 100 Schulen Projekt: Zeit für Aktion statt für Forschung

Schade, dass internationale Evidenz und das fertige Konzept des „AK Chancenindex“ nicht berücksichtigt wird

Wien (OTS) – „Die AK freut sich, dass das Bildungsminister Faßmann erkannt hat, dass Schulen mit besonderen Herausforderungen auch besondere Unterstützung brauchen“, sagt die Leiterin der AK Abteilung Bildungspolitik, Gabriele Schmid. „Die heutigen Ankündigungen können aber nur als erster Schritt gesehen werden. Man hätte auch sofort breit starten können, wenn man die Vorarbeiten und Konzepte der Arbeiterkammer und anderen NGOs beachten würde!“

Das heute präsentierte 100 Schulen Projekt ist aus Sicht der AK in mehreren Bereichen noch Antworten schuldig:

* Mit 100 Schulen wird es nur einer von 11 Pflichtschulen in schwieriger Lage ermöglicht, zusätzliche Mittel zur Bildungsgerechtigkeit zu bekommen.

* Das Budget ist mit 15 Millionen Euro sehr knapp kalkuliert. Die Berechnungen der AK sehen einem Finanzierungsbedarf von 45 bis 60 Millionen Euro pro Jahr vor.

* Die lange Projektphase von 2-3 Jahren zur Datensammlung ist angesichts der gegenwärtig großen Herausforderungen an vielen Schulen ein viel zu langer Zeitraum. Es ist zwar zu begrüßen, dass das Pilotprojekt von einer unabhängigen Institution wissenschaftlich begleitet wird, aber man hätte mit Blick auf internationale „Good Practice“ Beispiele sofort großflächig starten können.

Die Arbeiterkammer hat schon 2016 das Modell der Schulfinanzierung nach dem Chancenindex entwickelt, seither ist es eines ihrer wichtigsten bildungspolitischen Anliegen. Nicht zuletzt die Bildungslockdowns des letzten Jahres haben gezeigt, dass Bildung mehr denn je von der finanziellen Ausstattung des Elternhauses abhängt, was zu gravierenden Lernrückständen führt – wie die aktuellen Ergebnisse der Schulkostenstudie der Arbeiterkammer erst letzte Woche wieder erneut gezeigt haben.

„Ein Chancenindex – wie ihn die AK bereits vor 5 Jahren vorgelegt hat – ist nur dann erfolgreich, wenn er ambitioniert umgesetzt und ausreichend finanziert wird und somit flächendeckend wirken kann“, so Schmid. „Aber gerade jetzt, nach den Corona-bedingten Schulschließungen, braucht es dringend eine Ausweitung auf mindestens 500 Schulen, statt der 100 wie vom Bildungsministerium vorgesehen. Wir können jetzt nicht 3 weitere Jahre warten, bis sich die Situation an manchen Schulen verbessert hat. Die AK stellt gerne ihre Expertise zur Verfügung – damit jedes Kind die Unterstützung und Förderung bekommt die es braucht, um die Lernziele zu erreichen!“

Arbeiterkammer Wien
Michael Mayer
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