Gulasch und Frankfurter: Große Mängel bei der Fleischkennzeichnung

Store-Check der LK Steiermark bringt unerfreuliche Ergebnisse

Graz (OTS) – Ein kürzlich durchgeführter Store-Check in der Steiermark offenbart eine zum Teil völlig unklare Herkunft der Lebensmittel bei Dosengulasch. Erfreulicher hingegen fiel das Ergebnis bei Frankfurter Würsteln aus. Der steirische Landwirtschaftskammer (LK)-Präsident Franz Titschenbacher und Georg Strasser, Präsident des Österreichischen Bauernbundes, fordern eine klare und transparente Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln.

Herkunftsland von Dosengulasch nur selten angegeben

Woher kommt das Fleisch im Dosengulasch und in Frankfurter Würsteln? Diesen brisanten Fragen gingen in den vergangenen Wochen die Store-Checker der LK Steiermark und des Österreichischen Bauernbundes auf die Spur. „Beim Dosengulasch sind die Ergebnisse miserabel, wird doch bei fast drei Viertel der gezogenen Proben dem Konsumenten Fleisch von irgendwoher untergejubelt“, kritisiert Titschenbacher. Beschämend sei, dass selbst bei Nachfrage die Verantwortlichen die Herkunft des Fleisches verschweigen (23% oder 48 Proben).

„Die Konsumenten tappen bei verarbeiteten Lebensmitteln oftmals völlig im Dunkeln, obwohl drei von vier Österreichern wissen wollen, woher das Fleisch kommt“, so Strasser. Bessere Ergebnisse erzielte die Prüfung der Herkunftskennzeichnung bei den beliebten Frankfurter Würsteln. Hier kommt das Fleisch zwar mit 86% zum Großteil verlässlich aus Österreich, allerdings ist noch Potenzial vorhanden. Titschenbacher und Strasser verlangen mit Nachdruck, das Spiel mit den rot-weiß-roten Fähnchen endlich zu beenden. Diese suggerieren auf den ersten Blick die österreichische Herkunft, dieser Eindruck hält aber oftmals einer Überprüfung nicht stand.

Umfassende Herkunftskennzeichnung endlich umsetzen

Die Herkunftskennzeichnung von verarbeiteten Lebensmitteln mit Fleisch, Eiern und Milch sowie von solchen Speisen in der Gemeinschaftsverpflegung ist eine langjährige Forderung der Bauernvertretung. Sie ist auch im Regierungsprogramm so vorgesehen. Nachdem man schon seit Monaten vergeblich auf einen derartigen Gesetzesentwurf aus dem zuständigen Gesundheitsministerium wartet, hat die LK Österreich vergangene Woche an das Gesundheitsressort einen diesbezüglichen Entwurf übermittelt, der eine umfassende Herkunftskennzeichnung gemäß Regierungsplan vorsieht. Titschenbacher und Strasser in Richtung des zuständigen Bundesministers: „Wir hoffen, dass nun die Verhandlungen zur Herkunftskennzeichnung endlich Fahrt aufnehmen. Die Konsumenten und vor allem unsere Bauernfamilien haben sich mehr Transparenz im Supermarktregal verdient.“

Schieflage: Österreichisches Fleisch gekennzeichnet, ausländisches nicht

Aufgedeckt haben die Store-Checker auch einen anderen Trick bei der Herkunftskennzeichnung. Strasser: „Für verarbeitete Produkte gilt offensichtlich die Faustregel, dass Fleisch aus Österreich deutlich gekennzeichnet wird. Kommt das Lebensmittel allerdings aus dem Ausland, wird die Herkunft verschwiegen. Woher die Zutaten in verarbeiteten Lebensmitteln kommen, bleibt leider oft ein gut gehütetes Geheimnis. Ein Beispiel: Ein renommierter Hersteller von Dosenlebensmitteln wirbt auf dem Etikett mit einer rot-weiß-roten Fahne und der Aufschrift ‚Beliebteste Suppen Österreichs‘. Allerdings gibt es auf der Gulaschdose keinen Hinweis, woher das Rindfleisch kommt. Ergebnislos blieb auch die Nachfrage beim Hersteller bezüglich der Herkunft des Fleisches in der Gulaschdose. Keine Antwort ist auch eine Antwort“, so Strasser.

Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels vorantreiben

Rund 40% der Frankfurter Würstel im Supermarkt sind mit dem AMA-Gütesiegel gekennzeichnet. „Das ist ein begrüßenswertes Ergebnis, wobei es natürlich noch Luft nach oben gibt. Mit dem AMA-Gütesiegel haben wir ein europaweit einzigartiges Qualitätssiegel für heimische Lebensmittel etabliert. Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung dieses Siegels kann der Erfolgsweg bei den Konsumenten auch für die Zukunft gesichert werden – beispielsweise durch eine konsequente Umstellung auf GVO-freie Fütterung“, ist Strasser überzeugt.

Zahlen und Fakten zum Store-Check

Im Februar und März 2021 haben Store-Checker im steirischen Lebensmittelhandel insgesamt 364 Proben, davon 154 verpackte Frankfurter Würstel und 210 Dosengulaschsuppen, auf die Herkunft des verarbeiteten Fleisches untersucht.

Fakt 1: Bei Dosengulasch ist das Ergebnis miserabel. Bei 71% der Proben ist das genaue Herkunftsland nicht feststellbar, bei 29% kommt das Fleisch aus Österreich. Bei 47% der untersuchten Proben ist die Fleischherkunft mit „EU-Land“ angegeben, allerdings fehlt das konkrete Herkunftsland. Bei 23% fehlt jegliche Herkunftsangabe. Selbst bei Nachfrage gaben die Verantwortlichen keine Auskunft über die Fleischherkunft. Nur bei 29% der nach der Fleischherkunft überprüften Dosengulaschsuppen kommt das Fleisch aus Österreich. 1% der Proben sind mit „Nicht EU-Land“ deklariert.

Fakt 2: Auf 20% der angebotenen Gulaschsuppen weht ein rot-weiß-rotes Fähnchen. Auf den ersten Blick scheint das die österreichische Herkunft zu vermitteln, aber eine Herkunftsangabe für Fleisch sucht man selbst im Kleingedruckten vergeblich. Weil sich das Fähnchen aber auf den Beisatz „Österreichs beliebteste Suppen“ beziehen könnte, ist wohl keine klare Herkunftsangabe im Kleingedruckten notwendig.

Fakt 3: Das Ergebnis bei Frankfurter Würsteln ist zwar erfreulich, aber es ist noch Potenzial vorhanden. Bei 86% der überprüften Frankfurter kommt das Fleisch aus Österreich. 39% davon tragen das AMA-Gütesiegel, bei 61% ist die österreichische Herkunft nachvollziehbar. Bei 14% ist das Herkunftsland nicht exakt deklariert. 9% sind mit „EU-Land“ deklariert, wobei das genaue Herkunftsland nicht angegeben ist, bei weiteren 5% ist gar keine Herkunft angegeben. (Schluss)

Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark
Mag. Rosemarie Wilhelm
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