
ORF-„Universum / Universum History“-Premieren für „Naturwunder Costa Rica“ und eine etwas andere Geschichte des Kultgetränks Kaffee
Am 6. April am 20.15 und 21.05 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Märchenhafte Regenwälder, vulkanische Bergketten und zauberhafte Korallenriffe vor den Küsten: Kaum ein Land dieser Größe ist so reich an unterschiedlichen Lebensräumen wie Costa Rica. Das Land in Mittelamerika verfügt nur über 60 Prozent der Fläche Österreichs und beherbergt etwa vier Prozent aller bekannten Arten dieser Erde. Ob Jaguare oder Klammeraffen, ob knallbunte Amphibien, Tapire oder Pekaris – die einzigartige Fauna und Flora hatte in den vergangenen vier Jahrzehnten sogar stetig Zuwächse zu verzeichnen. Wie die neue „Universum“-Dokumentation „Naturwunder Costa Rica – Rückkehr zur Wildnis“ von Luis Miranda (ORF-Bearbeitung: Doris Hochmayr) am Dienstag, dem 6. April 2021, um 20.15 Uhr in ORF 2 zeigt, ist Costa Rica dank einer Kehrtwende in der Umweltpolitik des Landes in den 1980er Jahren gegenwärtig der einzige Staat des amerikanischen Kontinents, dessen Wälder sich möglichst unberührt ausdehnen können. Ein Viertel des Landes ist Naturschutzgebiet, zahlreiche Tierarten kehren in angestammte Habitate zurück. Costa Rica, eine Erfolgsgeschichte – wäre da nicht der Klimawandel.
Eine weitere ORF-Premiere steht danach um 21.05 Uhr mit „Der Duft des Kaffees – Genuss und Rebellion“ auf dem „Universum History“-Programm. Der tägliche Koffein-Kick hat ein besonderes Geheimnis. Die Kaffeebohne ist nicht nur das wichtigste Handelsgut nach Erdöl, sie soll unser Denken auch rebellischer gemacht haben. Aus den Kaffeehäusern sind die großen Revolutionen hervorgegangen, so eine historische These. Wäre die Geschichte ohne den Siegeszug der Kaffeebohne anders verlaufen? Der Film – eine Koproduktion von ZDF, ARTE und ORF – von Gerhard J. Rekel (ORF-Bearbeitung: Hans Wu) erzählt eine etwas andere Geschichte des Kultgetränks, von dem allein in Österreich im Jahr rund 1.000 Tassen pro Kopf getrunken werden.
Universum: „Naturwunder Costa Rica – Rückkehr zur Wildnis“ – 20.15 Uhr
Ende der 1970er Jahre hatte Costa Rica fast 80 Prozent seines ursprünglichen Waldbestandes dem Erdboden gleichgemacht. Landwirtschaft und Viehzucht forderten ihren Tribut. Im darauffolgenden Jahrzehnt brachten neue Gesetze und die Errichtung großflächiger Schutzgebiete langsam neue Vorzeichen im Umgang mit den Naturschätzen des Landes mit sich. Und eigentlich wollte die Republik zum 200. Jahrestag ihres Bestehens, im September 2021, klimaneutral wirtschaften. Ein Ziel, das sie nicht ganz erreichen konnte – aufgrund fehlender Mittel. Dafür kann Costa Rica andernorts einen Weltmeistertitel für sich verbuchen: Es ist das Land mit der höchsten Biodiversität der Erde. Der Grund dafür liegt wohl in seiner geologischen Entstehungsgeschichte: Durch Verschiebungen zweier tektonischer Platten formte eine Kette von Vulkanen bis vor etwa 65 Millionen Jahren eine kleine Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika. Tier- und Pflanzenarten konnten nun ungehindert wandern und sich niederlassen. Die Vulkanketten schufen mehr als 3.800 Meter hohe Gebirge, die das Land in einen feuchteren Südosten Richtung Karibisches Meer und einen trockeneren Nordwesten teilen, der dem Pazifik zugewandt ist.
Diese Konstellation brachte eine enorme Menge an unterschiedlichen Habitaten auf engstem Raum mit sich: Costa Rica wurde zum Megabiodiversitäts-Hotspot, der auch mit Raritäten aufwarten kann:
etwa dem tropischen Trockenwald. Ein kleiner Teil der ursprünglichen Bestände hat die Abholzungswellen des 20. Jahrhunderts überlebt. Regen von Mai bis Dezember lässt den Trockenwald üppig grün heranwachsen. In der zweiten Jahreshälfte herrscht jedoch absolute Dürre. Bäume verlieren die Blätter, um ihre gesamte Energie für Blüten einzusetzen. Daher wachsen in den trockensten Monaten auf kahlen Ästen Früchte. Sie ernähren zahlreiche Tiere, bis der nächste Regen fällt. Die letzten Wasserstellen sind Hotspots im hitzedurchfluteten Gestrüpp. Hier pausieren Weißwedelhirsche, in den Baumkronen darüber turnen die zierlichen Geoffroy-Klammeraffen, die es nur in Mittelamerika gibt. Ebenso wie den Mittelamerikanischen Tapir, der den heißen Temperaturen durch Nachtaktivität entrinnt. Kaum 800 dieser einzelgängerischen Pflanzenfresser durchforsten heute noch die Wälder. Sie schaffen Pfade durch das Dickicht, die auch andere Tierarten nutzen, um voranzukommen. Ihre Hinterlassenschaften verteilen Samen und beschleunigen das Wachstum dieses kostbaren Lebensraumes.
Die Nebel- und Regenwälder an den Hängen und am Fuß der Vulkane bieten das ganze Jahr über hohe Luftfeuchtigkeit. Deshalb haben hier Frösche ihre Hauptaktivität auf die Bäume verlagern können. Ihre Eier reifen auf den Blattunterseiten. Die schlüpfenden Kaulquappen stürzen in die Tümpel unter den Ästen, denen sie nach etwa zwei Monaten als fertige Frösche wieder entsteigen, um die Bäume zu erobern. Heute, wo die Hälfte Costa Ricas wieder von Regenwäldern bedeckt ist, kehren neben vielen anderen Arten auch die großen Raubkatzen zu ihren angestammten Nahrungsgründen zurück. Jaguare leben nun wieder an den Küsten. Sie vertreiben hier die Kojoten, die es Jahr für Jahr auf die Gelege der Oliv-Bastardschildkröten abgesehen haben. Der Jaguar erlegt zwar ausgewachsene Schildkröten, doch der Eierraub durch die Kojoten hat auf den Bestand der Schildkröten dramatischere Auswirkungen. Von den Resten einer erlegten Schildkröte profitieren auch kleinere Säuger wie das Opossum sowie Krustentiere und Vögel.
„Naturwunder Costa Rica – Rückkehr zur Wildnis“ zeigt, was vier Jahrzehnte konsequenter Naturschutz zu erreichen vermögen. Es ist ein sich selbst regenerierendes System, dem Costa Rica in weiten Teilen seines Landes versucht, freien Lauf zu gewähren: Wo erste Jungbäume heranwachsen, wandern Tierarten zu, die wiederum durch ihren Lebensstil zum Fortbestand des Waldes beitragen. Im globalen Gefüge der Ökosysteme gerät Costa Ricas prosperierender Wald jedoch zum Tropfen auf den heißen Stein. Der vom Menschen mitverursachte Klimawandel macht auch vor den Toren eines wiedergeborenen Paradieses nicht halt. Ob Costa Ricas Erfolgsgeschichte auch ein stabiles Zukunftsprojekt bleiben kann, hängt letztlich von unser aller Lebensstil ab.
Universum History: „Der Duft des Kaffees – Genuss und Rebellion“ – 21.05 Uhr
Es waren wahrscheinlich Ziegenhirten, die vor rund 1.000 Jahren in Äthiopien die aufputschende Wirkung der Kaffeekirsche entdeckten. Die daraus gewonnene Bohne fand dann ihren Weg über Mekka nach Konstantinopel und von dort in die ganze Welt. Doch der Siegeszug des Kaffees fand nicht immer das Wohlgefallen der Herrschenden. Sie fürchteten sich vor der Wirkung des Getränks auf das Denken ihrer Untertanen und vor Verschwörungen in den neu entstandenen Kaffeehäusern. Verbote wurden immer wieder verhängt, zum Teil mit drakonischen Strafen. So wurden Anfang des 17. Jahrhunderts in Konstantinopel Kaffeekonsumenten in Säcke eingenäht und in den Bosporus geworfen. Der österreichische Autor und Filmemacher Gerhard J. Rekel interessiert sich seit vielen Jahren für die Geschichte des gesellschaftsverändernden Genussmittels. Für „Universum History“ folgt er dem Duft des schwarzen Elixiers durch die Weltgeschichte. Mit aufwendigen Spielszenen zeigt er die historisch-subversive Rolle des Kaffees und lüftet so manches Geheimnis des Kultgetränks.
Hat der Kaffee tatsächlich unsere Gesellschaft verändert? Wären Aufklärung, Revolutionen und Demokratie ohne die aufgebrühten Bohnen nicht möglich gewesen? Unbestritten ist: Zur Zeit der Französischen Revolution gab es in Paris rund 900 Kaffeehäuser. Es waren die Orte, an denen sich die Ideen der Aufklärung verbreitet hatten, wo über eine andere Gesellschaft ohne König nachgedacht wurde. „Zu einem bestimmten Zeitpunkt könnte man sagen: Ein Café – eine Revolution!“, sagt der französische Historiker Alain-Jacques Tornare. Für ihn waren die Pariser Cafés nicht nur der Startpunkt der Revolution, sondern auch der Vorhof der Guillotine. Die Todesangst der Monarchen vor dem Geist der Freiheit war auch ein halbes Jahrhundert später in Wien zu spüren. Hier war das Kaffeehaus Griensteidl – in dem sich die Freigeister der Zeit trafen – im Fokus des Metternichschen Überwachungssystems. Aber auch das private Kaffeekränzchen soll die egalitäre Gesellschaft gefördert haben: zum Beispiel den Befreiungskampf der Frauen. Historikerin Christiane Berth von der Universität Graz: „Der Kaffee hat es Frauen ermöglicht, sich zu treffen, sich ungestört zu treffen, unter sich zu sein und Ideen auszutauschen.“ Beispiele für neue soziale Interaktionen findet man in der Geschichte viele, aber gibt es auch eine direkte Wirkung des beliebten Koffeingetränks auf unser Denken? Die Doku zeigt auch, wie sich Koffein in Echtzeit auf das menschliche Gehirn auswirkt. Der Neurowissenschafter Andreas Bauer vom Forschungszentrum Jülich resümiert: „Besonders spannend ist zu sehen, dass Kaffee ausgerechnet in den entwicklungsgeschichtlich jüngsten Regionen des Großhirns wirkt. Das sind jene Areale, die den Menschen zum Menschen machen.“
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