
Rotes Kreuz zum Weltfamilientag: Starker Anstieg bei Suche nach Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg seit Corona
Zwei Drittel aller Anfragen an den Suchdienst betreffen Schicksalsklärungen aus dem Zweiten Weltkrieg, fast doppelt so viele wie in den letzten Jahren
Wien (OTS) – Wo ist er? Was ist mit ihm passiert? Lebt er noch? Diese quälenden Fragen stellen sich jeden Tag hunderttausende Familien weltweit. Der Suchdienst des Roten Kreuzes hilft seit über 150 Jahren, Antworten zu geben, und aufgrund von Kriegen, Naturkatastrophen oder durch Migration getrennte Familienangehörige wieder in Kontakt zu bringen. Jede Stunde kann mithilfe des internationalen Rotkreuz-Netzwerks der Aufenthalt beziehungsweise das Schicksal von zwei vermissten Personen geklärt werden. Seit der Pandemie steigen vor allem die Anfragen zu Schicksalsklärungen aus vergangenen Konflikten stark an. Es gibt fast doppelt so viele Suchanträge, die den Zweiten Weltkrieg betreffen, wie in den vergangenen Jahren.
„Der Suchdienst ist eine der ältesten Aufgaben des Roten Kreuzes. Zu wissen, wo meine Familie ist, ist ein Menschenrecht. Wir geben Familien Antworten und helfen, vermisste Familienmitglieder wieder zu finden“, sagt Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer.
„Nicht zu wissen, was mit Angehörigen passiert ist, reißt ein großes Loch in Familien. Die quälende Ungewissheit überdauert sogar Jahrzehnte und Generationen“, sagt Claire Schocher-Döring, Leiterin des Suchdienstes Rotes Kreuz. Jedes Jahr werden rund 500 Suchanträge beim österreichischen Suchdienst gestellt, zwei Drittel der Anfragen betreffen üblicherweise aktuelle Fälle, ein Drittel vergangene Konflikte – 2020 war es umgekehrt. „Viele haben die Zeit während der Pandemie genutzt, um ungeklärte Schicksale in der eigenen Familiengeschichte aufzuklären“, sagt Schocher-Döring.
So auch Sebastian Dumforth. Der 41-jährige Niederösterreicher stellte im Dezember einen Suchantrag beim Roten Kreuz. Sein Großvater Friedrich Dumforth, war nie aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt, die Familie wusste nicht was passiert war. „Mein Vater hat seinen Vater nie kennengelernt. Eine Taschenuhr, Fotos und ein Brief ist alles, was ihm geblieben ist. Das war immer Thema in unserer Familie, wie eine offene Wunde, die man nicht mit einem Pflaster überkleben kann“, sagt Dumforth. Zwei Monate später hatte er Gewissheit.
Mithilfe des Suchdiensts erfuhr er, dass sein Großvater Ende März 1945 in Danzig in sowjetische Gefangenschaft geriet. Wenige Monate später, am 30. Jänner 1946, verstarb Friedrich Dumforth an Unterernährung in einem Kriegsgefangenenlager in Sibirien.
„Das ist wie ein verlorener Puzzlestein, den wir lange gesucht haben. Meine Familie hat jetzt endlich Gewissheit, was mit meinem Großvater passiert ist. Wir wissen, woran er gestorben ist. Wo er begraben wurde. Für meinen Vater ist das unbeschreiblich viel wert“, sagt Dumforth.
Für Suchanfragen an den Österreichischen Suchdienst: [Hier klicken.] (https://www.roteskreuz.at/ich-brauche-hilfe/personensuche)
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Vera Mair, M.A.I.S.
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