
GLOBAL 2000 fordert Untersuchung von Pestizid-Risiken für AnrainerInnen
Epidemiologische Studie in Regionen mit intensivem Pestizid-Einsatz gefordert
Wien (OTS) – Eine in der Vorwoche von der Europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ präsentierte europaweite Stichprobenuntersuchung von 21 Hausstaubproben aus intensiv-landwirtschaftlich genutzten Gebieten fand Pestizidbelastungen in allen Proben. Pestizidbelastungen durch Abdrift werden in wissenschaftlichen Studien mit erhöhten Krankheitsrisiken für AnrainerInnen in Verbindung gebracht. Vor diesem Hintergrund fordert die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 von der Bundesregierung weiterführende Untersuchungen zur Abklärung möglicher Gesundheitsrisiken. GLOBAL 2000 verweist darauf, dass die „Risikoforschung über negative Auswirkungen von Pestiziden“ Teil des türkis-grünen Regierungsprogramms ist.
Ein erhöhtes Risiko insbesondere für Krebserkrankungen, Fortpflanzungsstörungen und neurologische Entwicklungsstörungen bei BewohnerInnen intensiv-landwirtschaftlich genutzter Regionen wird in mehreren epidemiologischen Studien aus Europa und Übersee berichtet. Diese Risiken korrelieren mit einer erhöhten Pestizid-Exposition der AnwohnerInnen, die in der Innenraumluft, im Hausstaub sowie anhand von humanen Biomonitoring-Daten gemessen werden kann. Pestizidbelastungen in Hausstaub werden in der wissenschaftlichen Literatur in Konzentrationen zwischen 0,5 und 3.000 Nanogramm pro Gramm (ng/g) berichtet. Je kleiner die Distanz zwischen Messort und landwirtschaftlichen Flächen, desto höher die Messwerte. Die in Österreich gezogene Stichprobe stammt aus einem Intensivobstanbaugebiet und war mit 12 Pestizidwirkstoffen in Konzentrationen zwischen 3 ng/g und 340 ng/g belastet. Darunter fanden sich auch Wirkstoffe, die laut EU- bzw. US-Behörden im Verdacht stehen, fortpflanzungsschädigend und krebserregend zu sein.
„Derartige Pestizidbelastungen müssen ernst genommen werden, insbesondere dann, wenn sie an Orten auftreten, an denen Menschen einen Großteil ihres Lebens verbringen“, erklärt Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000: „Die Landwirtschaftskammer wies darauf hin, dass die meisten Wohnungen und Wohnflächen in Österreich keine derartigen Belastungsszenarien aufweisen. Aber auch Menschen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu landwirtschaftlichen Flächen wohnen, verdienen es, keine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität oder Gesundheit durch Pestizide zu erfahren.“
Vor diesem Hintergrund appelliert GLOBAL 2000 an die österreichische Bundesregierung, eine systematische Untersuchung der Pestizidexposition (etwa mithilfe von Passiv-Sammlern, Raumluftmessungen, Hausstaubproben oder humanem Biomonitoring) sowie möglicher Gesundheitsrisiken (durch Auswertung vorhandener Krankheitsregister) von AnrainerInnen intensiv-landwirtschaftlich genutzter Gebiete im Vergleich mit einer Kontrollgruppe durchzuführen. „Zum Schutz von BewohnerInnen exponierter Regionen sollten zeitnah Maßnahmen zur Verminderung des Einsatzes und der Abdrift von Pestiziden gesetzt werden. Die Landwirtschaftskammer könnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Bäuerinnen und Bauern bei der Umstellung auf abdriftmindernde Spritz-Techniken und bei der Reduktion des Pestizideinsatzes unterstützt“, so Burtscher-Schaden abschließend.
Viktoria Auer, GLOBAL 2000 Pressesprecherin, +43 699 14 2000 82, viktoria.auer@global2000.at
Dr. Helmut Burtscher-Schaden, GLOBAL 2000 Umweltchemiker, +43 699 14 2000 34, helmut.burtscher@global2000.at
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