
Tiroler Tageszeitung, Analyse, Ausgabe vom 10. April 2022. Von KARIN LEITNER. „Eine kommunikativ entglittene Causa“.
Innsbruck (OTS) – Der ÖVP-Kanzler hat die Cobra-Affäre durch seinen Aufritt zum großen Thema gemacht. Die Varianten dazu machen sie größer.
Vergangene Woche ist die Cobra-Affäre bekannt geworden. Die Ingredienzien der Geschichte: Personenschützer für die Frau des Kanzlers, die alkoholisiert Autos rammen. Die beiden Beamten wurden in den Innendienst versetzt, es gibt Disziplinarverfahren. Dazu – von der SPÖ publizierte – Behauptungen eines Cobra-Mannes, die Nehammers hätten die Bodyguards für private Zwecke missbraucht.
Eine Randnotiz in Zeiten wie diesen, könnte man meinen – ob der Corona-Pandemie und des Russland/Ukraine-Krieges. Und dann passiert das Erstaunliche: Nicht das zuständige Innenministerium vermeldet lapidar, dass der Sache nachgegangen werde, versucht damit, die Sache „einzufangen“. Der Kanzler der Republik lädt kurzerhand zu einer Pressekonferenz, in der er sich emotional zu der Causa äußert, „rote Linien“ überschritten sieht. Damit nicht genug, gibt es seither etliche Versionen dazu, wo, wie und warum sich die zwei Männer betrunken haben: Abseits der Wohnung der Nehammers? In der Wohnung? Während der Dienstzeit? Danach? Zu fragen ist: Welche der bisherigen Varianten ist die tatsächliche? Bei welcher ist die Glaubwürdigkeit im Promillebereich, bei welcher darüber? Faktum ist: Mit Nehammers Aufritt ist die Angelegenheit groß geworden, mit via Medien gespielten „Tatsachen“ größer. „Message Control“ war das Asset von Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Diese ist seinem Nachnachfolger Nehammer entglitten.
Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender