Energiepreise: AK begrüßt Vorschläge der EU-Kommission und fordert Umsetzung des „iberischen Modells“ (Gaspreisdeckel) in Österreich

Ein Gaspreisdeckel für Gaskraftwerke, die Strom erzeugen, würde den Strompreis rasch und deutlich senken und auch energiearme Haushalte und Neukund:innen entlasten.

Wien (OTS) – Die hohen Gaspreise schlagen sich 1:1 in den Strompreisen wieder, obwohl 80% des heimischen Stroms aus Wasser-Wind- Photovoltaik oder Biomasseanlagen kommt. Dementsprechend gravierend sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuell sehr hohen Gaspreise. Denn sie belasten nicht nur die Gaskund:innen sondern eben auch die Stromkund:innen. Nach Ansicht der AK, muss dieser Zusammenhang durchbrochen werden, um die Stromverbraucher:innen nachhaltig zu entlasten. Es gilt daher auch in Österreich rasch einen Gaspreisdeckel für Gaskraftwerke, die Strom erzeugen, einzuführen, um den Strompreis zu senken. Das iberische Modell kann hier als Vorbild dienen. Spanien und Portugal deckeln den Gaspreis für Gaskraftwerke von derzeit über 100 Euro/MWh auf zunächst 40 Euro/MWh und später 50 Euro/MWh. Dies führt dazu, dass der Strombörsepreis deutlich, von derzeit über 200 auf rund 100 Euro /MWh sinkt. Nachdem nahezu alle Verträge der Energielieferanten eine Weitergabe der Börsepreisentwicklung an die Endkund:innen vorsehen, würden davon alle Stromverbraucher:innen profitieren.

Die Vorteile einer solchen Regelung sind klar:
– Strompreis sinkt für Alle: Alle Stromverbraucher:innen, von der energieintensiven Industrie, über Gewerbekunden bis hin zu den privaten Haushalten würden davon profitieren. Entsprechend positiv wären die wirtschaftlichen Auswirkungen.
– Relativ geringer finanzieller Aufwand: Der Gaspreisdeckel müsste nur für eine kleine Anzahl preisbestimmender Gaskraftwerken eingeführt werden. Die Kosten dafür könnten durch eine Sondersteuer finanziert werden, die jene Unternehmen betrifft, die weiterhin hohe krisenbedingte Übergewinne erzielen.
– Strom ist wichtig für die Energiewende: Damit sich Investitionen in Wärmepumpen, Elektroautos, oder die Erzeugung von grünem Wasserstoff lohnen, muss Strom leistbar bleiben. Auch der elektrische Schienenverkehr ist nur dann konkurrenzfähig, wenn sich die Stromkosten in Grenzen halten.
– Anreize für Erneuerbaren Ausbau bleiben bestehen: Auch wenn sich der Strompreis halbiert, lohnen sich Investitionen in Erneuerbare Energie, wie Wind oder Photovoltaik, auch weiterhin – sogar ohne Förderung.

Da die Strom- und Gaspreise derzeit aus dem Ruder laufen, braucht es rasche und effektive Maßnahmen für Haushalte. In einem ersten Schritt braucht es eine Deckelung der Strom- und Gaspreise für energiearme Haushalte und für Abschluss neuer Energieverträge. Derzeit sind die Preise für neue Strom- und Gasverträge bis zu sechsmal höher als für bestehende Energieverträge. Das können sich viele nicht mehr leisten. Das betrifft insbesondere junge Menschen mit geringem Einkommen oder jene die etwa durch Tod oder Trennung ohnehin in einer schwierigen Situation stecken. Aber auch einkommensschwache Haushalte, die derzeit schon den größten Teil ihres Einkommens für Energie und Wohnen ausgeben müssen.
Viele private Haushalte sind vom Gas abhängig. Sie können das Heizungssystem häufig gar nicht selbst wechseln, weil sie in Miete wohnen oder im Mehrparteienhaus auf die Zustimmung der Miteigentümer angewiesen sind. Da die derzeit extrem hohen Gasbörsepreise zeitverzögert weitergegeben werden, drohen den EndverbraucherInnen weiterhin deutlich steigende Preise. Die bisher geplanten bzw. teilumgesetzten Entlastungsmaßnahmen werden daher bei weitem nicht ausreichen.
Weitere, deutliche Preiserhöhungen für die Konsument:innen sind absehbar. Es muss daher jetzt gehandelt werden und ein Gas- und Strompreisdeckel für energiearme Haushalte und Neukund:innen eingeführt werden! Mittelfristig ist allerdings auch ein Ausstieg aus fossiler Energie notwendig: Die Politik muss den privaten Haushalten den Ausstieg aus Gas ermöglichen. Dazu braucht es, neben Förderungen, endlich wieder ein Energieeffizienzgesetz und das Erneuerbaren Wärmegesetz.

Hintergrund: Zusammenhang Gas- und Strompreis

Der Börsepreis für Erdgas liegt in diesem Jahr bisher mit rund Euro 100 je MWh viermal höher als im langjährigen Durschnitt. Das wirkt sich auch auf den Strombörsepreis aus, der im Jahr 2023 mit über Euro 200 je MWh ebenfalls viermal so hoch ist als im langjährigen Durchschnitt. Grund dafür ist, dass sehr häufig Gaskraftwerke benötigt werden, um die Nachfrage nach Strom zu decken. Sie müssen dann hochfahren, wenn wenig Wind weht und keine Sonne scheint oder kurzfristige Schwankungen ausgleichen. Nach dem Merit-Order-Prinzip bestimmt das teuerste Kraftwerk, das Strom erzeugt, den Preis für alle Stromerzeugungstechnologien, die zu diesem Zeitpunkt produzieren. Und so kommt es dazu, dass die, durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelösten, Unsicherheiten am Gasmarkt sich 1:1 auch auf den Strompreis durchschlagen. Dies führt wiederum dazu, dass jene, die Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen, massive Gewinne machen (Windfallprofits). Denn ihre Erzeugungskosten haben sich nicht wesentlich erhöht. Aber auch Gas- und Ölhändler mit langfristigen Bezugsverträgen profitieren von der aktuellen Entwicklung, sie verkaufen Gas und Öl nahe am Börsenpreis, können dies aber häufig deutlich günstiger beziehen.

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