
Grüne Rudolfsheim-Fünfhaus/Moalla: Umbau der Langauergasse und Gerstnerstraße am Westbahnhof ignoriert jüdische Familiengeschichte
Trotz Neugestaltung kein Platz für Erinnerungskultur?
Wien (OTS) – Ein von den Grünen initiierter und von allen Parteien im September 2020 mitgetragener Antrag spricht sich für die Umsetzung einer hochwertigen „permanenten Erinnerung“ an das Café Palmhof aus. Das Café des jüdischen Besitzers Otto Pollak war weit über die Bezirksgrenzen für sein Kulturprogramm bekannt. Für die künstlerische Umsetzung hatte der Bezirk im Budget dieses Jahres bereits 50.000€ eingeplant. Die Suche nach dem Ort gestaltete sich als schwierig. Die Mariahilfer Straße ist eng und stark befahren. Nach der Langauergasse (Platz hinter dem IKEA am Westbahnhof), die jetzt ein Park wird, war schließlich die Gerstnerstraße gleich um die Ecke als Ort für das Objekt im Gespräch. Doch jetzt soll angeblich die geschichtliche Erinnerung doch nur in einer schmucklosen Seitengasse (Palmgasse) oder sogar einer Parkspur auf der Mariahilfer Straße stattfinden.
„Ob die SPÖ darauf vergessen hat oder das Thema einfach ignoriert wurde, ist fast schon egal. Wie sie ein so wichtiges Kapitel Bezirksgeschichte einfach ausspart, ist mir unbegreiflich. Dabei handelt es sich bei der Langauergasse und Gerstnerstraße um eine große und umfangreiche Platzgestaltung mit Verkehrsberuhigung. Der Streit des Bezirksvorstehers mit der Stadträtin war sicher nicht hilfreich.“, so der Grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreter Haroun Moalla.
Der Cafetier Otto Pollak betrieb mit seinem Bruder Karl das Café Palmhof. Das Café war bis 1938 weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Jazzkonzerte aus dem Tanzcafé wurden im Radio übertragen. Das Café Palmhof war nicht nur für den 15. Bezirk ein Ort für Kultur und Lebensfreude. 1938 wurde der Besitz Otto Pollaks arisiert und Otto Pollak später deportiert. Pollak kehrte 1948 nach Wien zurück. Trotz Restituierung 1950 entschloss er sich nicht mehr, das Café Palmhof wiederzueröffnen. Otto Pollaks Tochter Helga Pollak-Kinsky überlebte als Jugendliche die Vernichtungslager Theresienstadt und Auschwitz und galt als eine der wichtigsten Zeitzeuginnen. Sie verstarb im November 2020.
„Die Geschichte des Café Palmhofs und die Familiengeschichte von Otto Pollak und seiner Tochter Helga Pollak-Kinsky sind eng mit der Geschichte des Bezirks verknüpft. Ich würde sogar sagen, sie repräsentieren ein Stück weit auch die Geschichte Österreichs.“ so der Grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreter Haroun Moalla.
In zahlreichen Bezirksvertretungen, Ausschüssen und Kommissionen und auch schriftlich haben die Grünen darauf hingewiesen, dass rechtzeitig Platz für das Erinnerungsanliegen eingeplant werden muss. „Die Gerstnerstraße ist der ideale Ort. Sie wird nach der Umgestaltung verkehrsarm, hätte also genügend Raum und eine ruhige Umgebung geschaffen, um sich mit dem Thema zu beschäftigen. Zudem hatte das Café Palmhof eine räumliche Beziehung zum Westbahnhof. Es ist zu befürchten, dass die SPÖ im Jahr 2022 Geschichte immer noch in einer Seitengasse verstecken will und man so nicht ernsthaft zum Holocaust-Gedenken steht.“ so der Grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreter Haroun Moalla.
Dipl.-Ing. Haroun Moalla
Grüner Bezirksvorsteher-Stellvertreter Rudolfsheim-Fünfhaus
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