Offener Brief an Außenminister Schallenberg und Innenminister Karner:

Frauen in Afghanistan sterben einen langsamen Tod: Wir Frauen aus Österreich fordern jetzt konkrete Aufnahmeprogramme – jedes Menschenleben zählt

Aus den Augen – aus dem Sinn? Während die Welt – darunter auch Österreich – wegschaut, rutscht Afghanistan immer tiefer in eine akute Menschenrechts- und humanitäre Krise. Und was tun wir? Wir machen es wie die Kinder: Wir halten uns die Augen zu und tun so, als ob das Leid nicht existiert, wenn wir es nicht sehen. Aber das Leid der Frauen ist real und das Ausmaß der Unterdrückung und die Entrechtung von Frauen in Afghanistan sind beispiellos.

Gemeinsam richten wir – Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Nichtregierungsorganisationen und Medien – den dringenden Appell an Außenminister Alexander Schallenberg und Innenminister Gerhard Karner, für die am meisten gefährdeten Menschen, darunter Frauen, Mädchen und Kinder, legale Möglichkeiten zu schaffen, das Land zu verlassen und in Österreich Schutz zu erhalten.

Trotz anfänglicher gegenteiliger Beteuerungen haben die Taliban seit ihrer Machtübernahme im August 2021 Maßnahmen zur systematischen Diskriminierung von Mädchen und Frauen eingeführt. Die meisten dürfen nicht mehr in die Schule, nicht mehr in die Arbeit gehen. Ein Spaziergang im Park ist ihnen verboten, am öffentlichen Leben können sie nicht teilnehmen und wenn sie das Haus verlassen wollen, dürfen sie das nur mit einem männlichen Verwandten. Im Dezember 2022 wurden Studentinnen dann auch von den Universitäten ausgeschlossen.

Im Sommer 2022 hat Amnesty International unter dem Titel „Tod in Zeitlupe“ Berichte veröffentlicht, aus denen klar hervorgeht, dass Frauen und Mädchen in Afghanistan kaum mehr ein menschenwürdiges Leben führen können, weil ihre Rechte in allen Lebensbereichen unterdrückt werden. Die Aussagen der Frauen zeigen ihre verzweifelte Lage:

„Ich war eine arbeitende Frau. Jetzt sitze ich zu Hause und habe nichts zu tun. Es fühlt sich alles falsch an.“

„Alles, was ich sehe, sind die Wände um mich herum. Ich kann nicht einmal aus dem Haus gehen. Ist das Leben?“
Der Verlust der Arbeit bedeutet auch für viele Familien eine enorme wirtschaftliche Belastung – die jetzt, im zweiten Winter seit der Machtübernahme durch die Taliban, noch schwerwiegender zum Tragen kommt. Das Land steckt in einer veritablen Wirtschaftskrise und Menschen verhungern. Dramatisch ist auch die Situation für Opfer von häuslicher Gewalt. Die Zahl der Kinder-, Früh- und Zwangsverheiratungen ist wieder stark angestiegen. 

MAG. ELEONORE RUDNAY
PR Referentin Amnesty International Österreich
www.amnesty.at

eleonore.rudnay@amnesty.at
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