ORF-Premiere für neues Schlamberger-„Universum“ „König der Wildnis – Das Tauros-Projekt“ am 18. April um 20.15 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – „König der Wildnis – Das Tauros-Projekt“ ist eine Geschichte über die Auferstehung einer europäischen Ikone. Die neue „Universum“-Dokumentation von Michael Schlamberger erzählt vom ehrgeizigen Versuch, eine ausgestorbene Tierart wieder zum Leben zu erwecken: den Auerochsen. Wie kein anderes prägte dieses mythische Tier die Landschaft Europas. Durch ein groß angelegtes Programm, das mehrere europäische Länder und Universitäten umfasst, soll das ehemals größte Landtier Europas in die Natur zurückkehren – mit Hilfe einer Kombination aus moderner Gentechnik und wissenschaftlichen Zuchtmethoden. Die „Universum“-Neuproduktion – eine Koproduktion von ScienceVision, ORF und ARTE in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise mit Unterstützung von Fernsehfonds Austria und VAM, Verwertungsgesellschaft für audiovisuelle Medien GmbH – ist eine filmische Reise vom trockenen Spanien bis zur Bergwildnis des Velebit in Kroatien. In opulenten Bildern präsentiert Regisseur Michael Schlamberger am Dienstag, dem 18. April 2023, um 20.15 Uhr in ORF 2 einige der großartigsten Landschaften Europas. Mit modernsten technischen Mitteln wird das bisher unbekannte Leben eines mythischen Tieres enthüllt. Zum ersten Mal sieht man, wie Auerochsen in der Wildnis leben, wie sie ihre Jungen aufziehen, sich vor Feinden schützen, die Rangordnung innerhalb der Herde festlegen und wie sie noch nach ihrem Leben zum Erhalt ihres Lebensraumes beitragen. Michael Schlamberger: „Zwei Jahre lang sind wir durch Europa gereist, um ein Lebewesen zu beobachten und filmen, von dem wir uns kaum mehr vorstellen können, dass es einst ein echtes Wildtier war. Es war für uns, als würden wir eine neue Art entdecken.“

Der Film schlägt aber nicht nur geografisch eine Brücke vom äußersten Westen bis zum Osten des Kontinents, sondern verbindet auch die Vergangenheit mit der Zukunft: Vor 30.000 Jahren entstanden die ältesten Kunstwerke der Menschheit in unzugänglichen Höhlen in Frankreich. Sie zeigen das für unsere Vorfahren bedeutendste Tier, den Auerochsen. Heute wird in futuristischen Hightech-Labors an der Rückkehr des „Königs der Wildnis“ gearbeitet. Ende der letzten Eiszeit ähnelte Europa der afrikanischen Savanne. Millionen von pflanzenfressenden Riesen zogen über offene Grassteppen. Ein Tier unter ihnen war größer und stärker als alle anderen. Mit einer Tonne Körpergewicht und mächtigen Hörnern war es selbst für große Raubtiere wie Löwen, Bären und Wölfe unangreifbar. Als man es Tausende Jahre später Bos primigenius – Ur oder Auerochse – nannte, war das Tier bereits ein Mythos. Europas erste Hochkultur, die Minoer, verehrten es als Minotaurus. Der Riese teilte sein Territorium friedlich mit Wisenten, Wildpferden und Hirschen. Die Herden fraßen nicht nur Gras, sondern auch Blätter von Büschen und Bäumen. Ihre schweren Hufe lockerten den Boden. Ihre Hinterteile warfen Unmengen an Dünger aus. So hielten sie die Landschaft und wichtige Wasserlöcher offen. Pflanzensamen wanderten durch ihren Verdauungstrakt und wurden über viele Kilometer verbreitet. Damit hinterließen die Riesen ein unschätzbar wertvolles Vermächtnis: eine Artenvielfalt, die nur auf offenen Flächen gedeihen konnte.

Das geschah lange bevor der Mensch in Europa auftauchte. Niemand konnte den riesigen Landtieren bis dahin gefährlich werden. Doch den effizienten Fremdlingen war selbst der mächtigste Bulle wehrlos ausgesetzt. Die Kolosse wurden zur begehrten Jagdbeute. Unseren Vorfahren gelang es, den Auerochsen zu zähmen. Der König wurde zum Sklaven. Das war der Anfang von seinem Ende als Wildtier. Gejagt, verfolgt und durch domestizierte Tiere von seinen Weidegründen vertrieben, musste er sich in unwirtliche Gegenden zurückziehen. In vorchristlicher Zeit boten Sümpfe und Auwälder Schutz vor der vorrückenden Menschheit. Im Mittelalter lebten nur noch wenige in den Wäldern des heutigen Polens.1627 starb dort das letzte Exemplar.

Der Auerochse 2.0 – Ein neues, altes Wildtier: Der Auerochse ist zwar ausgestorben, aber seine Gene sind immer noch da. Man könnte sogar sagen, dass er – durch den Menschen – zu einer der erfolgreichsten Arten auf der Erde wurde. Denn mit nicht weniger als 1,2 Milliarden Kühen, die es auf der Welt gibt, wurden seine Nachkommen zu den am zahlreichsten vorkommenden großen Säugetieren. Unter diesen gibt es noch ursprüngliche Rassen, auf die das Tauros-Programm aufbaut.

Der Leiter des Tauros-Programms Ronald Goderie und der Molekulargenetiker Richard Crooijmans wollen mit Hilfe solch ursprünglicher Rassen ein ausgestorbenes Tier zum Leben erwecken. Was wie Science-Fiction klingt, ist bestechend einfach: Auerochsen sind ausgestorben, aber ihr genetisches Material ist lebendig geblieben. Und so sollen jetzt moderne Gentechnik und wissenschaftliche Zuchtmethoden helfen, dem „König der Wildnis“ eine zweite Chance zu geben. In einem Schutzgebiet im niederländischen Brabant entsteht auf diese Weise – Generation für Generation – ein neues Wildtier. Obwohl dieses Tier seinen mythischen Vorfahren immer näherkommt, ist es wissenschaftlich gesehen kein Auerochse. Deshalb wurde ihm der Name Tauros gegeben – angelehnt an den griechischen Namen für Stier. Ronald Goderie und seine Mitstreiter sind keine Nostalgiker, die ein ausgestorbenes Tier nur um seiner selbst willen wieder zum Leben erwecken wollen. Ihr Ziel ist, dass die Tauros-Rinder in weiten, offenen Wildnis-Gebieten dem Artensterben und der Klimakrise entgegenwirken. Allein in der EU wird jedes Jahr eine Million Hektar Land von Viehhirten und Bauern aufgegeben. In drei Jahren entspricht das der Fläche von Belgien. Da mit den Menschen auch die domestizierten Weidetiere verschwinden, führt das zu einem ökologischen Desaster. Tausende Arten, die von natürlicher Beweidung und offenem Land abhängig sind, werden verloren gehen. Um diese Entwicklung aufzuhalten, werden seit einigen Jahren rückgezüchtete Auerochsen in verschiedenen europäischen Schutzgebieten ausgewildert. Was es aber bedeutet, frei und wild zu leben, konnte das Filmteam bei den Dreharbeiten in der Lika-Hochebene am Fuße des Velebit-Gebirges in Kroatien hautnah miterleben.

Michael Schlamberger: „Auf den ersten Blick schien diese Gegend ein idealer Ort für die Tiere zu sein, die aus Holland hierhergebracht wurden. Doch sie waren an die Gefahren einer solchen Wildnis noch nicht gut genug angepasst. Immer wieder stießen wir im Morgengrauen auf Tiere, die in der vergangenen Nacht von Wölfen totgebissen wurden. Kein einziges der Kälber, die im ersten Frühjahr zu Welt kamen, lebte am Ende des Sommers noch. Die Herde musste erst lernen, sich gegen Angriffe großer Raubtiere so erfolgreich zu verteidigen, wie es ihre Vorfahren taten.“ Die Rückkehr der Auerochsen ist Teil einer großen europäischen Geschichte: Wildnis wieder auf diesem Kontinent zulassen. Vor unseren Augen verändert sich die gesamte Landschaft. Menschen ziehen in Städte und Metropolen. Nahrung wird auf immer geringeren Flächen produziert. Äcker werden aufgegeben. Mit intensiver Landwirtschaft verschwindet Biodiversität. Obwohl heute weitaus mehr Menschen auf unserem Kontinent leben als noch vor 100 Jahren, wird auch verstärkt wieder den Tieren ihr Platz eingeräumt. „Wildtiere kehren in viele Gegenden zurück. Wer dachte vor 20 Jahren, dass sich der Wolf in fast allen europäischen Ländern wieder ansiedelt, der Bestand an Bären sich vergrößert und Elche ihre Verbreitung ausdehnen? Wenn wir uns für ein naturnäheres, wilderes Europa nachhaltig aussprechen würden, wäre der Auerochse dafür ein perfektes Symbol“, so Schlamberger.

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