Oö. Volksblatt: „Gleicher als gleich“ (von Harald ENGELSBERGER)

Ausgabe vom 29. Juli 2023

Alle Tiere sind gleich – aber manche sind gleicher. Frei nach George Orwells „Farm der Tiere“ versucht die Menschheit vehement, unisex zu werden. Wäre da nur nicht der kleine – anatomische – Unterschied, der Frauen Kinder gebären lässt und Männer zum Größenvergleich anspornt, der keinen Gewinner kennt, weil‘s ja bekanntlich ohnehin auf die Technik ankommt und gar nicht so sehr auf die Größe. Der Gender-Drang kennt kein Halten, die Möchtegern-Gleichheit treibt abgesehen von schrägen Wortkreationen auch andere seltsame Blüten: Frauen werden zu muskulösen Gewichthebern oder sie melden sich freiwillig zum Wehrdienst, Männer setzen sich beim Pinkeln brav nieder – alte Klischees werden nach und nach abgeschafft. Man fragt sich, wann wird der erste Mann endlich schwanger? Die Ehe für alle wird zum zivilisatorischen Muss ausgerufen, spaltet fast Staat und Kirche, und die Töchter kommen nach langer Diskussion endlich in die Hymne. Krasser Gegensatz dazu: Die weltweit steigende Diskrepanz zwischen Arm und Reich kratzt uns immer weniger, abgesehen von einjährigen weihnachtlichen Weckrufen. Dieser vermeintlich notwendige Wettstreit um die uniforme Gleichheit kennt keinen Sieger und wird erst dann verstummen, wenn die Künstliche Intelligenz den biologischen Menschen endgültig versklavt hat – und auch die Fortpflanzung von Robotern übernommen wird. Bits und Bytes werden es irgendwann richten – denn Roboter kennen kein Männlein oder Weiblein, nur Nullen und Einser. Heikel wirds dann, wenn auch die Nuller zu Einsern werden wollen.

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